Online-Handel Wie erkennt man Fake-Shops?
Viel Konsum, steigende Umsätze im Online-Handel: Diese Bilanz hat der Verband HDE gezogen. Doch das Kaufen im Netz birgt auch Risiken - durch Fake Shops.
Von Jens Eberl und Carsten Upadek
Es ist verlockend: Markenschuhe zum Billigpreis, unschlagbare Angebote für nagelneue Smartphones. Das Internet ist voller Schnäppchen. Doch manchmal sind die bestellten Artikel billige Fälschungen oder kommen nie an. Dann ist der Kunde auf einen sogenannten Fake-Shop hereingefallen. Immer mehr solcher gefälschten Verkaufsplattformen sind im Netz zu finden.
Wie arbeiten Fake-Shops?
Statt adidas heißen sie adldas, statt Siemens Sienens, statt Apple Appie - kleine Unterschiede, die der Kunde in der Adresszeile auf den ersten Blick nicht unbedingt erkennt. Über den Link einer Werbeanzeige oder einer Preissuchmaschine gerät der Nutzer auf die Seite, die so aussieht, als gehöre sie zu einem namhaften Anbieter. Tatsächlich haben aber Betrüger eine bekannte real existierende Domain eines Webshops leicht abgeändert.
Bei extrem niedrigen Preisen sollte man das Angebot genau prüfen.
Die Seiten sind professionell aufgemacht und werben mit günstigen Angeboten. Der Kunde, der einen Artikel bestellt, muss ihn in der Regel per Vorkasse bezahlen. Das Produkt wird aber nicht geliefert, das Geld ist weg. In anderen Fällen liefert der Anbieter gefälschte Markenartikel oder minderwertige Ware.
Wie erkenne ich einen Fake-Shop?
"Wenn die Ware ungewöhnlich günstig angeboten wird, sollte man skeptisch werden", warnt Michèle Scherer, Expertin Digitale Welt bei der Verbraucherzentrale Brandenburg. Vor der Bestellung rät sie, folgende Kriterien zu checken:
- Handelt es sich um eine auffällige Internetadresse?
- Werden nur Vorkasse-Zahlungsmöglichkeiten angeboten? Es lohne sich oft, die Allgemeinen Geschäftsbedingungen genauer anzusehen. Sind sie in schlechtem Deutsch geschrieben, sei dies ein weiteres Warnsignal, denn dann könnten sie automatisch übersetzt sein.
- Gibt es ein vollständiges Impressum? Jede offizielle Seite muss ein Impressum haben. Fehlt dieses oder ein Teil davon, wie zum Beispiel eine Telefonnummer, sollte man lieber auf den Kauf verzichten.
Wie kann ich mich schützen?
Oft reicht schon ein Anruf beim Online-Händler, um mehr Sicherheit zu bekommen. Wenn unter der angegebenen Nummer zu den Geschäftszeiten niemand abhebt oder ein Kontakt grundsätzlich nur per E-Mail möglich ist, dann sei dies verdächtig, so Verbraucherschützerin Scherer.
Gütesiegel sollen dem Kunden zudem helfen, Sicherheit zu bekommen. "Diese Siegel können aber auch gefälscht sein", warnt Scherer. Deshalb sollte man darauf achten, ob das Gütesiegel auch mit der Seite verlinkt ist, die die Zertifikate vergibt. Passiert beim Anklicken des Siegels nichts, ist es eventuell gefälscht.
Auch eine Gegenprobe beim Aussteller des Siegels ist möglich. Auf dessen Internetseite sollten alle eingetragenen Shops aufgelistet sein. Vertrauenswürdige Siegel findet der Nutzer auf der Seite Internet-Gütesiegel.
Die Verbraucherschützer raten dringend, nicht per Vorkasse oder per Überweisung zu bezahlen. Wenn keine Ware kommt, ist das Geld weg. Besser sei es, ein Produkt oder eine Dienstleistung per Rechnung zu bestellen - sie also erst nach erfolgreicher Lieferung zu bezahlen. Zweitbeste Möglichkeit sei die Lastschrift. "Diese können Verbraucher ohne weitere Begründung innerhalb von acht Wochen über die Bank zurückholen lassen. Bei der Zahlung per Kreditkarte ist der Aufwand der Rückholung deutlich höher, da die Banken regelmäßig den Nachweis der Anzeige bei der Polizei fordern", so Verbraucherschützerin Scherer.
Bin ich auf bekannten Portalen sicher?
Auch hier ist es wichtig, ganz genau hinzusehen. Neben der Möglichkeit, bei Amazon direkt Artikel zu erwerben, gibt es den so genannten "Marketplace". Auf diesem Marktplatz können beliebige Verkäufer ihre Produkte anbieten und später über Amazon die Verwaltung und Bezahlung abwickeln lassen.
Auch bei Amazon sollte man genau hinschauen.
Nach Angaben des LKA Niedersachsen häufen sich hier die Meldungen über gefälschte oder manipulierte Shops. Die Täter eröffnen einen eigenen Marketplace-Shop. Auf den Seiten werden diverse Artikel günstig angeboten. Der Verkäufer fordert den Kunden auf, den Betrag nicht direkt über Amazon zu bezahlen, sondern leitet ihn auf eine externe Seite weiter. Sollte es also um einen Kauf und die Bezahlung außerhalb von Amazon gehen, sei Misstrauen angesagt.
Wie groß ist der Schaden?
Konkrete Zahlen zu "Fake-Shop"-Fällen gibt es nicht. Das Bundeskriminalamt weist in seiner Kriminalstatistik lediglich Warenbetrug im Internet insgesamt aus. Im Jahr 2016 gab es demnach 70.506 Fälle mit einem Gesamtschaden von rund 51 Millionen Euro.
Die Täter sitzen dabei nicht zwangsläufig im Ausland. Im März fassten Ermittler der Polizei Rhein-Sieg-Kreis vier Männer, die im Internet mutmaßlich Waren angeboten hatten, ohne diese jemals wirklich verkaufen zu wollen. Allein in diesem Fall gab es einen Schaden von mehr als 300.000 Euro.