Koran-Verbrennung in Schweden Dutzende Verletzte bei Krawallen
Bei Ausschreitungen in Schweden sind am Wochenende viele Menschen verletzt worden. Auslöser waren angekündigte Koran-Verbrennungen eines rechtsextremen Politikers. Die Polizei vermutet aber Gangs hinter den Gewalttaten.
Brennende Autos, Polizisten, die mit Steinen und Brandsätzen beworfen werden: Seit Gründonnerstag kommt Schweden nicht zur Ruhe. Heute Mittag zog Schwedens Polizeichef Anders Thornberg eine erste größere Bilanz: Mindestens 26 Polizisten wurden verletzt, 44 Menschen wurden bisher festgenommen.
Auslöser für die Proteste waren Kundgebungen des rechtsextremen und islamfeindlichen Politikers Rasmus Paludan. Der hatte angekündigt, dabei Ausgaben des Koran zu verbrennen. Die schwedischen Behörden hatten die Kundgebungen nicht verboten. Das hatte in mehreren Städten, vor allem in Südschweden, für Proteste gesorgt, die eskalierten.
Probleme mit kriminellen Gangs
Schwedens Polizeichef stellt aber klar: "Das sind keine normalen Gegendemonstranten. Wir haben den starken Verdacht, dass die Angreifer zu kriminellen Gangs gehören." In Schweden gibt es seit längerem Probleme mit kriminellen Gangs. Immer wieder fallen Schüsse, und es gibt Tote.
Thornberg meint deshalb: "Die rücksichtslose Gewalt, die wir in den vergangenen Tagen gesehen haben, ist ein Symptom von größeren Problemen, die wir in Schweden haben. Gangs rekrutieren immer weiter Kinder, bevor diese strafmündig werden. Hier muss die Gesellschaft entschlossener handeln."
Entsetzen über Ausschreitungen
In Schweden sind viele von den Ausschreitungen geschockt. Auch Ministerpräsidentin Magdalena Andersson verurteilt die Gewalt. Sie teilte schriftlich mit: "Egal, wie man etwas findet, man darf niemals zur Gewalt greifen."
Der Polizist Alexandar Jeremic war bei den eskalierten Protesten im Einsatz. Er beschreibt die Lage im schwedischen Fernsehen: "Diese Aggressivität hätte ich mir nicht vorstellen können. Ich will hier nicht von Gegendemonstranten sprechen, weil als Demonstrant hat man eine Botschaft. Hier gibt es keine Botschaft, es geht nur darum, Polizisten zu verletzen."
"Uns und andere beschützen"
In der Stadt Norrköping haben Polizisten gestern Warnschüsse abgegeben. Durch Querschläger wurden dabei laut Polizei drei mutmaßliche Angreifer verletzt. Polizeichef Thornberg erklärt dazu: "Wenn wir oder andere mit lebensbedrohender Gewalt angegriffen werden, dann dürfen und werden wir reagieren. Dazu gehört, dass wir möglicherweise unsere Waffen benutzen müssen, um uns und andere zu beschützen."
Der rechtsextreme Politiker, dessen Kundgebungen die Proteste ausgelöst hatten, will nach eigenen Angaben mit seiner Partei bei den Parlamentswahlen in Schweden im Herbst antreten.