Unwetter in Frankreich und Italien Häuser weggerissen, Dörfer isoliert
Nach schweren Überschwemmungen in Frankreich und Italien gibt es zahlreiche Vermisste, darunter auch vier Deutsche. In Italien kam ein Feuerwehrmann bei einem Einsatz ums Leben. Mehrere Orte sind von der Außenwelt abgeschnitten.
Nach Unwettern mit heftigen Regenfällen und Überschwemmungen werden in Südfrankreich und im nordwestlichen Italien insgesamt etwa 20 Menschen vermisst. Zahlreiche Häuser wurden im Hinterland der französischen Côte d'Azur und in der italienischen Region Piemont von den Wassermassen weggerissen und Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten.
Mindestens acht Vermisste in der Region um Nizza
Stark betroffen ist die Region um die französische Riviera-Metropole Nizza, insbesondere das bergige Hinterland. Nach Medienberichten werden dort mindestens acht Menschen vermisst. Unter ihnen seien zwei Feuerwehrleute, deren Fahrzeug während eines Einsatzes am späten Freitagabend von den Fluten mitgerissen wurde, wie der Nachrichtensender Franceinfo unter Berufung auf die Behörden berichtete. Zehn weitere Menschen gelten als möglicherweise vermisst, wie die Feuerwehr mitteilte.
"Wir sind mit einem Unglück konfrontiert, wie ich es im (Département) Alpes-Maritimes noch nicht erlebt habe", sagte der Bürgermeister von Nizza, Christian Estrosi. Der konservative Politiker kündigte laut Medien an, dass die Armee eingesetzt werden solle. Etwa 100 Häuser seien in der Region zerstört oder beschädigt worden, sagte Estrosi.
"Horrorszenarien"
Der Abgeordnete Eric Ciotti sprach von "Horrorszenen". Sein Heimatdorf Saint-Martin-Vésubie in den Bergen nördlich von Nizza sei teilweise zerstört worden. Laut Medien wurde der Friedhof des Ortes fortgerissen. Dutzende Menschen wurden nach Feuerwehrangaben vor den Überschwemmungen in Sicherheit gebracht.
Viele Straßen der Region mit tief eingeschnittenen Gebirgstälern waren nicht mehr passierbar, sämtliche Bahnhöfe sind geschlossen. Dörfer waren von der Außenwelt abgeschnitten. Rund 13.500 Haushalte in der Region waren ohne Strom. Etwa 850 Feuerwehrleute sind im Einsatz.
Wellen treffen auf die Promenade des Anglais in Nizza.
Krisensitzung in Paris
Innenminister Gérald Darmanin sagte nach einer Krisensitzung die Entsendung zusätzlicher Hubschrauber und Feuerwehrleute zu. Regierungschef Jean Castex will nach eigenen Angaben mit Darmanin in das betroffene Département reisen, sobald es die Umstände erlauben.
Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron sprach Menschen, die vom Unwetter getroffen wurden, via Twitter sein Mitgefühl aus: "Gemeinsam werden wir diese Bewährungsprobe bestehen."
Vermisste gefunden
Auch in Italien gab es Unwetter. 22 Menschen wurden zwischenzeitlich vermisst, 21 von ihnen wurden laut Behörden auf der französischen Seite der Grenze entdeckt. Unter ihnen sind auch vier Deutsche.
Im Aostatal waren einige Orte nach Erdrutschen und Brückenschäden zeitweise vom Verkehr abgeschnitten. Es gab Hunderte von Noteinsätzen in den italienischen Unwettergebieten seit Freitagabend. Ein 53-jähriger Feuerwehrmann starb. Tunnel wurden durch Wassermassen überflutet und Straßen mussten gesperrt werden. Besonders heftig traf es dabei die piemontesische Provinz Cuneo.
Mehrere Regionen betroffen
Schäden wurden auch aus Ligurien gemeldet. In Ventimiglia an der Grenze zu Frankreich sagte Bürgermeister Gaetano Scullino angesichts der Überschwemmungen: "Solch eine Katastrophe hat es seit 1958 nicht gegeben."
Heftige Regenfälle und Überschwemmungen gab es in der Nacht zum Samstag auch in den italienischen Regionen Lombardei und Venetien. In Venedig wurde die neue Hochwasserschutzanlage Mose hochgefahren, wie die Nachrichtenagentur Ansa schrieb.
Am Samstagmorgen hatte sich die Wetterlage an der französischen Grenze im Nordwesten Italiens wieder etwas beruhigt.