Staatsbesuch in Italien Herzlicher Empfang für "Freund Wolodimir"
Italien steht fest an der Seite der Ukraine. Das ist beim Besuch von Selenskyj in Rom klar geworden. Ministerpräsidentin Meloni sicherte Kiew weitere Unterstützung zu. Heute ist der ukrainische Präsident in Berlin.
Die Symbolik spricht Bände, als Wolodymyr Selenskyj bei Giorgia Meloni eintrifft. Vom Balkon des Regierungspalastes im Herzen Roms weht eine große ukrainische Fahne. Im Innenhof empfängt die italienische Ministerpräsidentin den ukrainischen Präsidenten mit einer herzlichen Umarmung und einem festen Händedruck, umgeben von festlich gekleideten Militärs. Nach einem zweistündigen Treffen mit gemeinsamem Mittagessen betonen beide ihre Allianz.
"Mein Freund Wolodimir Selenskyj ist heute hier, und das ist ein Zeichen dafür, dass die Ukraine auf eine gemeinsame Zukunft setzt mit einem starken Italien", so Meloni.
Den Krieg nennt Meloni eine brutale und ungerechte Aggression Russlands. Diese Haltung ist keine Selbstverständlichkeit, in ihrer rechten Regierungskoalition. Sie besteht aus ihrer eigenen Partei, den Fratelli d´Italia, der Forza Italia von Silvio Berlusconi und der Lega von Matteo Salvini. Berlusconi und Salvini haben immer wieder ihre Sympathie zu Russlands Präsident Wladimir Putin bekundet.
Waffenlieferungen fortgesetzt
Doch Meloni hat seit Beginn des Ukrainekrieges und schon vor ihrer Wahl zur Ministerpräsidentin letzten Herbst klargemacht: Italien steht an der Seite der Ukraine. Ihre Regierung hat die Waffenlieferungen fortgesetzt, die bereits unter der Regierung Mario Draghi vor ihr begonnen hatten.
Inzwischen hat Italien sechs militärische Unterstützungs-Pakete auf den Weg gebracht, im Wert von rund einer Milliarde Euro. Das ist immerhin deutlich mehr als ein Drittel dessen, was die Bundesregierung bisher zur Verfügung gestellt hat.
Rom will Ukraine als EU-Beitrittskandidat
Italien macht sich zudem dafür stark, dass die Ukraine zum Beitrittskandidaten der EU wird. So betonte Meloni: "Wir werden die Ukraine auch weiterhin bestmöglich unterstützen bei dieser Eingliederung in die EU. Und auch bei den nötigen Reformen helfen."
Für diese Hilfe bedankt sich Selenskyj in Rom ausdrücklich. Auf der gemeinsamen Pressekonferenz beschreibt er das Leid seiner Bürger, das der vielen verschleppten Kinder. Er spricht von einem "wichtigen Besuch, um den Sieg der Ukraine zu erreichen".
Hohe Sicherheitsvorkehrungen
Italien ist für ihn der erste Stopp auf einer Reise durch verschiedene europäische Länder. Die Reisepläne sind aus Sicherheitsgründen streng geheim. Erst am Samstag Morgen war Selenskyj unter hohen Sicherheitsvorkehrungen in Rom gelandet.
Die Innenstadt wurde massiv geschützt, mit Scharfschützen auf den Dächern, Patrouillen selbst auf dem Tiber und mit Helikoptern. Nach Medienberichten waren rund 1500 Sicherheitskräfte im Einsatz. Besonders kontrolliert wurde an den Flug- und Bahnhöfen sowie an U-Bahn-Stationen.
Nach seiner Landung, unter Begleitung italienischer Kampfjets, war Selenskyj zunächst in den Quirinalspalast zu Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella gebracht worden. Der empfing ihn mit den Worten: "Wir sind voll und ganz auf Ihrer Seite, herzlich willkommen Herr Präsident."
Privataudienz bei Papst Franziskus
Nach dem Treffen mit Meloni war Selenskyj zu einer Privataudienz bei Papst Franziskus geladen. Der hatte immer wieder betont, jede Gelegenheit ergreifen zu wollen, um für den Frieden zu werben. Der Vatikan unterstützt nach Aussagen von Franziskus eine Friedensmission und will den Dialog auch mit Moskau offen halten. Tatsächlich könnte das Oberhaupt der katholischen Kirche eine besondere Vermittlerrolle einnehmen, in möglichen Gesprächen mit Russlands Kirchenoberhaupt Kyrill.
Danach stand für Selenskyj zudem der Auftritt in einer Talkshow auf dem Programm, bevor es dann weiter nach Deutschland ging. Am Abend soll er dort - stellvertretend für das ukrainische Volk - mit dem Karlspreis geehrt werden.