In eigener Sache Wie umgehen mit Fake News?
Einige meinen, die Diskussionen über Fake News seien übertrieben; andere warnen, die Bundestagswahl könnte durch gezielte Falschmeldungen maßgeblich beeinflusst werden. Wie umgehen mit Fake News? Der ARD-faktenfinder sucht nach Antworten.
Halbwahrheiten, Gerüchte, gezielte Falschmeldungen im Netz - schon seit Monaten wird in Deutschland darüber diskutiert, wie die Gesellschaft mit diesen Phänomenen umgehen soll und kann. Als Sammelbegriff hat sich die Bezeichnung Fake News etabliert; wie in solchen Debatten üblich, halten einige den Begriff für viel zu ungenau und lehnen ihn daher ab, andere benutzen ihn geradezu inflationär.
Es geht um gezielte Falschmeldungen
Es geht bei Fake News nicht um handwerkliche Fehler im Journalismus, die immer versehentlich passieren können - und zwar jedem. Vielmehr handelt es sich bei Fake News um gezielte Falschmeldungen, die aus unterschiedlichen Motiven verbreitet werden. Einige Urheber von Fake News handeln aus Geltungsdrang, andere verfolgen kommerzielle Interessen, wollen Nutzer auf ihre Seiten locken und so Geld durch Werbeeinnahmen verdienen. Und viele Erfinder von Falschmeldungen verfolgen politische Motive.
Wie groß ist das Problem überhaupt? Während des Andrangs von Hunderttausenden Flüchtlingen nach Deutschland im Jahr 2015 wurden Soziale Netzwerke und Foren geradezu geflutet mit gezielten Gerüchten gegen Geflüchtete. Ganze Medienprojekte haben sich darauf spezialisiert, Halbwahrheiten, glatte Lügen und politische Propaganda zu verbreiten. Im US-Präsidentschaftswahlkampf hat das Thema noch einmal Schwung aufgenommen und wird spätestens seitdem unter Journalisten sowie in Politik und Öffentlichkeit intensiv diskutiert. Viele befürchten im Bundestagswahlkampf eine neue Welle von gezielten Falschmeldungen.
Wovon reden wir eigentlich?
Vor dem Hintergrund dieser Debatten und bisherigen Erfahrungen mit Fake News, hat sich die ARD dazu entschlossen, das Thema journalistisch anzupacken: mit dem Projekt faktenfinder. Wir wollen herausfinden, wie groß das Phänomen Fake News in Deutschland tatsächlich ist.
Dabei spielt die regionale Kompetenz der ARD eine wichtige Rolle, denn die meisten gezielten Falschnachrichten verbreiten sich zunächst lokal. Der faktenfinder versteht sich als ein Knotenpunkt im ARD-Netzwerk, um solche Phänomene zu sammeln. Wenn wir mutmaßliche Fake News identifiziert haben, prüfen wir die Relevanz: Müssen wir die jeweilige Falschmeldung wirklich thematisieren? Oder tragen wir dazu erst zur Verbreitung bei?
Dabei soll es aber nicht bleiben: Denn die Recherche, das Prüfen der Relevanz - das ist alles journalistisches Handwerk. Wir wollen zudem diskutieren, warum Fake News überhaupt so ein großes Thema geworden sind. Warum lehnen eine offenbar nicht kleine Anzahl von Menschen Informationen in etablierten Medien oder Behörden pauschal als Lügen ab? Warum ziehen sich Menschen in eine hermetisch abgeschlossene Filterblase zurück, in die nur das dringt, was man hören will? Und was können Nutzerinnen und Nutzer tun, um die Wirkung von Fake News zu begrenzen?
Der Kampf gegen gezielte Falschmeldungen und Desinformation lässt sich nicht durch Gesetze gewinnen. Es ist vielmehr Aufgabe von Journalisten und Medien, über dieses Problem aufzuklären. Mit dem faktenfinder wollen wir unseren Beitrag dazu leisten.