Kanadas Premier Justin Trudeau bei einer Ansprache in Ottawa

Reaktionen auf neue US-Zölle Gegenzölle, eine Klage und viel Unverständnis

Stand: 02.02.2025 06:55 Uhr

Die Reaktionen auf die neuen US-Zölle lassen nicht lange auf sich warten: China will vor der Welthandelsorganisation klagen, Mexiko prüft Gegenzölle. Die hat Kanadas Premier bereits verkündet - inklusive emotionaler Botschaft.

Der kanadische Premier Justin Trudeau hat wegen der bevorstehenden Einführung weitreichender Zölle durch die US-Regierung Gegenmaßnahmen in gleicher Höhe angekündigt. Kanada werde seinerseits ab Dienstag Zölle in Höhe von 25 Prozent auf US-Waren einführen, sagte Trudeau auf einer Pressekonferenz.

Die von Kanada geplanten Zölle seien für US-Waren im Wert von 155 Milliarden US-Dollar geplant. Daneben erwäge die kanadische Regierung Maßnahmen in anderen Bereichen, etwa im Handel mit Ressourcen.

In einer emotionalen Rede hob er die Jahrhunderte dauernden Beziehungen der Nachbarn USA und Kanada hervor. "Wir haben gemeinsam gekämpft, sind gemeinsam gestorben", erinnerte er an gemeinsame Einsätze kanadischer und amerikanischer Soldaten in diversen Kriegen. "Wir waren immer auf der Seite von euch Amerikanern", zeigte er sein Unverständnis für die von US-Präsident Donald Trump geplanten Zölle, die ab kommenden Dienstag in Kraft treten sollen.

"Wir haben das nicht gewollt"

Kanada werde angesichts der US-Zölle mit dem ebenfalls betroffenen Mexiko zusammenarbeiten. Trudeau kündigte an, die Kanadier müssten mit möglicherweise schwierigen Zeiten in den kommenden Wochen rechnen. Trumps Zölle würden aber auch den Amerikanern schaden. "Diese Zölle werden eure Lebenshaltungskosten erhöhen, auch für Nahrungsmittel und Benzin. Sie werden euren Zugang zu lebenswichtigen Gütern einschränken", warnte Trudeau die Amerikaner. "Wir haben das alles nicht gewollt, aber wir werden nicht zurückweichen."

Die Zölle, die nunmehr Kanada auf amerikanische Waren einführt, seien für eine breite Palette von Gütern vorgesehen. "Das reicht von Bier über Bourbon, Orangensaft, Haushaltsgüter bis hin zu Möbeln", sagte Trudeau. Er forderte seine kanadischen Landsleute auf, über geplante Urlaube in den USA nachzudenken. "Es lebe Kanada", beendete Trudeau seine kurze Erklärung.

Trump machte Drohung wahr

Zuvor hatte Trump seine Drohung wahr gemacht und weitreichende Zölle auf Waren aus Kanada, Mexiko und China verhängt. Trump verkündete den Schritt auf der Plattform Truth Social. Erhoben würden Zölle in Höhe von 10 Prozent auf alle Einfuhren aus China und 25 Prozent auf Importe aus den Nachbarländern Mexiko und Kanada, hieß es. Für Energie-Einfuhren aus Kanada wiederum solle ein Satz von 10 Prozent gelten, hieß es weiter.

Auch die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum kündigte umgehend Gegenmaßnahmen an. Sie habe Wirtschaftsminister Marcelo Ebrard angewiesen, einen Plan umzusetzen, der Gegenzölle in Betracht umfasse, schrieb die Präsidentin auf der Plattform X. 

Zölle als Druckmittel gegen Migration

Sie reagierte empört auf die Behauptung des Weißen Hauses, ihre Regierung habe sich mit den Drogenkartellen verbündet. Gleichzeitig schlug sie aber US-Präsident Donald Trump eine Arbeitsgruppe zur Zusammenarbeit im Kampf gegen den Drogenhandel vor. "Mexiko will keine Konfrontation. Wir gehen von einer Zusammenarbeit zwischen Nachbarländern aus", sagte die linksgerichtete Präsidentin.

Trump kritisiert nicht nur Ungleichgewichte im Handel. Die Zölle nutzt er auch, um ein härteres Vorgehen Mexikos gegen die Migration und die Drogenkartelle zu erreichen. Trump wirft Mexiko, Kanada und auch China vor, nicht genug gegen den Schmuggel der oftmals tödlichen Droge Fentanyl in die USA zu unternehmen.

China will bei WTO klagen

Auch China reagierte empört auf die US-Zölle: Die Führung in Peking kündigte "entsprechende Gegenmaßnahmen" an. Zudem werde man eine Klage bei der Welthandelsorganisation (WTO) einreichen, um die Rechte und Interessen Chinas zu schützen, teilte ein Sprecher des chinesischen Handelsministeriums mit. 

China kritisierte die von US-Präsident Donald Trump verhängten Strafzölle scharf. Diese würden einen schwerwiegenden Verstoß gegen die Regeln der WTO darstellen, so der Sprecher. Fentanyl sei das Problem Amerikas, hieß es weiter. Ob es sich bei den angekündigten Gegenmaßnahmen um Gegenzölle handelt, ließ das Ministerium offen.

Nach Angaben von Mitarbeitern des Weißen Hauses wird der US-Präsident wahrscheinlich mit weiteren Zöllen auf Vergeltungsmaßnahmen Chinas, Kanadas und Mexikos reagieren. Damit besteht die Gefahr eines Handelskriegs, der für alle beteiligten Länder zu weitreichenden wirtschaftlichen Beeinträchtigungen führen könnte. Trump hat auch Maßnahmen gegen die Europäische Union in Aussicht gestellt, über die er zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden will.

Claudia Sarre, ARD Washington, tagesschau, 02.02.2025 08:05 Uhr