Papst in Bahrain Franziskus kritisiert Arbeitsbedingungen
Der Besuch des Papstes in Bahrain stieß im Vorfeld auf Kritik. Der Vorwurf: Er werde das Regime reinwaschen. Doch trotz gesundheitlicher Probleme hat Franziskus mit deutlichen Worten geantwortet, kritisierte Todesstrafe und Arbeitsbedingungen.
Warum tut Papst Franziskus sich das immer noch an? Warum reist er immer wieder? Obwohl auch beim Besuch in Bahrain deutlich wird, dass er das teilweise unter großen Schmerzen im Knie tut und deswegen immer wieder auf die Hilfe eines Rollstuhls angewiesen ist.
Die Antwort auf die Fragen war in Franziskus' Gesicht abzulesen, als er am Morgen im weißen Papamobil, begleitet von spirituellen Gesängen und "Viva il Papa"-Rufen, in das mit 28.000 Menschen gefüllte Nationalstadion in Awali fuhr.
Papst spricht spanisch, damit Arbeitsmigranten ihn verstehen
Der Papst strahlte aus tiefstem Herzen, immer wieder zog er sich an einer Stange des Papamobils hoch, um den Menschen zuzuwinken, Kindern über den Kopf zu streicheln. Der direkte Kontakt mit möglichst vielen Gläubigen der Weltkirche, das machen die Tage von Bahrain deutlich, sind für Franziskus immer noch Lebenselixier.
In seiner Predigt - die er auf Spanisch hielt, damit ihn möglichst viele der in Bahrain lebenden Arbeitsmigranten verstehen - rief Papst Franziskus die Gläubigen auf, Friedensstifter zu sein, im kleinen Privaten, aber auch, indem sich Christen nicht beteiligten an der Eskalation von Gewalt und Krieg in der Welt:
Es ist notwendig solche Situationen zu entschärfen, die Kette des Bösen zu lösen, die Spirale der Gewalt zu durchbrechen.
Im Krieg in der Ukraine war Franziskus in der Vergangenheit vorgeworfen worden, Russland gegenüber zu sanfte Töne zu verwenden. Beim "Bahrain-Forum für Dialog" wählte Papst Franziskus ungewöhnlich scharfe Worte. Ohne Russlands Präsidenten Putin beim Namen zu nennen, sprach Franziskus von "einigen wenigen Mächtigen", die in einem "kindischen Szenario" für "Partikularinteressen" kämpften, um "Einflusszonen neu abzustecken".
Am Abend, fernab der Öffentlichkeit, traf der Papst in Bahrain drei ukrainische Flüchtlingsfamilien zu einem Gespräch.
Religionen sollten keine Konflikte anheizen
Unter anderem beim Treffen mit dem muslimischen Ältestenrat wurde der zweite Grund klar, warum sich Franziskus trotz wieder zunehmender gesundheitlicher Probleme aufgemacht hatte nach Bahrain. Der Dialog mit dem Islam ist in den vergangenen Jahren zu einem Hauptthema seines Pontifikats geworden. Die Religionen, so eine Grundüberzeugung des Papstes, seien dazu da, Frieden zu stiften und nicht Konflikte anzuheizen. In Bahrain sagte er vor dem muslimischen Ältestenrat:
Der Gott des Friedens stachelt niemals zum Hass auf und unterstützt niemals Gewalt. Und wir sind aufgerufen, den Frieden zu fördern durch Instrumente des Friedens wie die Begegnung, geduldige Verhandlungen und den Dialog, der Sauerstoff des Zusammenlebens ist.
Tabus kommen zur Sprache
An Franziskus‘ Reise nach Bahrain hatte es vorher Kritik von Menschenrechtsorganisationen gegeben. Der Besuch des Papstes sei "White Washing", lautete der Vorwurf, eine Hilfe für die Machthaber im Golfstaat, sich moralisch reinzuwaschen. Franziskus verteidigt sich auch hier mit dem Hinweis, dass für ihn der Dialog Grundlage des Zusammenlebens sei.
Gleichzeitig ließ der Papst in Bahrain kaum eine Gelegenheit ungenutzt, um auch in Anwesenheit vom König Hamad bin Isa Al Chalifa Themen anzusprechen, die im Land sonst tabu sind. Amnesty International kritisiert, in Bahrain würde die schiitische Bevölkerungsmehrheit von der sunnitischen Führungsschicht unterdrückt, einige ihrer wichtigsten Repräsentanten säßen im Gefängnis.
Papst kritisiert Todesstrafe und Arbeitsbedingungen
Franziskus erinnerte den König Bahrains daran, dass die Verfassung des Landes ausdrücklich Diskriminierung aufgrund von Religion verbiete. Er mahnte seinen Gastgeber, die Religionsfreiheit müsse auch in der Praxis gewährleistet werden: "Damit gleiche Würde und gleiche Chancen für jede Gruppe und jeden Menschen anerkannt werden; damit es keine Diskriminierung gibt und die grundlegenden Menschenrechte anerkannt werden."
Franziskus kritisierte auch die in Bahrain immer noch praktizierte Todesstrafe. An das benachbarte Katar und die Diskussionen um die Arbeitsbedingungen beim Bau der Stadien für die bald beginnende Fußball-Weltmeisterschaft dachten viele, als Franziskus bei seinem Treffen mit König humane Arbeitsbedingungen anmahnte - immer und überall. Die Kritik des Papstes:
Der unantastbare und unverletzliche Zweck der Arbeit wird auf ein Mittel zum Geldmachen reduziert. Deshalb müssen überall geregelte und menschenwürdige Arbeitsbedingungen gewährleistet sein.
Insgesamt vier Tage ist der Papst in Bahrain, es ist überhaupt erst der zweite Besuch eines Oberhauptes der katholischen Kirche in der Golfregion. Am Sonntagnachmittag wird Franziskus wieder in Rom landen.