Afrikas letzte absolute Monarchie Wut auf Eswatinis König wächst
Seit Wochen gibt es in Eswatini Proteste gegen den König, Demonstranten wurden getötet. Doch dass Mswati III. freiwillig Demokratie zulässt - daran glaubt die Opposition nicht.
Nichts geht mehr in Eswatini, in Afrikas letzter absoluter Monarchie. Das Königreich, das von Südafrika und Mosambik umschlossen ist, war früher als Swasiland bekannt. Dort sind jetzt nicht nur öffentliche Einrichtungen geschlossen, sondern auch Läden. Es herrscht eine Ausgangssperre, offiziell wegen steigender Covid-Zahlen.
Echte Ruhe kehre trotzdem nicht ein, sagt Lucky Lukhele. Mit seinem "Solidaritätsnetzwerk Swasiland" setzt er sich schon jahrelang für Demokratie ein. Die vergangenen Tage beschreibt er als heftig:
Die großen Städte in Swasiland, Mbabane und Manzini, sind komplett abgeriegelt. Die Armee läuft Amok, Soldaten dringen in die Häuser ein und schleppen jeden raus. Wer zwischen 15 und 30 Jahre alt ist, den nehmen sie mit. Sie glauben, es sind die jungen Leute, die den Ärger machen.
In der Hauptstadt Mbabane brennen Barrikaden.
Berichte über mindestens 40 Tote diese Woche
Wenn sich die Meldungen der größten Oppositionspartei PUDEMO bewahrheiten, dann wäre der Ärger wahrscheinlich kaum aufzuhalten. Die Partei berichtet, dass in dieser Woche mindestens 40 Menschen getötet wurden, dass Hunderte durch Gewehrkugeln verletzt und Hunderte vermisst sind.
Die Regierung bestätigt diese Zahlen nicht, aber selbst Informationen der Regierung müsste man mit Vorsicht genießen. Denn viele hohe Ämter und Positionen sind vom König ernannt, vom Premierminister über Senatoren bis hin zu Richtern.
Meluleki Simelane hat einen Laden in Manzini, gut eine Dreiviertelstunde Autofahrt entfernt südöstlich der Hauptstadt Mbabane: "Es gibt Unruhen, Leute plündern Läden, sie legen Feuer in Geschäften. Sie wollen eine neue Regierung, sie wollen die Kontrolle über die Regierung haben, sie wollen nicht, dass der König bei allem mitmischt."
Will bislang nichts von seiner Macht abgeben: König Mswati III. (Archivbild 2019).
In der Kritik, aber fest im Sattel
Der König, Mswati III., steht im Kreuzfeuer - aber nach wie vor felsenfest. Gerüchte, er habe wegen der Unruhen das Land verlassen, dementierte die Regierung. Öffentlich gezeigt hat sich der König in dieser Woche aber nirgendwo.
Weithin bekannt ist er für seinen ausschweifenden Lebensstil. Er zeigt sich ebenso gern im Anzug wie mit einem Leopardenfell um die Schultern, er hat 14 Ehefrauen und mehr als 40 Kinder. Ihm gehören laut dem "Forbes"-Magazin nicht nur viele Anteile an Unternehmen, sondern auch auch zahlreiche Luxusautos, mehrere Paläste und ein eigenes Flugzeug. Das stößt auch Meluleki Simelane auf:
Er nimmt das Geld doch vom Volk. Gleichzeitig sind unsere Straßen marode, Kinder gehen nicht in die Schule, die Rentner bekommen alle drei Monate gut 35 Euro - wer kann denn davon leben? Wir brauchen Krankenhäuser. Unsere Kliniken haben keine Medikamente. Wenn man hingeht, bekommt man keine Medizin. Der König will aber ein neues Parlamentsgebäude bauen. Wir brauchen keine hochtrabenden Bauwerke - wir brauchen Infrastruktur für die Menschen.
Wasser und Strom haben die wenigsten
Fast zwei Drittel der Einwohner Eswatinis leben unterhalb der Armutsgrenze, Wasser und Strom haben die wenigsten, mindestens ein Viertel der Menschen sind HIV-positiv. Seit Langem steht das Land immer wieder kurz vor dem wirtschaftlichen Kollaps.
Trotzdem wollen die Menschen den König nicht vom Hof jagen, sondern nur seine Macht beschneiden. Dass Mswati III. das nach 35 Jahren an der Macht so einfach akzeptieren könnte, glaubt Pius Vilakati nicht. Er ist Sprecher der Kommunistischen Partei Swasilands:
Wir glauben nicht, dass der König sich kampflos geschlagen geben wird. Das hat er noch nie getan, er denkt gar nicht daran. Das Internet ist im ganzen Land abgeschaltet. Mswati will mit niemandem reden - und das, obwohl die Leute mit ihm beraten wollen, wie man zur Demokratie kommt. Er wird nicht kampflos weichen.
Proteste könnten wieder aufflammen
Derzeit ist es erzwungenermaßen ruhig in Eswatini. Am Montag dürfen die Läden kurzzeitig wieder öffnen, damit Menschen einkaufen gehen können. Aus Studierendenkreisen hört man bereits, die Proteste könnten dann wieder aufflammen. Für diesen Fall fordert der ANC, die Regierungspartei im benachbarten Südafrika, deutlich, eine autokratische Krisenlösung mit harter Hand zu vermeiden.