Weltrisikobericht 2024 Größtes globales Risiko: Desinformation
Falschinformationen, die auf künstlich generierten Bildern und Videos basieren, halten Experten verschiedener Sparten für das größte Risiko in diesem Jahr. Das besagt der aktuelle Weltrisikobericht, der pessimistisch ausfällt.
Das Weltwirtschaftsforum (WEF) sieht schwarz: Von fast 1.500 im Auftrag des WEF befragten Fachleuten und Risikoanalysten aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft hält ein gutes Drittel schon in den kommenden zwei Jahren eine globale Katastrophe für wahrscheinlich. Zwei Drittel erwarten sie in einem Zeitraum von zehn Jahren - wie auch immer das Horrorszenario genau aussehen mag.
Die Risiken sind vielfältig: Klimawandel, Konflikte, Verschiebungen in den globalen Machtverhältnissen, gesellschaftliche Spaltung, soziale Ungleichheit, Künstliche Intelligenz. Die Anpassungsfähigkeit der Welt stoße an ihre Grenzen, so eine Kernaussage des Weltrisikoberichts.
Der "Global Risks Report" ist ein Bericht, den die Schweizer Stiftung Weltwirtschaftsforum (abgekürzt WEF nach dem englischen Namen World Economic Forum) jährlich herausgibt.
Sorge vor Fake News bei Wahlen
"Als größtes Risiko für die kommenden zwei Jahre nennt der Bericht Falsch- und Desinformation, gefolgt von Extremwetter-Ereignissen, gesellschaftlicher Polarisierung und bewaffneten Konflikten", sagt Saadia Zahidi, Geschäftsführerin des Weltwirtschaftsforums.
KI-generierte Fake News und Cyberangriffe seien weltweit das unmittelbare Top-Risiko - gerade mit Blick auf die anstehenden Wahlen in mehreren großen Ländern wie den USA, Großbritannien und Indien. Mit Künstlicher Intelligenz könnten Falschinformationen und Deepfake-Videos schnell produziert und verbreitet werden - und so Wahlen entscheidend beeinflussen, erklärt Carolina Klint vom Risikoberatungsunternehmen Marsh McLennan: Sie könnten "dazu führen, dass die Legitimität gewählter Regierungen in Frage gestellt wird, was wiederum demokratische Prozesse bedroht und zu weiterer sozialer Polarisierung, zu Unruhen, Streiks oder sogar innerstaatlicher Gewalt führen könnte."
Ein Ausblick ist keine Vorhersage
Auf längere Sicht - in den kommenden zehn Jahren - dominiert bei den globalen Risiko-Analysten die Sorge vor den Folgen des Klimawandels: Extremwetter, Veränderungen der Erdsysteme, Verlust biologischer Vielfalt, Knappheit natürlicher Ressourcen.
"Es ist, als würde man in eine große Schüssel Spaghetti schauen: Alles ist miteinander verbunden. Zieht man an einem Strang, gerät alles in Bewegung, und es ist nicht leicht herauszufinden, wo man anfangen soll, um dieses Durcheinander zu entwirren", beschreibt es Klint.
Als Menschen sind wir so gepolt, dass wir immer nur das sehen, was direkt vor uns ist, aber wir müssen einen besseren Weg finden, um die kurzfristige Risikobetrachtung mit der längerfristigen in Einklang zu bringen.
Fast schon verzweifelt wirkte da Saadia Zahidis Hinweis vom Weltwirtschaftsforum: Der neue Risikobericht sei ein sehr trüber Ausblick, aber keine fixe Vorhersage für die Zukunft. Denn wie die aussehe, das liege ganz in unserer Hand.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version enthielt der Text eine Infobox mit Hinweisen auf einen anderen Bericht - den Weltrisikobericht, der vom deutschen Verein Bündnis Entwicklung Hilft und dem Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht der Ruhr-Universität Bochum (IFHV) herausgegeben wird. Die falsche Zuordnung haben wir korrigiert und bitten den Fehler zu entschuldigen.
Mehr zum Hintergrund dieser und anderer Korrekturen finden Sie hier: tagesschau.de/korrekturen