Interview

Interview zur Lage in Iran "Das Ganze könnte bis Ostern gelöst sein"

Stand: 30.03.2007 12:46 Uhr

Wie geht es weiter mit den britischen Soldaten in Iran, wie könnte eine Lösung aussehen? Und welche Rolle spielt das Thema in der iranischen Öffentlichkeit? Peter Mezger, ARD-Korrespondent in Teheran, zeigt sich im Gespräch mit tagesschau.de optimistisch. Er glaubt, dass es noch vor Ostern eine Lösung geben könnte.

tagesschau.de: Die 15 britischen Soldaten wurden kurz vor der Verabschiedung einer neuen UN-Resolution von Iran festgesetzt. Ein Zufall - oder haben diese beiden Ereignisse miteinander zu tun?

Peter Mezger: Von einem Zufall kann man da wohl kaum sprechen. Ich glaube, da wollte man ein Zeichen setzen: Egal, was ihr in New York im Sicherheitsrat beschließt, wir sind diejenigen, die das Zepter in der Hand haben und die agieren. Ich glaube, die Hardliner, die in Iran das Sagen haben, wollten provozieren, um von den eigentlichen Schwierigkeiten im Land abzulenken, und um ihre eigene Position innerhalb des Regierungssystems zu stärken.

tagesschau.de: Sind die britischen Soldaten ein großes Thema in der iranischen Öffentlichkeit und in den Medien?

"Das Thema interessiert die Leute hier nicht"

Mezger: Nein, überhaupt nicht. Das Land ist flächendeckend im Neujahrsurlaub, der noch bis zum Montag andauert. Erst am Dienstag erscheinen auch die Zeitungen wieder. Die einzige Informationsquelle ist das iranische Staatsfernsehen - und da wird das Thema relativ klein gehalten. Es war auch nur ein ganz kurzer Ausschnitt des weltweit beachteten Filmstreifens zu sehen, in dem die 14 Soldaten und die Soldatin gezeigt wurden. Ansonsten gab es gestern Abend nur die kurze Aussage des Sekretärs des obersten nationalen Sicherheitsrates, dass nach dem "politischen Tamtam die geplante Freilassung der Soldatin" wieder verschoben worden sei. Das Thema ist den Leuten also nicht richtig nahe gebracht worden - und es interessiert sie auch nicht. tagesschau.de: Wie ist das Hin und Her um die Freilassung der Soldatin einzuschätzen? Wie geht es jetzt weiter?

Mezger: Ich glaube, dass Bewegung in die Sache gekommen ist, nachdem der türkische Regierungschef Erdogan gestern in einem Telefonat mit dem iranischen Präsidenten Ahmadinedschad darauf gedrängt hat, dass zumindest die Soldatin freigelassen wird und dass der türkische Botschafter die Briten, die offenbar hier in Teheran in einer Kaserne untergebracht sind, besuchen kann. Ahmadinedschad, so heißt es, hat eine "positive Prüfung" dieser Sache zugesagt. Was zum anderen ein gutes Zeichen sein könnte, ist, dass die iranische Seite nun eine diplomatische Note an die Briten übergeben hat. Man weiß zwar nicht, was in der Note steht - aber immerhin, wenn man schon nicht miteinander redet, so verkehrt man doch zumindest schriftlich miteinander. Und das ist sehr positiv zu bewerten. Negativ könnte ins Gewicht fallen, dass gerade ein Fernsehauftritt eines der britischen Soldaten mit einem angeblichen Geständnis gezeigt wurde. Er hat - vermutlich erzwungenermaßen - zugegeben, dass sich die britischen Soldaten in iranischen Gewässern befunden haben.

"Eine militärische Lösung gibt es ohnehin nicht"

tagesschau.de: Wie wahrscheinlich ist es, dass sich Iran dem internationalen Druck beugen wird?

Mezger: Ich glaube, Iran hat immer noch nicht den Punkt überschritten, ab dem es dann sehr, sehr ernst werden könnte. Ich glaube, die Politiker, die hier das Sagen haben, wissen genau, wann dieser Punkt kommt. Und wann es Zeit wird für eine diplomatische Lösung - eine militärische gibt es ohnehin nicht.

tagesschau.de: Wie kann eine Lösung aussehen? Wie groß ist die Chance, dass die 15 Soldaten in absehbarer Zeit freikommen?

Mezger: Nachdem das richtig ausgereizt worden ist, nachdem vielleicht doch auch die von den USA im Irak festgesetzten Iraner, an denen man hier in Teheran ein großes Interesse hat, freigelassen worden sind - ich glaube, dass die Sache hier vielleicht noch vor Ostern gelöst werden könnte.

Das Interview führte Ralph Sartor, tagesschau.de.