Ex-Sowjetrepublik Pro-forma-Wahl in Usbekistan
In Usbekistan fand heute die Präsidentenwahl statt - und es gilt als sicher, dass Amtsinhaber Mirsijojew das Rennen machen wird. Warum? Ein Stimmungsbild aus dem Süden des Landes.
Es herrscht Volksfeststimmung in Termez im Süden Usbekistans. Familien mit kleinen Kindern, Alte und Jugendliche haben sich im Zentrum versammelt, um dabei zu sein - bei einer der letzten Wahlveranstaltungen.
Auf dem Programm stehen weder Duelle noch kämpferische Reden, sondern eine Drohnen-Show. Dutzende farbig beleuchtete Drohnen werben in verschiedensten Formationen für die Stimmabgabe am Sonntag. Sie malen die Namen der fünf Parteien, die Kandidaten ins Rennen schicken durften, in den nächtlichen Himmel. Vier Männer sind es und eine Frau.
Zustimmung zu Reformen
Wer von den fünf die Wahl gewinnen wird, ist so klar, dass auf dem Markt von Termez niemand einen echten Wahlkampf vermisst. "Wir haben, Gott sei Dank, ein gutes Leben", sagt der Metzger Zafar. "Der Präsident regiert gut. Deshalb werde ich ihm auch meine Stimme geben. "
"Wir haben ein gutes Leben", sagt Metzger Zafar - er will für den Amtsinhaber stimmen.
Auch für die Gewürzhändlerin Rano steht außer Frage, dass Shawkat Mirsijojew im Amt bleiben muss: "Die Reformen, die er durchgeführt hat, sind gut gewesen", sagt sie. "Ich wünsche mir jetzt, dass die Preise runtergehen - für Lebensmittel, Kleidung und Schulsachen."
Gewürzhändlerin Rano hofft auf fallende Preise - unter anderem für Kleidung und Lebensmittel.
Vorsichtige Öffnung seit 2016
Mirsijojew hatte nach der Amtsübernahme 2016 das zuvor weitgehend abgeschottete Land vorsichtig geöffnet. Er ließ politische Gefangene frei, schaffte die Zwangsarbeit auf den Baumwollfeldern ab und kurbelte mit Hilfe von Reformen die Wirtschaft im Land an.
Auf dem Markt in Termez hoffen deshalb viele, dass es unter seiner Führung wirtschaftlich weiter aufwärts geht - auch Zijoda, die Erdbeeren sortiert. "Ich erhoffe mir viel von den Wahlen", sagt sie. "Dass es für das Volk leichter wird, dass es mehr Perspektiven für alle gibt. Dass unsere Kinder besser leben können. Die jetzige Regierung gibt uns Hoffnung auf eine bessere Zukunft."
Der Präsident hatte im Wahlkampf versprochen, die Menschen, vor allem die Jugend, künftig in den Mittelpunkt seiner Politik rücken zu wollen. Von einem neuen Usbekistan ist die Rede. Ein Slogan, den viele im Süden mit ihrem Traum von einem besseren Leben verbinden.
Ziyodas Hoffnung: "Dass unsere Kinder besser leben können"
Kritik internationaler Wahlbeobachter
Die Kritik internationaler Wahlbeobachter und Menschenrechtler, dass neben den als regierungstreu geltenden Parteien keine Opposition zugelassen werde, dass Medien- und Versammlungsfreiheit weiter eingeschränkt seien, spielt in den Gesprächen hier keine Rolle - ebenso wenig wie die Namen jener Kandidaten, die den amtierenden Präsidenten offiziell herausfordern.
Eigentlich, sagt der Geschäftsmann Nodirbek Dschalilow, hätte man sich die Wahl auch sparen können: "Weil der Präsident der Einzige ist, dem das Volk uneingeschränkt vertraut - und eigentlich auch die Wirtschaft."
Und so wird allgemein mit einem haushohen Sieg Mirsijojews gerechnet. Es wäre die zweite und damit nach der Verfassung gleichzeitig auch die vorerst letzte Amtszeit des 64-Jährigen.