Lebensmittelskandal in mehreren Staaten EU berät über Pferdefleisch in Burgern
Die Landwirtschaftsminister der betroffenen EU-Länder beraten heute in Brüssel über den Skandal um falsch deklariertes Pferdefleisch. Deutschland ist nach Angaben von Diplomaten nicht vertreten, weil dort bisher keine Fälle bekannt sind. Einige Supermärkte haben dennoch reagiert.
Von Leon Stebe, RBB-Hörfunkstudio Brüssel
Sieben EU-Länder sind bis jetzt in irgendeiner Form vom Skandal um Pferdefleisch in Tiefkühlprodukten betroffen - mindestens. Es könnten noch mehr werden. Doch EU-Gesundheitskommissar Tonio Borg fühlt sich derzeit nicht direkt zuständig. Sein Sprecher stellt klar: "Wir sprechen nicht über ein Problem der Lebensmittelsicherheit. Niemand ist krank geworden. Wir sprechen hier nur über ein Problem der Kennzeichnung."
Das hat es aber in sich. Denn ganz offensichtlich wurde Fleisch verarbeitet, das nicht für den Verzehr vorgesehen war. Es ist zum Beispiel nicht auszuschließen, dass die Pferde vielleicht mit Medikamenten behandelt wurden, die dem Verbraucher doch gefährlich werden könnten. Diesbezüglich gibt die EU-Kommission Entwarnung - vorerst zumindest. "Das Fleisch ist durch nichts verunreinigt, soweit ich das weiß," sagt der Kommissionssprecher.
Lange Lieferkette
Die Brüsseler Behörde scheut sich von einem europäischen Problem zu sprechen. Rekonstruiert man die Lieferkette der verdächtigen Fleischprodukte, dann wird jedoch die europäische Dimension dieses Skandals deutlich. Fleisch wird aus Rumänien oder auch Zypern geliefert, in Luxemburg verarbeitet, in Frankreich verpackt und in halb Europa verteilt. Mittendrin gibt es eine Reihe von Zwischenhändlern - und irgendwo in dieser undurchsichtigen Produktionskette ist das Pferdefleisch in die Tiefkühllasagne geraten - und in Großbritannien ist es aufgefallen.
Bis jetzt ist der Schuldige noch nicht gefunden - obwohl zumindest die Lieferanten die Herkunft des Fleisches genau kennen müssten. Der Verbraucher selbst hat kaum eine Chance zu wissen, woher die Zutaten stammen. Das EU-Recht schreibt lediglich vor, dass das Herkunftsland von frischem Rindfleisch angegeben werden muss. Das gilt aber nicht für verarbeitetes Fleisch - also nicht für Fertiggerichte.
Der Kunde wusste bislang allenfalls, welche Fleischart verarbeitet wurde, doch jetzt ist es mit dieser Gewissheit offenbar auch vorbei. "Ich kann nicht sicher sagen, dass das ganze System perfekt ist", so der Kommissionssprecher, "aber jedes Mal wenn es einen solchen Skandal gibt, ziehen wir unsere Lehren daraus". Die betroffenen Länder wollen dass jetzt tun. Die Verbraucherschutzminister unter anderem aus Großbritannien, Frankreich, Rumänien, Polen, Irland und Luxemburg wollen sich in Brüssel treffen, um sich gegenseitig über den Stand der Ermittlungen zu informieren - und über mögliche Konsequenzen zu beraten.
Deutschland bislang nicht betroffen
Die Bundesregierung ist bei diesem Treffen nicht vertreten, weil es noch keine Beweise dafür gibt, dass Deutschland direkt betroffen ist. Ganz sicher kann sich aber niemand sein und wohl auch deshalb haben einige deutsche Supermärkte Fertiggerichte schon mal vorsorglich aus den Regalen genommen.