Weltwasserbericht UN fordern bessere Grundwassernutzung
"Verheerende Wissens- und Regulierungslücken beim Grundwasser" - das kritisiert der Weltwasserbericht der Vereinten Nationen. Die Probleme unterschieden sich dabei je nach Weltregion. In Deutschland sei die Nitratbelastung ein Thema.
Die UN-Wissenschaftsorganisation UNESCO fordert eine bessere und nachhaltigere Nutzung der Grundwasservorräte auf der Erde. Die Bedeutung des Grundwassers für die Versorgung der Menschen werde vielerorts kaum verstanden, zudem werde das Wasser "schlecht verwaltet", erklärte die Deutsche UNESCO-Kommission in Bonn anlässlich der Vorlage des diesjährigen Weltwasserberichts, den die UNESCO im Auftrag der UN erstellt hat.
"Der Weltwasserbericht zeigt verheerende Wissens- und Regulierungslücken beim Grundwasser", sagte das Vorstandsmitglied der Deutschen UNESCO-Kommission, Ulla Burchardt. Die Regierungen sei aufgerufen, das Grundwasser zu schützen und die Nutzung besser zu regulieren.
Mehr als die Hälfte des Wassers, das weltweit von Privathaushalten genutzt wird, stammt dem Bericht zufolge aus dem Grundwasser. Die Bewässerung in der Landwirtschaft hängt zu etwa einem Viertel vom Grundwasser ab. Trotzdem werde Grundwasser "vielerorts kaum verstanden und schlecht verwaltet", moniert die UNESCO.
Starke Übernutzung in Asien
Je nach Erdteil stellten sich dabei aber ganz unterschiedliche Probleme. "In vielen Weltregionen wird Grundwasser ohne Rücksicht auf die Folgen übermäßig aus der Erde gepumpt", sagte Burchardt. "Teils erneuern sich die Vorräte nicht, teils sinkt dadurch der Boden ab." In anderen Weltregionen werde das Grundwasser dagegen viel zu wenig genutzt.
Asien ist dem Bericht zufolge der Kontinent mit der intensivsten Grundwassernutzung. Die vor allem durch die Landwirtschaft entnommene Menge sei doppelt so hoch wie auf allen anderen Kontinenten zusammen. Dadurch erschöpften sich die großen Vorräte in Teilen Chinas und Südasiens sehr schnell. Zugleich werde das Grundwasser teils stark verschmutzt.´
Hohe Nitratbelastung in Europa
Europa entnehme mit sechs Prozent der weltweiten Menge deutlich weniger Grundwasser und nutze diese vor allem zur Trinkwassergewinnung. Übernutzung drohe in Europa nur selten, aber in 38 Prozent aller Grundwasserleiter trete Verschmutzung durch die Landwirtschaft trete, vor allem durch zu hohe Nitratbelastung.
In Deutschland etwa würden an jeder sechsten Messstelle die Grenzwerte für Nitrat im Grundwasser überschritten, betonte Burchardt. "Gerade die Landwirtschaft als wichtigster Verursacher der Nitratkonzentrationen hierzulande muss endlich eine echte Transformation durchlaufen", forderte sie.
Kaum Nutzung in afrikanischen Ländern
In vielen afrikanischen Ländern südlich der Sahara würden die riesigen Grundwasserreserven dagegen kaum genutzt, weil es dort an Infrastruktur und Fachkräften fehle, heißt es im Bericht. Nur drei Prozent der Ackerflächen seien mit entsprechenden Bewässerungssystemen ausgestattet, davon nutzen wiederum nur fünf Prozent Grundwasser.
Die Erschließung des Grundwassers kann laut dem Bericht gerade in Afrika ein Katalysator für wirtschaftliche Entwicklung sein, indem die bewässerten Flächen vergrößert und damit die landwirtschaftlichen Erträge und die Vielfalt der angebauten Kulturen erhöht werden. Die Qualität des Grundwassers sei im Allgemeinen gut. Es biete daher "eine ebenso sichere wie kostengünstige und verlässliche Möglichkeit, ländliche Regionen mit Wasser zu versorgen".
Die geringe Nutzung des Grundwassers ist dem Bericht zufolge vor allem auf eine mangelnde Infrastruktur und fehlende Fachkräfte zurückzuführen. Der Bericht fordert daher, die Investitionen in die Grundwasserbewirtschaftung zu erhöhen und zugleich mehr und bessere Daten zum Grundwasser zu erheben sowie schärfere Umweltvorschriften umzusetzen. Investitionen sollten auch durch Entwicklungszusammenarbeit gestärkt werden.
Grundwasser könnte zur Klimaanpassung beitragen
In der Zukunft dürfte das Grundwasser sogar noch wichtiger werden: Wegen des Klimawandels sei immer weniger Oberflächenwasser verfügbar, warnt der Bericht. Zugleich werde der Wasserverbrauch in den kommenden 30 Jahren aufgrund von Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum sowie veränderter Konsumgewohnheiten jährlich um etwa ein Prozent steigen.
Die UNESCO betont, dass Wasserkrisen nur mithilfe des Grundwassers bewältigt werden könnten. Eine bessere Nutzung des Grundwassersystems könne zur Klimaanpassung beitragen. So sei es etwa möglich, saisonale Überschüsse von Oberflächengewässern in Grundwasserleitern zu speichern. Das könne helfen, Verdunstungsverluste zu verringern, wie sie etwa bei Stauseen aufträten.
Mehr als zwei Milliarden Menschen ohne sicheres Trinkwasser
Der Weltwasserbericht der Vereinten Nationen mit jeweils einem Themenschwerpunkt wird jährlich von der UNESCO erstellt. Der diesjährige Bericht wird offiziell am Montag auf dem Weltwasserforum in Senegals Hauptstadt Dakar vorgestellt.
Der Zugang zu sicherem Wasser und sanitären Dienstleistungen ist ein Menschenrecht und gehört zu den 17 Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung. Weltweit haben den Angaben zufolge aktuell 2,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser. 3,6 Milliarden hätten keinen Zugang zu sicheren Sanitäranlagen, 500 Millionen Menschen verfügten nicht über einfachste Latrinen. Etwa vier Milliarden Menschen lebten in Regionen, die in mindestens einem Monat pro Jahr von großer Wasserknappheit betroffen seien.