Debatte um Erweiterung Cameron für türkischen EU-Beitritt
Auf seiner ersten Türkei-Reise hat sich Großbritanniens Premier Cameron mit deutlichen Worten für einen EU-Beitritt des Landes ausgesprochen. Er hege "leidenschaftliche Gefühle" für dieses Anliegen, so Cameron. Bundesaußenminister Westerwelle äußerte sich dagegen erneut ablehnend.
Von Steffen Wurzel, ARD-Hörfunkstudio Istanbul
"Ich will, dass wir gemeinsam eine Straße von Ankara nach Brüssel bauen", so die Worte von Großbritanniens Premierminister David Cameron. Er ist auf seiner ersten Türkeireise seit seinem Amtsantritt im Mai. Der EU-Beitritt der Türkei sei eine Sache, für die er "sehr leidenschaftliche Gefühle" hege. Cameron sagte, er sei wütend darüber, wie die Fortschritte der Türkei hin zu einem EU-Beitritt durchkreuzt würden. Er sprach sich in Ankara nicht nur deutlich für einen Beitritt der Türkei zur Europäischen Union aus, Cameron griff auch die Beitrittsgegner an. Diese seien voreingenommen und ließen sich durch Protektionismus leiten, so der konservative Regierungschef Großbritanniens.
Seit fünf Jahren offizieller EU-Kandidat
Die Türkei ist seit 2005 Beitrittskandidat der EU. Seitdem wird offiziell verhandelt. Die Regierungen innerhalb der EU sind sich aber uneinig, ob die Türkei tatsächlich jemals Mitglied werden sollte. Vor allem die französische und die deutsche Regierung sind gegen einen EU-Beitritt des Landes.
Westerwelle: Türkei zurzeit nicht beitrittsfähig
Bundesaußenminister Guido Westerwelle sagte in einem Zeitungsinterview, er halte das Land zurzeit nicht für beitrittsfähig. Deutschland habe aber ein großes Interesse, dass es sich in Richtung Europa orientiere. Die Türkei könne bei der Lösung vieler Konflikte sehr konstruktiv helfen, etwa im Bezug auf Afghanistan oder Iran, so Westerwelle. Der Bundesaußenminister fliegt heute Abend in die Türkei.