Proteste in Thailand Mit Tränengas gegen Demonstrierende
In Bangkok hat die thailändische Polizei Tränengas und Wasserwerfer gegen pro-demokratische Protestierende eingesetzt. Bei den Zusammenstößen vor dem Parlamentsgebäude wurden mehrere Menschen verletzt.
Bei neuen Protesten in Thailand ist die Polizei mit Tränengas und Wasserwerfern gegen pro-demokratische Protestierende vorgegangen. Tausende Menschen hatten versucht, zum Parlamentsgebäude zu gelangen, wo über mögliche Verfassungsänderungen debattiert wurde. Einige der Demonstrierenden hätten dabei versucht, Barrikaden und Stacheldrahtzäune zu überwinden, berichtete die Zeitung "Bangkok Post". Als die Sicherheitkräfte versuchten, die Menschen zurückzudrängen, seien nach Angaben von Notärzten etwa 40 Personen verletzt worden. Wie das Erawan Medical Center in Bangkok mitteilte, erlitten fünf Personen Schusswunden. Zwölf weitere seien durch den Einsatz von Tränengas verletzt worden.
Öffentliche Kritik am König
Seit Juli gehen in Thailand immer wieder vor allem junge Demonstrierende auf die Straße. Sie fordern eine Reform der im Jahr 2017 vom Militär geschriebenen Verfassung, den Rücktritt von Ministerpräsident Prayuth Chan-ocha, dem ehemaligen Chef der Militärjunta, sowie eine Begrenzung der Macht von König Maha Vajiralongkorn. Dabei stellen sie erstmals öffentlich die Rolle der Monarchie in Frage: Sie werfen dem König vor, er habe dazu beigetragen, dass das Militär die Politik des Landes seit Jahrzehnten dominiere. Diese Kritik an der Monarchie ist in Thailand ein Tabu-Bruch - auf Majestätsbeleidigung stehen in dem Land bis zu 15 Jahre Haft.
Bei den Auseinandersetzungen seien Farbbeutel und Rauchbomben in Richtung der Polizeikräfte geworfen worden, teilte die Polizei mit. Die Teilnehmenden seien zuvor gewarnt worden, die Barrikaden vor dem Parlament nicht zu durchbrechen. Als sie dies trotzdem versucht hätten, seien zunächst Wasserwerfer eingesetzt worden. Da die Demonstrierenden aber nicht zurückwichen, sei anschließend Wasser mit Tränengas gemischt worden. "Wir kämpfen für eine bessere Zukunft unseres Landes und für alle, also hört auf, Wasserwerfer auf uns zu richten", rief der bekannte Aktivist Parit "Penguin" Chiwarak durch ein Megaphon.
Zusammenstoß mit Royalisten
Die Parlamentsabgeordneten debattierten währenddessen unter anderem darüber, ob der vom Militär besetzte Senat künftig direkt gewählt werden sollte. Eine entsprechende Verfassungsänderung gilt jedoch als unwahrscheinlich, da der Senat für seine eigene Entmachtung stimmen wird. Mehrere oppositionelle Abgeordnete traten während des Protests vor das Parlamentsgebäude und appellierten an die Polizei, ihr hartes Vorgehen einzustellen. "Die Polizei sollte nicht übermäßig gewalttätig sein und (die Demonstranten) nicht bedrohen", sagte der Abgeordnete Taopipop Limjittrakorn. Am Rande kam es zudem zu Auseinandersetzungen zwischen den pro-demokratischen Demonstrierenden und royalistischen Anhängerinnen und Anhängern. Die Royalisten lehnen jede Verfassungsänderung als Untergrabung der Monarchie ab.