Nach schweren Vorwürfen Frankreichs Fußballverbandschef tritt zurück
Der Chef des französischen Fußballverbands, Le Graët, ist nach schweren Vorwürfen zurückgetreten. Die Pariser Justiz ermittelt wegen sexueller Belästigung, auch Alkoholmissbrauch und Missmanagement spielen eine Rolle.
"Le Graët - fin de prolongation" - Ende der Verlängerung. Dazu ein Foto des 81-Jährigen, die Hände auf dem Rücken verschränkt, die Frisur zerzaust. So titelte die Tageszeitung "Le Parisien" heute Morgen.
Und es war symptomatisch: Der Rücktritt Noël Le Graëts nach über einem Jahrzehnt als Chef der größten französischen Sportföderation FFF war unausweichlich.
Schwerwiegende Vorwürfe
Denn ein Prüfbericht aus dem Sportministerium war jüngst zum Schluss gekommen, dass er wegen Missmanagement, Alkoholmissbrauch und sexistischem Verhalten nichts mehr an der Spitze des Verbands verloren habe. Er hatte zudem erst spät reagiert auf die kritischen Zustände beim letzten WM-Gastgeber Katar, rassistische Probleme im französischen Fußball heruntergespielt und sich respektlos gegenüber Fußballlegende Zinédine Zidane benommen. Frankreichs Sportministerin Amélie Oudéa-Castéra sprach ihm zuletzt seine Legitimität als FFF-Chef ab.
Dabei sieht seine Bilanz - wirtschaftlich wie sportlich - nicht so schlecht aus, gestehen Fußballexperten im französischen Fernsehen ein. Der Verband stehe finanziell eher gut da. Frankreich hat zudem bei den Männern die vorletzte WM gewonnen und stand bei der letzten im Finale.
Auch Frauen-Trainerin umstritten
Bei den Frauen aber hat das Exekutivkomitee noch ein weiteres heißes Thema auf der Agenda. Ein knappes halbes Jahr vor der WM in Australien und Neuseeland haben drei Spitzenspielerinnen - darunter Kapitänin Wendie Renard - die Nationalelf verlassen. Sie kritisieren Trainerin Corinne Diacre und ihre strengen, unerbittlichen Methoden scharf.
Deren Vertrag war von Le Graët aber nochmal bis zu den Olympischen Spielen 2024 verlängert worden. Im Juni trifft sich nun die Generalversammlung des französischen Fußballverbandes, um über die Nachfolge zu beraten. Zumindest erstmal die Le Graëts.