Kurz vor Staatsbesuch Trump ermuntert zu hartem Brexit
Gestern lobte er Brexit-Hardliner Johnson, heute gibt US-Präsident Trump den Briten Tipps in Sachen Brexit: Wenn sie nicht bekämen, was sie wollten, sollten sie die EU noch in diesem Jahr ohne Abkommen verlassen.
US-Präsident Donald Trump hat sich abermals zur britischen Innenpolitik geäußert - und zu einem Brexit notfalls ohne Abkommen geraten. "Wenn sie nicht kriegen, was sie wollen, dann würde ich rausgehen", sagte er in einem Interview mit der "Sunday Times" auf die Frage, was er dem Nachfolger der scheidenden Premierministerin Theresa May raten würde. "Wenn du nicht den Deal kriegst, den du möchtest, wenn du keinen fairen Deal kriegst, dann gehst du raus." Das Vereinigte Königreich solle noch in diesem Jahr die EU verlassen.
"Ich würde nicht 50 Milliarden Dollar zahlen"
Trump sprach sich in dem Interview außerdem dafür aus, dass Großbritannien seine Schulden bei der EU in Höhe von 39 Milliarden Pfund (rund 44 Milliarden Euro) nicht bezahlen solle. "Wenn ich sie wäre, ich würde nicht 50 Milliarden Dollar zahlen", sagte Trump. "Das ist eine große Zahl." Er fuhr fort: "Ich würde nicht 50 Milliarden Dollar zahlen. So bin ich. Ich würde nicht zahlen - das ist eine gewaltige Summe."
Als weiteren Tipp für die Briten, denen er in Kürze einen Staatsbesuch abstatten wird, riet er, den umstrittenen Brexit-Party-Politiker und EU-Abgeordneten Nigel Farage in die Verhandlungen zu integrieren. Farage sollte für seinen Sieg bei den Europawahlen belohnt werden. Dieser habe eine Menge anzubieten. "Er ist ein sehr kluger Mensch", sagte Trump.
Donald Trump hat seine Sympathie für Boris Johnson bekundet (Foto vom 18.09.2017).
Lob für Johnson
Am Samstag hatte Trump in einem Interview mit dem Boulevardblatt "The Sun" bereits seine Sympathie für den Brexit-Hardliner und möglichen May-Nachfolger Boris Johnson zum Ausdruck gebracht und dafür in Großbritannien Kritik geerntet. "Ich kenne die verschiedenen Akteure. Aber ich denke, Boris würde einen sehr guten Job machen. Ich glaube, er würde ausgezeichnet sein", sagte Trump.
Der britische Oppositionsführer Jeremy Corbyn verurteilte die Äußerungen zugunsten Johnsons als künftigen Regierungschef und sprach von einer "inakzeptablen Einmischung". "Der nächste Premierminister sollte weder von US-Präsidenten noch von den nicht repräsentativen 100.000 Mitgliedern der konservativen Partei, sondern von den Briten in allgemeinen Wahlen bestimmt werden", erklärte der Labour-Chef.
Staatsbankett mit der Queen
Der US-Präsident wird mit First Lady Melania am Montag zu einem dreitägigen Staatsbesuch in Großbritannien erwartet. Geplant sind unter anderem ein Treffen mit May und die Teilnahme an einer Gedenkveranstaltung in Portsmouth zum 75. Jahrestag des D-Day - der Landung der Alliierten in der Normandie im Zweiten Weltkrieg.
Trumps Besuch ist hoch umstritten, daher wird mit heftigen Protesten in England gerechnet. Millionen Briten hatten in einer Petition dagegen protestiert, dass Trumps Visite ein Staatsbesuch mit allem Pomp ist. Dazu gehört auch ein Staatsbankett am Montagabend mit Königin Elizabeth II.