Umfrage des Verbands ECA Drei von vier Piloten erleben Sekundenschlaf im Cockpit
Häufiger Sekundenschlaf, immer längere Dienstzeiten und zu kurze Pausen: Eine Umfrage unter 7000 Piloten zeigt eklatante Sicherheitsrisiken. Auch die Kontrollen durch Airlines und Behörden genügen demnach offenbar nicht.
Europäische Pilotenverbände warnen vor Sicherheitsrisiken durch übermüdete Flugzeugführer. Drei von vier Piloten gaben in einer Umfrage des europäischen Pilotenverbands ECA an, zuletzt mindestens einen Sekundenschlaf während des Fluges erlebt zu haben.
Ein Viertel von ihnen berichtete sogar von fünf oder mehr Sekundenschlafsituationen, wie die deutsche Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) mitteilte. 73 Prozent der Pilotinnen und Piloten beschwerten sich demnach, dass sie sich zwischen ihren Flugdiensten nicht ausreichend erholen konnten.
Fast jeder fünfte Pilot verlängerte die Dienstzeit
Die Umfrage zeige "einen besorgniserregenden Trend bei der Verlängerung von Flugdienstzeiten", so die VC. In Ausnahmesituationen könne der Kapitän per Kommandantenentscheid die maximal zulässige Dienstzeit der Crew an Bord verlängern, um etwa zeitraubenden Umwegen wegen schlechten Wetters Rechnung zu tragen. Fast jeder fünfte Pilot habe diesen Entscheid in den vier Wochen vor der Umfrage zweimal oder öfter genutzt.
Sechs von zehn Kapitänen äußerten Bedenken, eine Verlängerung der Dienstzeit für ihre Crew zu verweigern, was auf Druck durch den Arbeitgeber hinweist. Nur elf Prozent gaben an, dass ihre Fluggesellschaft aufgrund von Müdigkeitsberichten betriebliche Änderungen zur Verbesserung der Sicherheit vorgenommen hat.
Sechs von zehn Kapitänen haben Bedenken, eine gerung der Dienstzeit zu verweigern.
Belastungen "über das sicherheitsverträgliche Maß hinaus"
An der Umfrage des europäischen Pilotenverbands ECA hatten vom 1. bis zum 22. Juli dieses Jahres knapp 7000 Pilotinnen und Piloten aus 31 Ländern teilgenommen. Die VC vermutet, dass sich die Zustände während der Hochsaison seit Mitte Juli noch verschlechtert haben.
Die Umfrage habe "noch einmal klar vor Augen geführt, dass die Belastungen der Pilotinnen und Piloten in Spitzenzeiten oftmals über das sicherheitsverträgliche Maß hinaus gehen", erklärte VC-Präsident Stefan Herth. "Sekundenschlaf und totale Erschöpfung darf es im Cockpit nicht geben."
VC: Fluggesellschaften nehmen Risiken nicht ernst
Vivianne Rehaag aus dem VC-Vorstand kritisierte, Sicherheitsrisiken durch Müdigkeit würden von vielen europäischen Fluggesellschaften nicht ausreichend ernst genommen. "Wir sehen ernsthafte Unzulänglichkeiten bei den Airlines für das Risikomanagement gegen Müdigkeit und Lücken bei der Überwachung durch die Aufsichtsbehörden", sagte sie.
Die VC forderte die Behörden auf, die Zustände in Großbritannien, Irland, Malta und Spanien genau zu untersuchen. Dort registrierte Fluggesellschaften hätten besonders schlecht abgeschnitten.