Zehn Jahre verschwunden Was geschah mit Flug MH370?
Es ist eines der größten Rätsel der Luftfahrtgeschichte: Vor zehn Jahren verschwand Flug MH370 vom Radar - und mit ihm 239 Menschen. Bis heute ist unklar, was geschah. Das Wrack wurde nie gefunden.
"Good night, Malaysian three seven zero" - das ist die letzte Nachricht des Piloten von Flug MH370.
Es war ein Routine-Flug. Um kurz nach Mitternacht hebt die Passagiermaschine in Kuala Lumpur, Malaysia, ab. Ihr Ziel: Peking. Nach rund einer Stunde verschwindet die Boeing 777 plötzlich spurlos vom Radar - und mit ihr 239 Passagiere und Crew-Mitglieder.
Tage später die Nachricht, die niemand hören will: "Flight MH370 ended in the southern Indian Ocean." Flug MH370 ist vermutlich im südlichen Indischen Ozean abgestürzt. Doch wie genau und warum? Das ist bis heute unklar.
Zermürbende Ungewissheit
Klar ist: Kurz nach der letzten Nachricht des Piloten schaltet jemand den Transponder ab - ein Gerät, das der Flugsicherung am Boden Daten übermittelt. Wer den Aus-Knopf drückt und warum, ist nicht bekannt. Radar- und Satellitendaten zufolge ändert die Maschine ihren Kurs - sie dreht und fliegt zurück nach Malaysia.
Für die Angehörigen ist die Ungewissheit zermürbend. "Ich glaube, mein Sohn ist immer noch auf dem Flug", sagt der 66-jährige Li Eryou der Nachrichtenagentur AP. "Er ist da. Oder er lebt auf einer einsamen Insel wie Robinson Crusoe." Er selbst treibe seitdem wie ein Gespenst durchs Leben, so der Vater. "Wenn ich meine Freunde und Verwandten treffe, setze ich ein Lächeln auf. Nur nachts bin ich ich. Dann kann ich weinen, ohne dass die Leute es merken."
Gefunden wurden bisher nur einzelne Wrackteile - auf Inseln im Indischen Ozean und an Stränden an der afrikanischen Küste.
Teile gefunden, aber kein Wrack
Über die Jahre haben mehrere Länder und ein privates Unternehmen nach dem Wrack gesucht, aus der Luft, mit Schiffen und unter Wasser. Es war eine der teuersten und umfangreichsten Such-Aktionen der Geschichte. Dennoch: Das Wrack und die Leichen der Passagiere und Crew-Mitglieder bleiben verschollen. 2018 wird die Suche eingestellt.
Angehörige wie Nathan, dessen Frau an Bord war, geben die Hoffnung nicht auf: "Natürlich wird das Flugzeug gefunden werden. Es ist nur eine Frage der Zeit. Es wurden auch versunkene Schiffe nach hunderten von Jahren gefunden."
Gefunden wurden bisher nur einzelne Wrackteile - auf Inseln im Indischen Ozean und an Stränden an der afrikanischen Küste. Drei Wrackteile stammen nachweislich von Flug MH370. Bei Dutzenden weiteren wird es für wahrscheinlich gehalten.
Forderungen nach Wiederaufnahme der Suche
Angehörige fordern, dass die Suche wieder aufgenommen wird. Es gebe heute neue technische Möglichkeiten und das Suchgebiet sei eingegrenzter.
Der Verkehrsminister von Malaysia sagte vor wenigen Tagen bei einer Gedenkfeier, dass man die Suche wieder aufnehmen könne. Die amerikanische Firma Ocean Infinity habe eine weitere Suchaktion angeboten. Der Deal: Die Firma erhält nur Geld, wenn sie das Flugzeug findet. Das Meer in der Gegend sei Tausende Meter tief, sehr kalt, mit geringer Strömung. Die Chancen seien daher gut, dass Wrack noch relativ intakt zu finden.
Ein Fund könnte den Angehörigen endlich Antworten liefern. Derzeit geistern wilde Theorien und Spekulationen durchs Netz. War es ein Selbstmord des Piloten? Eine Entführung? Wurde das Flugzeug abgeschossen? Oder war es ein technischer Fehler, ein Feuer, gab es einen Druckabfall in der Kabine - und das Flugzeug stürzte ab, als das Benzin aufgebraucht war?
"Wahrheit - das ist alles, was wir wollen"
"Eines Tages wird sich jemand melden, und uns sagen, was wirklich passiert ist", sagt die Frau eines Stewards von Malaysia Airlines. "Die Wahrheit - das ist alles, was wir wollen. Wir warten sehnsüchtig auf diesen Tag."
Die meisten Passagiere an Bord kamen aus China. Andere aus Frankreich, den USA, Russland, Australien - insgesamt aus 14 Ländern. "Auch wenn wir aus unterschiedlichen Teilen der Welt kommen, unterschiedliche Religionen oder Hautfarben haben, unsere Liebe für unsere Angehörigen ist universell. Wir haben das gleiche Ziel", sagt Jiang Hui, dessen Mutter an Bord war.
Die Luftfahrtindustrie hat aus dem Verschwinden gelernt. In Europa etwa muss inzwischen ein zusätzliches Unterwasser-Ortungsgerät eingebaut werden, das mindestens 90 Tage lang in voller Stärke ein Signal senden kann statt wie bisher 30.
In Peking, wo die Maschine nie ankam, startete vergangenes Jahr ein Gerichtsverfahren. 40 Familien klagen auf Schadenersatz oder Entschädigung. Für sie ist es unbegreiflich, dass die Maschine - auch zehn Jahre später - noch immer verschwunden ist.