Zu viele Satelliten Verkehrschaos im All
Mindestens 20.000 Satelliten sind im All unterwegs. Das führt zu Platzproblemen. Vor allem kaputte Satelliten sorgen immer wieder für Gefahr. Experten erforschen deshalb Reparaturmöglichkeiten.
Der Platz um die Erde wird im Weltall langsam knapp. Zu viele Satelliten umkreise die Erde, um die Menschen mit Signalen für das Fernsehen, Internet oder zur Navigation zu versorgen. Beim internationalen Weltraum-Kongress in Washington haben deshalb Experten darüber diskutiert, was sie gegen eine Überfüllung im All tun können.
Satellit "Aeolus" muss ausweichen
"Aeolus" soll die Winde in der Erdatmosphäre messen.
Im September traf es den europäischen Satelliten "Aeolus", der aus dem Weltall die Erde erforscht: Die Europäische Weltraumorganisation ESA musste seine Triebwerke zünden, um einem anderen Satelliten auszuweichen. "Aeolus" war einem Satelliten des US-Unternehmens SpaceX gefährlich nah gekommen.
Der französische Weltraum-Experte Christophe Bonnet warnte: "Heute gibt es schon über 20.000 Objekte in unseren Katalogen, davon sind weniger als zehn Prozent wirklich aktiv. Nicht alle davon können einer Kollision ausweichen."
Viele Satelliten könnten noch funktionieren
Das Problem ist, dass Staaten und Unternehmen lange Zeit Satelliten ins All schossen - ohne darüber nachzudenken, was mal aus ihnen wird, wenn sie nicht mehr funktionieren. Darum droht jetzt ein Verkehrschaos, auch wegen der vielen ungenutzten Satelliten. Bernd Sommer vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR sagte, viele dieser Satelliten könnten noch funktionieren - ihnen sei nur der Sprit ausgegangen. Diesen bräuchten sie, um ihre Position zu halten.
"Sie müssen sich vorstellen, sie würden doch auch nicht einen Lkw, nur weil der Trank leer ist, am Straßenrand stehen lassen und per Anhalter zum Händler fahren und einen neuen kaufen. Das machen wir in der Raumfahrt aber im Moment", veranschaulichte Sommer die Situation.
Wartung im All noch zu teuer
Das DLR forscht darum an Projekten, die Satelliten im Weltall wieder fit machen sollen. Zum Beispiel, indem Wartungs-Satelliten die ausgelaugten Satelliten anfliegen, wieder auftanken oder mit neuen Bauteilen versehen. Allerdings müssen solche Missionen erstmal funktionieren und kostspielig sind sie obendrein auch. Ein Grund, warum private Satelliten-Betreiber wenig Begeisterung zeigen. Für sie ist es bislang noch günstiger, einfach einen neuen Satelliten ins All zu schießen.
Sommer sieht darum eine Rolle für die staatlichen Weltraum-Agenturen: "Wir versuchen, die Technologien zu qualifizieren, die man braucht. Dieser Schritt der Herstellung und der Qualifizierung der Technologien ist ein ziemlicher Aufwand, der das Geschäftsmodell von vielen kommerziellen Anbietern einfach zum Einsturz bringt." Er spricht von staatlichen Verantwortung.
Neben den Satelliten kreist auch immer mehr Weltraumschrott durchs All. Dieses computergenerierte Bild der ESA zeigt Weltraummüll früherer Weltraummissionen, der neben intakten Satelliten um die Erde kreist.
Strengere Regeln für Satellit-Entsendung
Gleichzeitig arbeiten Rechtsexperten an internationalen Regeln. Sie diskutieren, wie Staaten und Unternehmen gezwungen werden können, ihre Satelliten zu registieren und zu warten. Auch nachdem Satelliten abgeschaltet werden, soll sich jemand um sie kümmern. Im Gespräch ist außerdem eine zentrale Flugkontrolle - wie sie für Flugzeuge bereits existieren.
Die Zeit drängt, denn Unternehmen wie SpaceX arbeiten schon an der nächsten Generation von Satelliten-Systemen. Vergleichbar zum europäischen Satelliten "Aeolus" will SpaceX in den kommenden Jahren Tausende Satelliten ins All schießen, um die Erde flächendeckend mit Internet zu versorgen. Weltraum-Experte Bonnet mahnte darum: "Wenn die Vorhersagen eintreffen, dann wird es eines Tages 4000 Satelliten geben, die sich kontinuierlich auf und ab bewegen. Wir müssen entscheiden, welche Strategien die richtigen sind." Dazu gehört aus seiner Sicht, dass man sich erstmal klar macht, was überhaupt da schon alles fliegt.