Hintergrund

Hintergrund Die Atomanlagen in Iran

Stand: 25.08.2007 16:42 Uhr

Im Zuge des Atomstreits ist die iranische Atomanlage Isfahan in den Mittelpunkt des Interessese gerückt. Iran verfügt aber über weitere Anlagen, die sich zum Teil noch im Bau befinden und die den Kreislauf zur Uran-Anreicherung schließen sollen. Ein Überblick.

Das iranische Atomprogramm begann in den 70er Jahren mit deutscher Unterstützung. Nach der iranischen Revolution 1979, geriet das Programm zunächst ins Stocken, wurde in den 80er Jahren aber mit russischer Unterstützung wieder aufgenommen.

Nachfolgend dokumentiert tagesschau.de Auszüge aus der Liste der im Bau befindlichen oder bereits fertiggestellten nuklearen Anlagen, die Teheran der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) gemeldet hat:

Uran-Minen: In Saghand nahe der zentraliranischen Wüstenstadt Jasd und in Gchine nahe Bandar Abbas im Süden des Landes befinden sich zwei Uranminen im Aufbau. Teile der Minen arbeiten aber bereits. Dadurch ist Iran nicht auf den Import von Uran für den Start des Brennstoffkreislaufs angewiesen. Die Kapazität beider Minen soll den IAEO-Unterlagen zufolge bei insgesamt 71 Tonnen Uranerz im Jahr liegen. Allerdings besteht das abgebaute Uran zu nur zu etwa 0,7 Prozent aus dem spaltbaren U235, das am Ende eines langen Verarbeitungsprozesses als Brennstoff in Kernkraftwerken oder zum Bau einer Atombombe nutzbar ist.

Uran-Mühlen: Die erste Stufe der Uranaufbereitung findet in zwei Mühlen statt, die zusammen ebenfalls jährlich etwa 71 Tonnen Erz verarbeiten können sollen. Dort wird das Erz zum gelben Uranoxid konzentriert, dem so genannten Yellowcake. Während in Gchine die Mühle in direkter Nachbarschaft liegt, muss das Uran aus der Mine Saghand ins nahegelegene Ardakan transportiert werden.

Konversion: In der Atomanlage in der ehemaligen persischen Herrscherstadt Isfahan, die rund 260 Kilometer westlich von Jasd liegt, kann der Yellowcake in gasförmiges Uranhexafluorid (UF6) umgewandelt werden. Erst jetzt ist die eigentliche Anreicherung von U235 mit Gaszentrifugen möglich. Ursprünglichen iranischen Planungen zufolge soll die jährliche Konversionskapazität bei 200 Tonnen liegen. In Isfahan soll künftig auch eine Produktion von Brennstäben stattfinden.

Anreicherung: In Zentrifugen wird das gasförmige Uranhexaflorid in Rotation versetzt. Dabei wird das leichte U235 vom schweren U238 getrennt. Allerdings sind mehrere Durchläufe notwendig. Dafür sind die mehrere tausend Zentrifugen über ein kompliziertes Rohsystem miteinander verbunden. Erst wenn Uran zu mindestens 3,5 Prozent aus U235 besteht, kann es in Kernkraftwerken verwendet werden. Der Bau einer Atombombe erfordert eine Mindestkonzentration von etwa 90 Prozent.

Iran verfügt über drei Anreicherungsanlagen: Eine Versuchsanlage in der Hauptsstadt Teheran und eine weitere in Natanz, rund 200 Kilometer südlich von Teheran. Die Forschungsanlage von Natanz soll über etwa 1000 Zentrifugen verfügen. Iran plant in Natanz auch eine Anreicherungsanlage mit bis zu 50.000 Zentrifugen, wo ziviler Brennstoff produziert werden soll. Bislang verfügt Iran über ein paar hundert Zentrifugen. Unterlagen der IAEO zufolge könnte laut den iranischen Plänen in Natanz eine U235-Anreicherung von bis zu fünf Prozent gelingen. Die Anlage in Natanz soll teils unterirdisch angelegt und durch Flugabwehrsysteme geschützt sein.

Iran forschte in Lashkar Ab’ad zudem an der Urananreicherung mit Lasern, stellte das Programm eignen Angaben zufolge aber 2003 ein.

Kernkraftwerk: Der Leichtwasserreaktor im südiranischen Buschehr wurde russischen Angaben zufolge 2004 fertiggestellt. Allerdings ist der 1000-Megawatt-Reaktor noch nicht im Regelbetrieb. Teheran will mit Hilfe des Kraftwerks den heimischen Öl- und Gasverbrauch senken und mehr Rohstoffe exportieren. In den nächsten 20 Jahren will der Iran rund 20 weitere, kleinere Atomkraftwerke bauen. In Teheran und Isfahan existieren bereits Forschungsreaktoren.

Schwerwasser-Reaktor: Rund 250 Kilometer südlich von Teheran wurde in Arak mit dem Bau einer Fabrik für Schwerwasser begonnen. Das Schwerwasser könnte in dem bereits betriebsfähigen Versuchsreaktor in Isfahan als auch im Arak-Forschungsreaktor (Fertigstellung ist für 2009 geplant) genutzt werden. Die IAEO und die EU sind beunruhigt, weil der Schwerwasser-Reaktor in Arak voraussichtlich zwischen acht und zehn Kilogramm Plutonium im Jahr abwerfen wird, was für den Bau einer Atombombe ausreicht.