UNICEF-Studie zu Genitalverstümmelungen Mehr als 200 Millionen Frauen betroffen
In 30 Ländern wird der Ritus der Genitalverstümmelung noch ausgeübt. Wie das Kinderhilfswerk UNICEF jetzt bekannt gab, sind weltweit mehr als 200 Millionen Frauen und Mädchen davon betroffen. Und künftig droht die Zahl der Fälle sogar noch zuzunehmen.
Die Verstümmelung von Genitalien bei Frauen gilt als massive Menschenrechtsverletzung - trotzdem müssen weltweit mindestens 200 Millionen Frauen und Mädchen mit den Folgen der Eingriffe leben. Diese Zahl nannte das Kinderhilfswerk UNICEF anlässlich des morgigen Internationalen Tages gegen Genitalverstümmelung. Damit umfasst das Ausmaß fast 70 Millionen mehr Fälle, als eine 2014 von der UN-Institution veröffentlichte Schätzung. Allerdings beinhalten die aktuellen Zahlen auch neue Daten aus Indonesien.
In 30 Ländern wird die grausame Methode ausgeübt. Die Hälfte der Betroffenen lebe in Ägypten, Äthiopien und Indonesien, doch würden die höchsten Raten in Somalia, Guinea und Dschibuti verzeichnet, sagte die Hauptautorin des Unicef-Berichts, Claudia Cappa. Dort sei der Eingriff quasi eine "universelle" Praxis. In Somalia liegt die Rate demnach bei 98 Prozent, in Guinea bei 97 Prozent und in Dschibuti bei 93 Prozent.
Bei einer Beschneidung werden die äußeren Genitalien teilweise oder ganz entfernt - oft mithilfe primitiver und unhygienischer Hilfsmittel wie Rasierklingen, Messern oder sogar Scherben. Viele Mädchen sterben, andere Betroffene leiden unter lebenslangen Folgen durch Infektionen und Blutungen. Doch in einigen Kulturen hängen die Ehre und der soziale Status der Familie davon ab, dass weibliche Familienmitglieder beschnitten sind.
Die meisten betroffenen Mädchen sind jünger als sechs Jahre
44 Millionen Mädchen waren bei dem Eingriff höchstens 14 Jahre alt. In den meisten Ländern werden die Mädchen laut UNICEF noch vor dem Ende ihres fünften Lebensjahres beschnitten.
In Zukunft wird die Zahl der Betroffenen sogar noch steigen, davon geht sowohl UNICEF als auch die "Stiftung Weltbevölkerung" in Hannover aus. Das UN-Kinderhilfswerk sieht zwar in einigen Ländern Fortschritte beim Eindämmen der Verstümmelungen, in den 30 betroffenen Ländern sank die Rate der Beschneidungen seit 1985 von 51 auf 37 Prozent. Besonders in Liberia, Burkina Faso, Kenia und Ägypten befürworte eine Mehrheit der Bevölkerung laut Autorin Cappa ein Ende der Praxis. In Kenia, Uganda, Guinea-Bissau, Nigeria und Gambia seien Genitalverstümmelungen bereits verboten worden.
Trotzdem erwartet UNICEF eine Zunahme der Fälle. Die "Stiftung Weltbevölkerung" prognostiziert, dass bis zum Jahr 2020 bei mehr als 15 Millionen Mädchen und Frauen eine Beschneidung vorgenommen werden könnte.
Die Vereinten Nationen haben sich zum Ziel gesetzt, die Praxis bis 2030 weltweit zu beenden.