Mord an Journalistin EU will Beobachter nach Malta schicken
Der Skandal nach dem Mord an der maltesischen Journalistin Galizia weitet sich aus. Ein Geschäftsmann beschuldigt oberste politische Kreise. Das Europaparlament will eine Beobachtergruppe nach Malta schicken.
Nach dem Rücktritt ranghoher Politiker im Zusammenhang mit dem Mord an der Journalistin Daphne Caruana Galizia will das Europaparlament Abgeordnete nach Malta schicken. Mitglieder der Beobachtungsgruppe für Rechtsstaatlichkeit würden auf die Insel reisen, sagte die Vorsitzende der Gruppe, die Niederländerin Sophie in't Veld, im Europaparlament in Straßburg. Man wolle sich nicht in nationale Angelegenheiten einmischen. Der Druck auf Valletta müsse aber aufrechterhalten werden, damit die Wahrheit ans Licht komme, sagte die Abgeordnete.
"Ernste Lage"
Einem Medienbericht zufolge wurden die Minister des Landes am Abend zu einer dringenden Kabinettssitzung gerufen. Die Lage sei sehr ernst, sagte der stellvertretende Premierminister Maltas, Chris Fearne, der Zeitung "The Times of Malta". Details nannte er aber nicht.
Ein unlängst festgenommener Geschäftsmann sieht die Hintermänner des Auftragsmordes in den obersten politischen Rängen des EU-Landes, wie aus Polizei- und Justizkreisen verlautete. So werde Ex-Stabschef Keith Schembri bezichtigt, Urheber des Komplotts zu sein. Anfang der Woche war Schembri von seinem Amt als Stabschef des maltesischen Premierministers Joseph Muscat zurückgetreten. Auch Tourismusminister Konrad Mizzi trat zurück. Wirtschaftsminister Chris Cardona ließ mitteilen, dass er sein Amt ruhen lässt. Alle drei hatten bisher bestritten, in den Fall verwickelt gewesen zu sein.
Aus der Opposition wurden Rufe nach einem Rücktritt von Muscat laut. Auch Manfred Weber, Fraktionschef der Europäischen Volkspartei, kritisierte den maltesischen Regierungschef. Er habe diese Menschen die ganze Zeit geschützt und immer wieder verteidigt. Die Situation in Malta habe Konsequenzen für das gesamte europäische Projekt, so Weber weiter.
150.000 Euro für Auftragsmord?
Nach der Tat waren drei Verdächtige festgenommen worden. Einer von ihnen hatte im April 2018 ausgesagt, die Täter hätten für den Auftragsmord 150.000 Euro bekommen. Der Nachrichtenagentur Reuters war diese Information schon 2018 zugespielt worden, sie wurde aus Rücksicht auf die Ermittlungen bisher aber nicht veröffentlicht. Eine mit der Aussage des Verdächtigen vertraute Person sagte, die Täter hätten die Bombe über maltesische Kriminelle von der italienischen Mafia bezogen.
Die Journalistin Galizia war am 16. Oktober 2017 in ihrem Auto in die Luft gesprengt worden. Die damals 53-Jährige hatte unter anderem über Korruption bei Regierung und Geschäftsleuten auf Malta recherchiert.