Corona-Lockerungen Europa wagt ein bisschen Normalität
Viele Länder Europas lockern heute ihre Maßnahmen - darunter auch Staaten, die besonders von Corona betroffen sind. Unterschiede gibt es dabei auch innerhalb der Landesgrenzen: Auf Mallorca etwa öffnen die Straßencafés, in Madrid bleiben sie zu.
Das stark von der Pandemie betroffene Spanien geht bei der Lockerung der Corona-Maßnahmen regional unterschiedlich vor: Auf den Balearen, im Baskenland und in anderen Regionen beginnt Phase eins der Normalisierung - das heißt, Hotels, Restaurants und Bars im Freien dürfen wieder öffnen. So saßen auf Mallorca erstmals seit dem Beginn der Ausgangssperre Mitte März wieder Menschen in Außenbereichen von Bars zusammen. In anderen Regionen wie Katalonien oder Valencia sind Lockerungen dagegen nur begrenzt erlaubt. Die Hauptstadt Madrid und die Metropole Barcelona bleiben in "Phase null" mit strikter Ausgangssperre.
Insgesamt gibt es damit in zehn der 17 Regionen des Landes und den autonomen Städten Ceuta und Melilla Lockerungen. Außer in Madrid und Barcelona sind nun Treffen von bis zu zehn Personen erlaubt.
Erste Spaziergänge ohne Passierschein
In Frankreich durften die Menschen zum ersten Mal seit zwei Monaten wieder ohne schriftliche Erlaubnis ihre Wohnungen verlassen. In öffentlichen Verkehrsmitteln müssen jetzt Masken getragen werden - trotz Abstandsvorgaben waren manche Pariser Metros und Friseursalons voll. Die Beschränkungen für Sport oder Spaziergänge fallen weg, auch die Geschäfte sollen wieder öffnen. Restaurants und Bars bleiben zu.
Schrittweise sollen auch Schulen und Krippen aufmachen. Die Bewegungsfreiheit bleibt aber eingeschränkt: Wer mehr als 100 Kilometer (statt bisher ein Kilometer) weit weg will, braucht einen triftigen Grund. Außerdem könnte die Ausgangssperre laut Gesundheitsminister Olivier Veran wieder eingeführt werden, falls die Ausbreitung des Virus sich erneut beschleunigt.
Immer noch kein Pint im Pub
In Großbritannien verkündete Premierminister Boris Johnson gestern vorsichtige Lockerungen für England: Menschen, die nicht im Homeoffice arbeiten können, können unter Beachtung der Abstandsregeln wieder zur Arbeit gehen. Ab Mittwoch werden außerdem wieder uneingeschränkt körperliche Betätigungen im Freien erlaubt - im Kreise der Menschen aus dem eigenen Haushalt. Bislang durften die Briten nur einmal am Tag das Haus zum Sport oder Spazierengehen verlassen. Reisen innerhalb Englands, etwa zu Nationalparks oder an die Küste, werden ebenfalls wieder zugelassen. Die Lockerungen gelten nicht für die britischen Landesteile Schottland, Wales und Nordirland. Diese kündigten an, ihren eigenen - strikteren - Weg zu gehen.
Auf ihr Pint im Pub müssen Briten wohl noch länger verzichten: Außenminister Dominic Raab sagte dem Sender Sky News, dass Friseure und Restaurants frühestens im Juli öffnen dürften.
Viele Lockerungen in der Schweiz
Recht umfangreiche Lockerungen treten in der Schweiz in Kraft: Geschäfte, Restaurants und Museen dürfen wieder öffnen. In den Lokalen dürfen nur vier Gäste an einem Tisch sitzen, Ausnahmen gelten für Familien mit Kindern. Überall sind Hygienemaßnahmen sowie Abstand vorgeschrieben. Auch für viele Schüler beginnt der Unterricht wieder. Geschlossen bleiben bis Anfang Juni Kinos, Casinos, Schwimmbäder, Fitnesszentren und Campingplätze. Wer kann, soll weiter von zu Hause arbeiten, damit es kein Gedränge im Nahverkehr gibt. Masken sind keine Pflicht, aber etwa in Bus und Bahn empfohlen.
In Dänemark beginnt heute mit der Wiedereröffnung des gesamten Einzelhandels offiziell Phase zwei der Lockerungen. Bereits Mitte April waren die Tageseinrichtungen für Kinder sowie Schulen bis zur fünften Klasse geöffnet worden.
Nach fast zwei Monaten können auch in Tschechien die Menschen wieder zum Friseur gehen. Geschäfte in Einkaufszentren dürfen öffnen, der Betrieb in Museen, Galerien, Theatern, Kinos und Konzertsäle kann starten. Der reguläre internationale Reiseverkehr mit Bus, Bahn und Flugzeug wird wieder zugelassen. Für Ausländer gilt aber weiter ein weitgehender Einreisestopp.
Niederländische Grundschulen öffnen
In den Niederlanden öffnen die Grundschulen wieder - zunächst für je die Hälfte der Schüler pro Tag. Auch Kitas und Bibliotheken sind wieder offen. Friseure, Beauty-Salons und Masseure dürfen wieder Kunden empfangen. Sport im Freien ist wieder erlaubt - allerdings ohne Körperkontakt und nur, wenn ein Sicherheitsabstand von 1,5 Metern eingehalten wird.
Nach wochenlangem Verbot dürfen in Belgien wieder alle Geschäfte öffnen - allerdings unter strengen Hygieneauflagen. Zum Muttertag wurden bereits am Sonntag Einschränkungen gelockert: Jeder Haushalt darf nun vier Personen empfangen. Es müssen allerdings immer die gleichen sein - und sie dürften nur diesen einen Haushalt besuchen. Das Abstandsgebot gilt weiter.
Keine großen Veränderungen zum Wochenanfang gab es unter anderem in Italien und Österreich.