Abstimmung in Straßburg EU-Parlament für Einwegplastik-Verbot
Das EU-Parlament hat für ein Verbot von Wegwerf-Artikeln aus Kunststoff gestimmt. Das Zurückdrängen des Plastikmülls soll die Meere schützen - und die Gesundheit der Menschen.
Plastikteller, Plastikbesteck, beschichtete Becher, Trinkhalme oder Rührstäbchen: All das soll schon bald verschwinden. Denn das Europaparlament will eine ganze Reihe von Einwegprodukten aus dem Verkehr ziehen. Die Ex-und-Hopp-Mentalität sei eine Gefahr für die Umwelt, vor allem für die Meere, meinen die Abgeordneten. Fische, Vögel, Schildkröten: Viele Tiere verenden qualvoll.
30 Millionen Tonnen Plastikabfälle landen jedes Jahr im Meer. Auf den Ozeanen treiben 140 Millionen Tonnen, ein ganzer Kontinent aus Müll. Die irische Abgeordnete Lynn Boylan von der Sinn Féin-Partei: "Wir sind alle entsetzt über die Bilder von all dem Plastik in den Meeren und wir wissen, welche Konsequenzen die Wegwerf-Gesellschaft hat, in der wir leben. Wir beschließen jetzt ambitionierte Regeln, um diese Plastikkrise zu beenden. Und was wirklich großartig ist: Die Bürger stehen in dieser Sache hinter uns."
Mikroplastik im menschlichen Körper nachgewiesen
Längst geht es dabei nicht mehr allein um die Umwelt, sondern auch um die Gesundheit. Denn viele Kunststoffe verrotten nicht, auch nicht nach Jahrzehnten, sondern zerfallen in immer kleinere Teilchen, die dann als Mikroplastik in der Nahrungskette landen. Forscher in Österreich haben in dieser Woche zum ersten Mal Plastik in menschlichen Körpern nachgewiesen.
Es gibt aber auch ein wirtschaftliches Argument: Einwegverpackungen aus Plastik werden zum Großteil nämlich nicht recycelt. Eine Verschwendung von Geld und von Rohstoffen, meinen die Parlamentarier. Deshalb sollen nun feste Recyclingquoten kommen, zum Beispiel für Lebensmittelverpackungen aus Kunststoff. Oder für Zigarettenfilter, in denen Plastik steckt. Denn ein einziger Stummel kann tausend Liter Wasser verschmutzen.
Luftballons bleiben erlaubt
Ballons werden nicht verboten.
Außerdem sollen bis 2025 in ganz Europa 90 Prozent der Plastikgetränkeflaschen zur Wiederverwertung eingesammelt werden. Die Hersteller müssen sich an den Kosten für das Säubern der Umwelt beteiligen. Das gilt auch für die Produzenten von Fischernetzen. Das Aufregerthema Luftballons ist dagegen weitgehend entschärft. EU-Umweltkommissar Karmenu Vella: "Wir wollen nicht die Ballons verbieten, sondern nur die Haltestäbchen, die besonders oft als Müll an den Stränden landen."
Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace gehen die Pläne nicht weit genug. Sie kritisieren vor allem, dass die Definition von Einwegplastik viel zu eng gefasst werde. Die Plastikproduzenten dagegen halten die Regeln für zu scharf. Sie befürchten erhebliche Verluste.
Als nächstes werden sich jetzt die europäischen Umweltminister mit den Plastikverboten befassen. Wenn sie sich dann mit der EU-Kommission und dem Europaparlament verständigen, können die Verbote wie geplant 2021 in Kraft treten.