Seenotrettungsschiff "Alan Kurdi" "Soll sie nach Hamburg fahren"
Die deutsche Hilfsorganisation Sea-Eye hat erneut Migranten im Mittelmeer gerettet und sucht einen sicheren Hafen. Doch Italien geht wieder auf Konfrontation. "Soll sie nach Hamburg fahren", sagt Innenminister Salvini.
Die deutsche Hilfsorganisation Sea-Eye hat im Mittelmeer nach eigenen Angaben mehr als 60 Migranten an Bord ihres Rettungsschiffes aufgenommen. Unter den Geretteten seien auch Frauen, ein Kind und ein Baby, erklärte die Regensburger Hilfsorganisation.
Die Retter seien am Morgen von der Organisation Alarmphone auf den Seenotrettungsfall hingewiesen worden und hätten daraufhin das nach eigenen Angaben manövrierunfähige Schlauchboot gefunden.
Die Rettungsleitstellen in Italien und Malta hätten zuvor beim Angebot von Sea-Eye, nach den Vermissten zu suchen, auf die Zuständigkeit der libyschen Küstenwache verwiesen. Diese sei aber nicht zu erreichen gewesen, erklärte die Organisation. Nun warte die "Alan Kurdi", die unter deutscher Flagge fährt, auf die Zuweisung eines sicheren Hafens. Das Auswärtige Amt sei eingeschaltet worden.
Kritik von Salvini
Der italienische Innenminister Matteo Salvini ließ die Seenotretter aber umgehend abblitzen. "Schiff mit deutscher Flagge, deutsche NGO, deutscher Reeder und Kapitän aus Hamburg", erklärte Salvini. "Sie hat in libyschen Gewässern eingegriffen und fordert einen sicheren Hafen. Gut, dann soll sie nach Hamburg fahren."
Italien hatte wie Malta NGOs in den vergangenen Monaten immer wieder das Anlegen ihrer Schiffe mit geretteten Migranten verwehrt. Teilweise wurden sie tagelang im Mittelmeer blockiert, bis eine Verteilung mit anderen europäischen Staaten für die Geretteten gefunden wurde. Auf einen langfristigen Mechanismus dafür konnten sich die EU-Staaten bislang nicht einigen.
Sea-Eye hatte unweit der libyschen Küste zuvor nach 50 Menschen gesucht, die seit Montagnacht vermisst werden. Nach Angaben des Sprechers der Internationalen Organisation für Migration, Flavio Di Giacomo, gab es weder von ihnen noch von 41 Migranten, die am 23. März aus Libyen abgefahren seien, ein Lebenszeichen.