Blutbad von Orlando erreicht US-Wahlkampf Mehr Waffen oder mehr Waffenkontrolle?
Das Massaker in einem Schwulenclub in Orlando wird immer mehr zum Wahlkampfthema. Die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Clinton forderte mehr Waffenkontrolle. Ihr republikanischer Gegenspieler Trump hingegen forderte mehr Waffen zur Selbstverteidigung.
Immer mehr Details über das Massaker in der Diskothek "Pulse" am frühen Sonntagmorgen werden bekannt. Omar Mateen lachte, als er seinen Freund erschoss, erzählt ein Überlebender. Dieses Bild habe sich in seinem Kopf festgesetzt.
Mateen besuchte regelmäßig das "Pulse", den hauptsächlich von Homosexuellen besuchten Club in Orlando, in dem er am Sonntag 49 Menschen tötete. Chris Callen, der im "Pulse" als Diskjockey arbeitet, erinnert sich daran, dass Mateen freundlich gewesen sei, schon seit geraumer Zeit sei er in die Bar gekommen. Auch habe er eine Dating-App für Schwule genutzt, berichtete die "LA Times".
Mateens Ex-Frau Sitora Yusufiy, die sich 2011 von ihm getrennt hatte, sagte auf die Frage, ob sie vermute, dass er selbst homosexuell gewesen sei: "Das könnte durchaus sein, es muss einen Grund geben."
Täter widersprach sich bei Treueschwüren
Mateen habe sich ohne direkte Kontakte zu Terrornetzwerken selbst radikalisiert, sagten US-Präsident Barack Obama und FBI-Chef James Comey. Der Chef der Bundespolizei äußerte sich überzeugt: Es gebe keine Hinweise darauf, dass es sich um ein außerhalb der Vereinigten Staaten geplantes Verbrechen handele. Nach FBI-Erkenntnissen widersprach sich Mateen bei seinen Treueschwüren zu unterschiedlichen Terrorgruppen, die zum Teil miteinander konkurrieren.
Die Spitzenkandidaten der Parteien im US-Wahlkampf reagierten höchst unterschiedlich. Die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton ging von der Tat eines "einsamen Wolfs" aus, forderte wie auch die Vereinten Nationen mehr Waffenkontrolle und die Zusammenarbeit mit US-Muslimen. Kriegswaffen hätten nichts auf amerikanischen Straßen zu suchen, so Clinton.
Hillary Clinton geht von der Tat eines "einsamen Wolfs" aus.
Trump fordert mehr Waffen zur Selbstverteidigung
Trump, der für die republikanische Partei antritt, forderte erneut einen Einreisestopp für Muslime. Der riesige Zufluss syrischer Flüchtlinge müsse gestoppt werden. Die USA sind allerdings noch weit davon entfernt, die für 2016 zugesagten 10.000 Syrer aufzunehmen. Und der Täter von Orlando war amerikanischer Staatsbürger. Trump forderte auch mehr Waffen, mit denen sich bedrohte Menschen verteidigen könnten. Clintons Plan sei es, gesetzestreue Bürger zu entwaffnen, den 2. Verfassungszusatz abzuschaffen und nur noch "den Bösen" und den Terroristen ihre Waffen zu lassen.
Allerdings hatte Clinton gar nicht gefordert, das Recht auf Waffenbesitz abzuschaffen. Präsident Obama verstehe die Vorgänge von Orlando nicht, oder er verstehe sie besser als irgendjemand sonst, sagte Trump in einem Telefoninterview. Die "Washington Post" sah darin eine Unterstellung Trumps, Obama habe etwas mit dem Massaker von Orlando zu tun. Trump entzog der Traditionszeitung daraufhin die Akkreditierung für seine Veranstaltungen.
Obama wird am Donnerstag nach Orlando reisen, um sich mit Hinterbliebenen und Helfern zu treffen.