US-Wahl 2024
US-Wahlkampf Robert Kennedy - der Spielverderber?
Donald Trump und Joe Biden treten bei der US-Wahl aller Voraussicht nach gegeneinander an. Doch es gibt noch einen möglichen Spielverderber: Robert F. Kennedy Junior. Er hat zwar kaum eine Chance, macht aber beide nervös.
Vier Minuten und 15 Sekunden sind eine lange Zeit. Kein Werbespot und kaum ein Popsong sind so lang. Doch Donald Trump nimmt sich vier Minuten und 15 Sekunden Zeit, um seine republikanischen Freunde vor Robert F. Kennedy Jr. zu warnen. "RFK Junior ist ein Werk der Demokraten", sagt Trump in einer Videobotschaft, "ein radikal linker Liberaler, der eingesetzt wurde, damit der Schurke Joe Biden wiedergewählt wird, der schlechteste Präsident aller Zeiten."
Donald Trump, so scheint es, nimmt diesen politischen Gegner richtig ernst. Auch Joe Bidens Anhänger verschärfen den Ton: Mehr als ein Dutzend Mitglieder der Kennedy-Familie haben Biden ihre Unterstützung versichert, jedoch nicht ihrem Verwandten Robert F. Kennedy.
Ein Produkt unzufriedener Wähler
"Er ist der Parkplatz für alle, die ihre Auswahlmöglichkeiten nicht mögen", sagt Kyle Kondik, Politologe an der Universität von Virginia. Kennedys Erfolg ist vor allem ein Ausdruck der Unzufriedenheit der Wähler - mit den beiden anderen Kandidaten. Wem er am Ende gefährlich wird, Trump oder Biden, sei noch lange nicht ausgemacht. Als der prominenteste unter den parteilosen Kandidaten verdiene er aber die Aufmerksamkeit von beiden, weil er ihnen beiden schaden könne, sagt Kondik.
Robert F. Kennedy Junior, 70 Jahre alt, Neffe des 1963 ermordeten Präsidenten John F. Kennedy Jr., hat sich als kämpferischer Anwalt für Umwelt- und Verbraucherthemen einen Namen gemacht. In der Pandemie fiel er als Impfgegner auf und behauptete, durch den Lockdown solle die Mittelschicht ausgerottet werden. Im vorigen April begann er seine Kampagne als Präsidentschaftskandidat - zunächst bei den Demokraten, inzwischen als Parteiloser.
Jugendliche Alternative mit 70 Jahren?
"Wir haben das Volk auf unserer Seite, wir werden uns unser Land zurückholen", sagte Kennedy vergangene Woche in Texas. Seine Botschaften sind populistisch und eher rechts als links. Die Regierung belüge das Volk und vernachlässige wichtige Themen wie chronische Krankheiten, sagt er. Die Kriegsmaschinerie müsse abgeschaltet und das Geld zu Hause investiert werden.
Mit seinen 70 Jahren stellt er sich als die jugendliche Alternative zu Biden und Trump dar. Ein Video zeigt ihn, wie er mit nacktem Oberkörper Push-ups macht, Millionen Menschen haben es angeschaut. In aktuellen Umfragen liegt er bei etwa zehn Prozent - das beste Ergebnis, das ein unabhängiger Kandidat seit langem erzielt hat. Das reicht nicht, um Präsident zu werden, aber es reicht, um das Ergebnis zu beeinflussen.
"Je ernster er genommen wird, desto mehr kann er das Ergebnis beeinflussen", sagt Hans Noel, Politikprofessor an der Georgetown Universität in Washington. Zum Beispiel, wenn er es schafft, in umkämpften Staaten wie Michigan, Arizona oder Wisconsin auf den Stimmzettel zu kommen. Dort könnten die Stimmen für ihn das Ergebnis in die eine oder andere Richtung drehen.
Zuletzt wenig positive Schlagzeilen
"Wichtig für ihn ist, ob er es Ende Juni in die erste Präsidentschaftsdebatte mit Biden und Trump schafft", sagt Noel. Das könnte seinem Wahlkampf Schwung geben. Doch bisher hat Kennedy sich nicht qualifiziert, unter anderem weil er in landesweiten Meinungsumfragen unter 15 Prozent bleibt.
Dazu kommt, dass seine jüngsten Schlagzeilen eher unvorteilhaft waren. Ärzte hätten einen toten Wurm in seinem Gehirn gefunden, bestätigte Kennedy. Das werde künftig das erste sein, was Leute mit Kennedy in Verbindung bringen, meint Politikforscher Noel, nach dem Motto: "Da ist dieser Typ, der antritt. Was ist mit dem? Das ist der Typ mit dem Wurm im Hirn."
Welche Rolle Kennedy am Ende spielen wird, ist im Moment noch gar nicht abzuschätzen.