Rettungsschiff "Alan Kurdi" Vier EU-Länder nehmen Geflüchtete auf
Die 64 Migranten an Bord des Rettungsschiffes "Alan Kurdi" sollen nach Deutschland, Frankreich, Portugal und Luxemburg gebracht werden. Das Schiff darf aber nicht in Malta anlegen.
Die auf einem deutschen Rettungsschiff im Mittelmeer seit mehr als einer Woche ausharrenden 62 Migranten sollen in Malta an Land gehen. Von dort würden sie nach Deutschland, Frankreich, Portugal und Luxemburg gebracht, teilte die maltesische Regierung mit. Der maltesische Regierungschef Joseph Muscat schrieb am Samstag im Kurzbotschaftendienst Twitter, die Flüchtlinge dürften allerdings nicht in Malta bleiben. Das Land könne "diese Last nicht allein tragen".
Keine Hafeneinfahrt in Italien und Malta
Das Rettungsschiff "Alan Kurdi" von der Organisation Sea-Eye hatte die Menschen am 3. April vor der libyschen Küste gerettet. Das Schiff bekam keine Genehmigung, in einen sicheren Hafen einzufahren, da Italien und Malta auf eine Verteilung der Menschen auf andere EU-Länder pochten. Zwei Frauen wurden aus gesundheitlichen Gründen in Malta an Land gebracht.
"Es ist einfach nicht erklärbar, warum es notwendig war, dass die Leute während der langen Verhandlungen an Bord bleiben mussten, während Regierungen über 64 Einzelschicksale verhandelten", sagte Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye.
Ein maltesischer Diplomat sagte, die Migranten würden nun von dem Rettungsschiff auf ein maltesisches Schiff umsteigen, das sie dann an Land bringe.
Freiwillige der Organisation Sea-Eye retteten am 3. April 64 Flüchtlinge vor der libyschen Küste von einem Schlauchboot.
Deutschland hatte sich bereits vor einer Woche bereit erklärt, einen Teil der Geflüchteten aufzunehmen. Allerdings fühle sich die Bundesregierung nicht alleine für das Schicksal der 64 Migranten zuständig, hatte Innenminister Horst Seehofer erklärt.
Italiens Innenminister Salvini zeigt sich zufrieden
Der italienische Innenminister Matteo Salvini teilte über Twitter mit, er sei erfreut über den Ausgang: "Wie versprochen, wird kein Immigrant von diesem deutschen Schiff in Italien ankommen." Malta stufe Hilfsorganisationen wie "Sea Eye" zu Recht als gefährlich ein, schrieb Salvini und erklärte, Italien stehe an der Seite Maltas "im Kampf gegen Schlepper".
Die maltesische Regierung beklagte, dass "wieder einmal der kleinste EU-Mitgliedstaat unter unnötigen Druck" gesetzt worden sei. Malta sei gezwungen worden, ein Problem zu lösen, für das es gar nicht zuständig sei, erklärte die Regierung. Ende März hatte Malta 108 Migranten von einem entführten Tankschiff aufgenommen. Das Schiff hatte Schiffbrüchige in internationalen Gewässern vor Libyen aufgenommen und war von ihnen in Richtung Europa umgeleitet worden. Drei junge Afrikaner wurden deswegen angeklagt.
IOM: 256 Menschen in diesem Jahr auf Flucht ertrunken
Seit Jahresbeginn sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) 356 Menschen im Mittelmeer ertrunken oder gelten als vermisst. Die "Alan Kurdi" ist nach einem dreijährigen Jungen benannt, der im September 2015 auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise im Mittelmeer ertrunken war. noe/gt