"Taktische Lenkwaffe" Nordkorea testet offenbar neues Waffensystem
Nordkorea hat eigenen Angaben zufolge erfolgreich eine neuartige taktische Lenkwaffe getestet. Die Entwicklung dieses Waffensystems erhöhe die Effizienz beim Einsatz von "taktischen Atomwaffen", berichteten die Staatsmedien.
Nordkorea hat nach eigenen Angaben ein neues Waffensystem getestet, das die Effizienz seiner taktischen Atomwaffen erhöhen werde. Die "taktische Lenkwaffe neuen Typs" sei von "großer Bedeutung für die drastische Verbesserung der Feuerkraft der Artillerieeinheiten an der Front und die Steigerung der Effizienz beim Einsatz taktischer Atomwaffen", meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA.
Demnach war Machthaber Kim Jong Un bei dem Test vor Ort. Kim habe einem militärischen Forschungsteam "wichtige Anweisungen zum weiteren Ausbau der Verteidigungskapazitäten und der nuklearen Kampftruppen" gegeben, berichtete KCNA. Fotos, die von der Zeitung "Rodong Sinmun" veröffentlicht wurden, zeigten einen grinsenden Kim, der applaudierte, als er den Testabschuss der Waffe beobachtete.
Offenbar Aktivitäten auf Atomtestgelände
Der Generalstab der südkoreanischen Streitkräfte bestätigte den Test und sprach von zwei "Projektilen", die Nordkorea am Samstagabend (Ortszeit) in Richtung offenes Meer abgefeuert habe. Sie seien etwa 25 Kilometer hoch und 110 Kilometer weit geflogen und hätten vierfache Schallgeschwindigkeit erreicht. Experten vermuteten, dass es sich dabei um neue ballistische Kurzstreckenraketen handeln könnte. Es wäre das erste taktische Atomwaffenträgersystem des Landes, hieß es. UN-Resolutionen verbieten Nordkorea die Erprobung von ballistischen Raketen jeglicher Reichweite, die je nach Bauart auch einen Atomsprengkopf tragen können.
Die USA hatten vor einem möglichen nordkoreanischen Atomwaffentest rund um Nordkoreas Nationalfeiertag am 15. April gewarnt. Dieser wurde mit einer großen Prozession, Feuerwerk und Synchrontanz begangen - aber ohne die übliche Militärparade. Nordkorea hat seit 2017 keine Atomwaffen mehr getestet. Zuletzt ließ Machthaber Kim aber eine ganze Reihe von Raketentests ausführen, das Militär feuerte dabei auch erstmals seit 2017 wieder eine Interkontinentalrakete ab.
Satellitenbilder zeigen zudem Anzeichen für neue Aktivitäten in einem Tunnel auf dem Atomtestgelände Punggye-ri. Kürzlich drohte Nordkorea darüber hinaus, Atomwaffen einzusetzen, sollte Südkorea ds Land präventiv angreifen.
Nordkorea hat seit 2006 sechs Mal Atomwaffen getestet und 2017 den Erfolg seines stärksten Tests verkündet - eine Wasserstoffbombe mit einer geschätzten Sprengkraft von 250 Kilotonnen. Experten gehen davon aus, dass Pjöngjang sich nun darauf konzentriert, die Sprengköpfe kleiner zu machen, um sie auf seine Interkontinentalraketen montieren zu können.
Militärübungen Südkoreas mit den USA
Am Montag beginnen die Streitkräfte der USA und Südkoreas neue Militärübungen. Pjöngjang kritisiert regelmäßig, dass es sich durch solche Übungen bedroht fühlt. Der südkoreanische Generalstab betonte jedoch, dass es sich diesmal um "Computersimulationen und nicht um ein echtes militärisches Manövertraining" handle.