Umsturzversuch Montenegro beschuldigt Russland
Die montenegrinische Justiz macht Russland für einen Putschversuch 2016 mitverantwortlich. "Russische staatliche Organe" seien tatbeteiligt gewesen, sagte ein Sonderermittler. Der Kreml wies die Vorwürfe als "absurd und substanzlos" zurück.
Montenegro geht nach einem fehlgeschlagenen Umsturzversuch im vergangenen Oktober von einer Beteiligung Russlands aus. Das hätten die Ermittlungen ergeben, so die montenegrinische Staatsanwaltschaft. Zunächst hätten die Behörden in Podgorica nur eine Mitwirkung "russischer Nationalisten" hinter dem Putsch-Plan vermutet, inzwischen sähen sie "russische staatliche Organe" als tatbeteiligt an, sagte Sondermittler Milivoje Katnic.
"Absurde Vorwürfe"
Die russischen Behörden müssten diese Vorgänge untersuchen und strafrechtlich verfolgen. Der Kreml bezeichnete die neuen Vorwürfe umgehend als unverantwortlich, substanzlos und absurd.
In dem Fall gibt es inzwischen 25 Tatverdächtige, vor allem Serben. Der serbische Nationalist Aleksander Sindjelic sei bei den Vorbereitungen zu dem Putschversuch nach Moskau eingeladen worden, sagte Ermittler Katnic. Als Verbindungsmann in der russischen Militärzentrale gab er Eduard Sismakow an, der unter dem Decknamen Schirakow auftrete. Ziel des Auftrags sei es gewesen, eine Aufnahme Montenegros in die NATO zu verhindern.
Im Zentrum der Wahl in dem 640.000-Einwohner-Staat stand Mitte Oktober die Frage, ob sich der Balkanstaat enger an den Westen oder an Russland binden soll. Die prorussische Demokratische Front (DF), die gegen einen EU- und NATO-Beitritt ist, erhielt nur etwa ein Fünftel der Stimmen.
Bewaffneter Angriff geplant?
Schon unmittelbar nach der Wahl war von einem mutmaßlichen Komplott einer serbischen Extremistengruppe zum Sturz der Regierung die Rede, das die Polizei nach eigenen Angaben verhindern konnte. Die Polizei hatte demnach zunächst 20 Serben festgenommen. Diese sollen bewaffnete Angriffe auf die die Menge geplant haben, die vor dem Parlament die Verkündung der Wahlergebnisse erwartete. Zudem hätten sie den Ministerpräsidenten gefangen nehmen, die Kontrolle über das Parlament ergreifen und den "Sieg gewisser Parteien" verkünden wollen.
In der vergangenen Woche wurde drei serbische Nationalisten wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung zum Zwecke eines Umsturzes zu jeweils fünf Monaten Gefängnis verurteilt. Unter den Verdächtigen sind auch zwei DF-Abgeordnete, deren parlamentarische Immunität aufgehoben wurde. Die Staatsanwaltschaft ordnete an, dass sie auf freiem Fuß bleiben.