EU-USA-Gipfel Warten auf den umstrittenen Gast
US-Präsident ist zu seinen Gipfelgesprächen mit den Europäern im irischen Shannon eingetroffen. Die Stippvisite des umstrittenen Gasts hat dem Südwesten der Insel nie da gewesene Sicherheitsvorkehrungen beschert: 4000 Polizisten und 2000 Soldaten sind wegen des EU/US-Gipfels im Einsatz.
Über die Vorbereitungen in Irland berichtet Sabina Matthay, RBB-Hörfunkkorrespondentin, zur Zeit in Limerick.
Die gepanzerte Limousine, die George W. Bush nach Schloss Dromoland bringen soll, steht schon am Flughafen Shannon: Der maßgeschneiderte Cadillac könnte einem Raketenangriff standhalten, das Fensterglas ist selbstverständlich kugelsicher, und der Fahrer hat ein Nachtsichtgerät.
Nie dagewesene Sicherheitsvorkehrungen
Die Sicherheit des amerikanischen Präsidenten, der in Begleitung von Außenminister Colin Powell und Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice anreist, ist seit Tagen Thema in den irischen Medien. Die Stippvisite des umstrittenen Gasts hat dem Südwesten Irlands nie da gewesene Sicherheitsvorkehrungen beschert: 4000 Polizeibeamten und 2000 Soldaten sind wegen des EU/US-Gipfels in der Region zusammengezogen worden.
"Der Grad der Bedrohung wird zwar als niedrig eingestuft, aber wenn es um den US-Präsidenten geht, dann gibt es immer eine gewisse terroristische Gefahr. Wir nehmen die potentielle Bedrohung sehr ernst", so Captain Adrian Jones, Pressesprecher der irischen Armee.
Kriegsgegner empört
Die Sicherheitskräfte überlassen nichts dem Zufall: Die Gegend um Flughafen und Tagungsort ist weiträumig abgeriegelt, Anwohner und Beschäftigte müssen sich mit Passierscheinen ausweisen, auf allen Dächern stehen Überwachungskameras, vor der Küste patrouilliert die Marine, selbst zwei Wasserwerfer wurden von der nordirischen Polizei ausgeliehen - alles zum Schutz von George W. Bush.
Diese Sicherheitsvorkehrungen haben den Zorn von Kriegsgegnern erregt, die fünf Kilometer vom Flughafen Shannon entfernt ein Lager aufgeschlagen haben und gegen die Bush-Visite protestieren wollen. Die Regierung von Bertie Ahern, so einer der Demonstranten, habe alles unternommen, um im Namen des guten Verhältnisses zu den USA friedliche Kundgebungen zu unterbinden: "Es ist schändlich, dass irische Minister und unser Regierungschef damit im Grunde sagen, es sei in Ordnung, Menschen im Irak zu töten, wenn wir nur Geld und Jobs dafür bekommen; ich schäme mich, dass wir aus diesem Grund nicht gegen George W. Bush protestieren sollen."
Volksfest für Clinton - Abwinken bei Bush
Rund 20.000 Bush-Gegner planen dem Vernehmen nach im ganzen Land Proteste während des Gipfels. Auch die übrige Bevölkerung ist dem derzeitigen US-Präsidenten vor allem wegen des Irakkriegs längst nicht so wohlgesonnen wie etwa dessen Vorgänger Bill Clinton. Der wurde bei seinem Staatsbesuch in Irland einst wie ein Volksheld gefeiert. Fragt man die Iren dagegen nach George W. Bush, winken die meisten ab.
Die Stimmung in der Stadt Shannon wenige Stunden vor der Ankunft des Präsidenten fasst Pfarrer Tom Ryan so zusammen: "Leider ist Präsident Bush nicht sehr willkommen. Als Christen müssen wir wohl jedermann willkommen heißen, aber man muss nicht unbedingt mit jedermanns Politik übereinstimmen und diesmal stimmt eben die übergroße Mehrheit der Menschen nicht mit der Politik der Regierung Bush überein."
Beim EU/US-Gipfel auf Schloss Dromoland wird der Irak allerdings nur eines von vielen Themen sein; die Lage im Nahen Osten steht ebenso auf der Tagesordnung wie die internationale Terrorismusbekämpfung und die Handelsbeziehungen zwischen Europa und den Vereinigten Staaten. Aus Kreisen der irischen Regierung war zwar zu hören, man habe Probleme mit manchen Aspekten der amerikanischen Außenpolitik, doch Regierungschef Bertie Ahern wird es darüber nicht zu Zerwürfnissen kommen lassen: Irland verdankt sein Wirtschaftswunder nicht zuletzt amerikanischen Direktinvestitionen.