Sondertreffen der EU-Gesundheitsminister Europa will über Vogelgrippe aufklären
Trotz eines nur geringen Risikos für Menschen planen die EU-Staaten eine Aufklärungskampagne über die Gefahren der Vogelgrippe. Darauf verständigten sich die EU-Gesundheitsminister bei einem Sondertreffen in Wien. Gesundheitsministerin Schmidt plädierte zudem für schärfere Grenzkontrollen.
Von Michael Becker. MDR-Hörfunkstudio Brüssel
Vor laufenden Kameras knabberten die EU-Gesundheitsminister an Hähnchenkeulen - und bemühten sich nach Kräften, dabei möglichst vergnügt auszusehen. "Es gibt keinerlei Grund Geflügel oder Geflügelprodukte nicht zu konsumieren - sie sind absolut unbedenklich und sicher", erklärte die Gastgeberin, Österreichs Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat.
Nur wer intensiven Kontakt zu infizierten Tieren habe, der könne sich mit dem Vogelgrippevirus anstecken. Die österreichische Gesundheitsministerin präsentierte ihren Kollegen Informationsmaterial, das in Österreich zum Beispiel an Schulen und landwirtschaftliche Betriebe geschickt wurde. Es gehe vor allem darum, so viel Aufklärung wie möglich zu leisten, sagte Rauch-Kallat. Dazu sollen Informationskampagnen im Fernsehen gestartet werden - national und EU-weit.
Scharfe Kontrollen an EU-Außengrenzen gefordert
Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt plädierte außerdem dafür, die Kontrollen an den Außengrenzen der EU zu verschärfen. "Wir haben selbst in Deutschland erlebt, dass trotz der Gefahr und trotz der Informationen, die vermittelt worden sind, Geflügelprodukte und Federn eingeführt worden sind. Insofern setzen wir sehr darauf, dass die EU an den Außengrenzen stärker kontrolliert", sagte die Ministerin.
Gleichzeitig geht es darum, für den Fall vorzusorgen, dass das Vogelgrippevirus sich verändert und zu einer Art Supervirus mutiert, das auch von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Dies ist bisher nicht der Fall. Experten der Weltgesundheitsorgnisation warnen aber schon seit Jahren davor, dass ein solches Supervirus eine weltweite Grippe-Epidemie auslösen könnte -mit hunderttausenden Todesopfern. Die Frage sei nicht ob, sondern wann und wie es dazu komme.
Schmidt für mehr Medikamenten-Einlagerung
In der EU werden deshalb für den Ernstfall Grippemedikamente eingelagert. Ein Impfstoff kann erst entwickelt werden, wenn das Virus existiert - bis dahin müssten infizierte Menschen mit Grippemedikamenten wie Tamiflu oder Relenza behandelt werden.
Deutschland will für 20 Prozent der Bevölkerung Medikamente bestellen und einlagern - so wie von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen. Bundesgesundheitsministerin Schmidt wirbt dafür, dass andere EU-Länder diesem Beispiel folgen: "Ich werde dafür eintreten, dass die Mitgliedstaaten eine Bevorratung von antiviralen Mitteln vornehmen und dass wir uns dabei an den Empfehlungen der Wissenschaftler und Institute orientieren sollten."
Darüber hinaus könnte - zusätzlich zu den Vorräten der einzelnen EU-Länder - ein EU-Vorrat angelegt werden, erklärt die Ministerin. Außerdem wird bereits jetzt der Prototyp für einen Impfstoff entwickelt, der einem neuen Virus nur noch angepasst werden müsse.