Jean-Louis Trintignant gestorben Tod einer französischen Legende
Er drehte mit den Größten der Kinobranche und spielte neben den Diven Brigitte Bardot und Romy Schneider. Nun ist Frankreichs Filmlegende Jean-Louis Trintignant im Alter von 91 Jahren gestorben.
Er sei schon lange tot, hat Jean-Louis Trintignant immer betont. Ein Schicksalsschlag, der Tod seiner Tochter Marie, von ihrem Freund erschlagen - habe ihn absterben lassen: "Es war 2003. Das hat mich völlig zerstört. Davon habe ich mich nie erholt. Andererseits bestehen wir aus unserem Glück und unseren Dramen."
Trintignant wächst als Sohn eines wohlhabenden Industriellen in Südfrankreich auf, Kriegszeiten. Der Vater im Widerstand, die Mutter geschoren wegen einer Affäre mit einem deutschen Soldaten.
Ich war als Kind nicht besonders fröhlich. Ich habe schon damals daran gedacht, mich umzubringen. Ich war niemals Optimist. Aber ich denke trotzdem mit Zärtlichkeit zurück, denn es gab viele Menschen, die ich sehr geliebt habe, doch ich hatte nicht die Zeit, es ihnen zu sagen.
Der Durchbruch mit Brigitte Bardot
Trintignant studiert Jura in Aix-en-Provence und entdeckt seine Liebe zum Schauspiel als Zuschauer in Molières Stück "Der Geizige". Er will Regisseur werden, freier atmen, er geht nach Paris. Und schreibt sich - um Schauspieler besser zu verstehen - erstmal selbst als einer ein. "Ich habe den Kurs begonnen und es war eine Katastrophe. Sie haben mich entmutigt. Das aber hat mir wiederum Lust gemacht, es weiter zu versuchen", erzählt er. "Ich hatte einen südfranzösischen Akzent und das macht Dich in Paris lächerlich, wenn Du Theater spielen willst."
Der junge Mann aus der Provinz schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch. Bekommt erste Rollen, ist schüchtern, aber schön. Das findet auch Brigitte Bardot, mit der er "Und immer lockt das Weib" dreht. Die Affäre erregt Aufsehen. Trintignant macht lieber Militärdienst. Kehrt zurück auf die Bühne, vor die Kamera. Und meint bescheiden:
Auch deshalb ist das Theater angenehmer, weil Du viel weniger Zuschauer hast, die aber zur selben Zeit atmen wie Du selbst. Das ist ein Glück und ich möchte sie zum Lachen bringen.
Die meisten Ehrungen für Hanekes "Liebe"
Seinen ersten großen Preis erhält Trintignant im Jahr 1968 bei der Berlinale für "Der Lügner". Den Film, der ihm die meisten Ehrungen beschert, dreht er mit über 80 Jahren. "Liebe" in der Regie von Michael Haneke, über einen alten Mann, der seine todkranke Frau pflegt. Bis zuletzt bleibt der Schauspieler vielen ein Geheimnis. Ob ihm dies gefalle, fragt ihn einmal ein französischer Journalist:
Ja, aber nicht wegen meines Berufs. Ich finde mich nicht besonders interessant. Ich habe nie gedacht, ich wäre etwas Besonderes, weil ich Filme mache.
Trintignant schlüpft in Kino und Fernsehen in rund 150 Rollen, in politische besonders gern. Zuletzt ist er gebrechlich, erblindet, seinen Krebs lässt er nicht mehr behandeln.
Man sollte über den Tod sprechen, daraus kein Mysterium, kein Drama machen. Aber ist man dem Tod nahe, weiß man, er ist nicht rückgängig zu machen. Niemand ist bislang zurückgekehrt und hat uns gesagt, 'oh, es ist super danach'. Ich hoffe, man wird schlafen und an nichts mehr denken. Aber ich bin unsicher, ob es so sein wird. Vielleicht wird es auch die Hölle, das Fegefeuer - oder aber das Paradies.