Verbindung zwischen dem Festland und Sizilien Eine Brücke für sechs Milliarden Euro
Italiens Ministerpräsident will sich ein Denkmal setzen: Gegen alle Bedenken soll schon in wenigen Wochen Baubeginn für eine Brücke vom italienischen Festland nach Sizilien sein. Vor drei Jahren stoppte sein Vorgänger Prodi das Vorhaben, jetzt will Berlusconi das sechs Milliarden teure Projekt umsetzen.
Von Stefan Troendle, ARD-Hörfunkstudio Rom
Es dürfte die größte Baustelle Europas werden und die umstrittenste. Schon bald soll es so weit sein. Knapp zwei Wochen nach der Unwetterkatastrophe mit inzwischen 30 Toten in Messina hat Ministerpräsident Silvio Berlusconi - quasi nebenbei - den Baubeginn für eines seiner Lieblingsprojekte angekündigt: der Brücke von Italien nach Sizilien. Wahrscheinlich schon im Dezember, spätestens im Januar würden die Arbeiten beginnen, so Berlusconi.
Baukosten: 6,1 Milliarden Euro
Vor sechs Jahren war es schon einmal fast soweit. Damals war von Baukosten in Höhe von mindestens 4,5 Milliarden Euro die Rede, die die drittlängste Hängebrücke der Welt kosten sollte. Inzwischen spricht man von 6,1 Milliarden Euro. 380 Meter sollen die Pfeiler der "Ponte sullo stretto" in den Himmel ragen. Das reicht für eine Länge von 3300 Metern - drei mal so lang wie die Golden Gate Bridge.
Kritiker bemängeln jedoch zahlreiche Risiken. Die Meeresströmungen sind dort sehr stark und wurden schon von Homer in seiner Odysee beschrieben. Außerdem wehen dort starke Winde und die Gegend ist extrem erdbebengefährdet. Und auch der Ätna ist nicht weit - von Risiken für die Umwelt ganz abgesehen. An bis zu 100 Tagen pro Jahr könnte die sechsspurige Brücke geschlossen bleiben, heißt es, die Fährschiffe müssten also parallel in Betrieb bleiben.
Kritik von Opposition und Umweltschützern
Vor allem aber fehlt die Infrastruktur. Die Autobahnen in Kalabrien spotten jeder Beschreibung, die Bahnstrecke nach Palermo ist immer noch eingleisig. Und dass die Mafia sich gerne an Großbaustellen beteiligt und Gelder versanden lässt, ist ebenfalls kein Geheimnis. Die Umweltschutzorganisation Legaambiente kritisierte nach der Ankündigung Berlusconis, mit den bereitgestellten Mitteln solle man lieber die Gegend um Messina und Reggio Calabria sichern, damit sich Katastrophen wie die vor zwei Wochen nicht wiederholen können.
Von Oppositionsführer Dario Franceschini von der PD war ähnliches zu hören. Die Ankündigung dieses Mammutbauwerks ein paar Tage nach dem Erdrutsch sei absolut unqualifiziert, so der Politiker.