Weltflüchtlingsforum in Genf Auf der Suche nach Wegen aus der Krise
In Genf findet derzeit das Weltflüchtlingsforum statt. Zu den Teilnehmern zählt auch Entwicklungsministerin Schulze. Dabei geht es nicht nur um dringend benötigte Gelder, sondern vor allem um Lösungen.
Rund 4.200 Vertreterinnen und Vertreter von Regierungen, Hilfsorganisationen und Unternehmen sind im Genfer Kongresszentrum Palexpo zusammengekommen, darunter auch 300 Flüchtlinge. Bis Freitag wollen sie Lösungen finden für die 114 Millionen Menschen, die gerade weltweit vor Kriegen und Gewalt auf der Flucht sind - so viele wie nie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
Der Krieg in Nahost beherrsche gerade die Schlagzeilen, sagte der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, zum Auftakt des Weltflüchtlingsforums, aber - so sein Appell: "Lasst uns die Flüchtlinge nicht vergessen, auch wenn in der Vielzahl der Herausforderungen einige größer und dringlicher erscheinen mögen."
Svenja Schulze vertritt Deutschland
Um Deutschland bei dem Treffen zu vertreten, ist Entwicklungsministerin Svenja Schulze nach Genf gekommen. Für sie geht es beim Weltflüchtlingsforum vor allem darum, die Länder zu unterstützen, die die meisten Flüchtlinge aufnehmen - und die sind nicht in Europa: "Dreiviertel der Flüchtlinge dieser Welt sind in Entwicklungs- und Schwellenländern. Und die sind oft damit überfordert, für diese Flüchtlinge wirklich Perspektiven zu bilden."
Dass die Flüchtlinge in die Schule gehen können, dass sie ins Gesundheitssystem kommen, dass sie arbeiten dürfen - das sei es, worum es auf diesem Weltflüchtlingsforum gehe, erklärt Schulze weiter. Deutschland unterstütze etwa Projekte in Jordanien und der Türkei, die 500.000 Kindern aus Syrien den Schulbesuch ermöglicht hätten. In Mauretanien helfe man bei der Integration von Geflüchteten aus Mali.
Flüchtlingsaufnahme soll weltweit verbessert werden
"Daran haben wir als Deutschland ein wirkliches Interesse. Denn wenn die Menschen in der Nähe ihrer Heimat bleiben können, dann können sie dort erst mal auch ein Zuhause finden und müssen nicht weiter fliehen. Und das ist etwas, wo wir unbedingt unterstützen wollen", so Schulze.
Nach 2019 ist es das zweite Weltflüchtlingsforum. Es geht zurück auf den "globalen Pakt für Flüchtlinge", den die Generalversammlung der Vereinten Nationen 2018 verabschiedet hat. Ein Versprechen der Staaten, die Aufnahme von Flüchtlingen weltweit zu verbessern und die Kosten besser zu verteilen. Doch dem UN-Flüchtlingshilfswerk fehlt Geld.
Dramatische Unterfinanzierung
"Allein für dieses Jahr brauchen wir noch 400 Millionen Dollar", erklärt UN-Hochkommissar Grandi. "Ich denke nicht, dass wir die bis zum 31. Dezember bekommen. Ich bin sehr beunruhigt. Wir mussten unsere Projekte bereits einschränken und Personal abbauen."
Und doch sei die dramatische Unterfinanzierung jetzt nicht das Hauptthema beim Weltflüchtlingsforum, sagt Peter Ruhenstroth-Bauer, Leiter der UN-Flüchtlingshilfe Deutschland. "Zentral an diesen drei Tagen ist, dass die Zivilgesellschaft, Unternehmen und Regierungen gemeinsam nach Lösungen suchen. Es geht also nicht nur darum, Spenden zu bekommen, sondern um einen gemeinsamen Lösungsweg für die aktuellen Herausforderungen."
Ehemaliger Flüchtling als Mitglied der deutschen Delegation
Zur deutschen Delegation beim Weltflüchtlingsforum gehört auch Haram Dar. Er ist 19 Jahre alt und kennt sich aus. "Ich komme aus Pakistan. Ich bin als kleines Kind nach Deutschland migriert und kenne natürlich dementsprechend auch die Herausforderungen, die Menschen mit Migrationshintergrund oder Fluchterfahrung haben."
Er selbst sei "über Integrationserfolge" irgendwann eingebürgert worden, erzählt Haram Dar. Beim globalen Forum in Genf unterstützt er deshalb vor allem das deutsche Engagement für Bildungsprojekte in Aufnahmeländern und betont in seiner Rede vor den Delegierten aus aller Welt, wie wichtig Bildung sei.
Haram Dar, 19, kam als kleines Kind aus Pakistan nach Deutschland und ist Mitglied der deutschen Delegation beim Weltflüchtlingsforum in Genf.
"Bildung ist viel mehr als Mathe, Deutsch. Bildung ist der Schlüssel zur Integration, und wir müssen Bildung für alle ermöglichen: für Menschen auf der Flucht, für Menschen, die in Deutschland sind", sagt er. "Wir müssen sie in die nationalen Bildungssysteme integrieren. Und ich möchte versuchen, diese Perspektive hier voranzubringen."