Letzte Generalaudienz des Papstes "Gott wird seine Kirche nicht kentern lassen"
Abschied von Papst Benedikt XVI.: Bei seiner letzten Generalaudienz hat sich der scheidende Papst bei allen Menschen bedankt, die seinen Rücktritt mit Verständnis aufgenommen haben. Dieser sei "wichtig und ungewöhnlich", sagte er. Mehr als 100.000 Menschen waren auf den Petersplatz in Rom geströmt.
Papst Benedikt XVI. hat auf dem Petersplatz im Vatikan die letzte Generalaudienz seines Pontifikats gegeben. Der 85-jährige Kirchenvater, der am Donnerstagabend ohne weitere Zeremonie aus dem Amt scheiden will, ließ sich in seinem Papamobil durch eine Menge von mehr als 100.000 Gäubigen fahren. Mehrmals hielt er an, um Kinder zu segnen, bevor er die Worte an die versammelten Gläubigen richtete.
"Gott wird seine Kirche nicht kentern lassen", sagte der Papst, der künftig den Titel "emeritierter Papst" tragen wird. Dennoch habe es auch schwierige Zeiten gegeben, in denen es schien, als schlafe der Herr. Zum Abschluss der Audienz dankte Benedikt XVI. den Besuchern in zwölf Sprachen. Auf deutsch sagte er: "Der Herr hat mich immer geführt und war mir nah", und sprach "ein herzliches vergelt's Gott". Zahlreiche Gläubige hielten Fahnen oder Spruchbänder mit Aufschriften wie "Danke" in die Luft.
Rücktritt "wichtig und ungewöhnlich"
Er sei sich bewusst, wie "wichtig und ungewöhnlich" sein Rücktritt sei, sagte der Papst, der als erstes katholisches Kirchenoberhaupt seit dem Mittelalter vor dem Tod auf eigenen Beschluss aus dem Amt scheidet. Er habe die Entscheidung jedoch in "Gelassenheit" getroffen.
Die Generalaudienz fand nach dem Vorbild dieser jeden Mittwoch üblichen Veranstaltung statt, wurde aber wegen des großen Zulaufs auf den Petersplatz verlegt. Sowohl der Platz selbst als auch die dorthin führende Via della Conciliazione waren von der Menschenmenge gefüllt, die bei strahlendem Sonnenwetter herbeigeströmt war.
Der französische Kardinal Jean-Louis Tauran sagte Radio Vatikan, Benedikt XVI. sei der "Papst des Wesentlichen", der die Gläubigen eingeladen habe, sich auf ihre "geistlichen Wurzeln" zu konzentrieren. Er habe "Glauben und Vernunft zusammengeführt". Kardinal Tauran wird die Aufgabe zufallen, nach der Wahl im Konklave der Kardinäle den Namen des künftigen Papstes bekanntzugeben.
Aus Deutschland nahmen der Chef der Bischofskonferenz und Freiburger Erzbischof, Robert Zollitsch, sowie die Kardinäle Reinhard Marx und Joachim Meisner, Erzbischöfe von München und Köln, teil. Angereist war zudem Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer.
Großaufgebot der Polizei
Die Polizei war rund um den Vatikan mit einem Großaufgebot im Einsatz. Benedikt XVI. hatte seinen Amtsverzicht vor gut zwei Wochen bekanntgegeben. Sein knapp achtjähriges Pontifikat endet am Donnerstagabend. Dann will das scheidende Oberhaupt der katholischen Kirche per Hubschrauber den Vatikan verlassen, um sich für einige Wochen in die päpstliche Sommerresidenz Castel Gandolfo nahe Rom zu begeben.
Benedikt hatte seinen Rücktritt mit schwindenden Kräften begründet. Er werde den Weg der Kirche weiterhin im Gebet begleiten, bekräftigte er.