Die Heuschrecken bedrohen die Ernte in zahlreichen Ländern.
FAQ

Heuschreckenplage Eine Gefahr für Millionen Menschen

Stand: 04.02.2020 14:07 Uhr

Somalia und Pakistan haben innerhalb weniger Tage wegen Heuschreckenplagen den Notstand ausgerufen. Welche Länder sind noch betroffen? Welche Gefahr stellen die Heuschrecken dar?

Was sind Heuschrecken?

Es gibt mehr als 26.000 Heuschreckenarten, einige sind nur 1,5 Millimeter klein, andere werden bis zu 20 Zentimeter lang. Ihre Ausbreitung ist weltweit. Bereits seit Jahrtausenden werden sie als Plage angesehen, auch in der Bibel finden sie Erwähnung. Zu ihrer Nahrung gehören - je nach Art - Pflanzen und Fleisch.

Die UN-Welternährungsorganisation (FAO) bezeichnet sie daher als die älteste wandernde Plage der Welt. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Grashüpfern sind Heuschrecken in der Lage, ihr Verhalten zu ändern. Sie können Schwärme bilden und große Distanzen überwinden. Die Schwärme aus Hunderten Millionen Heuschrecken legen FAO-Angaben zufolge bis zu 150 Kilometer am Tag zurück. Auf ihrem Weg zerstören sie ganze Landstriche: Ein Schwarm von einem Quadratkilometer könne an einem Tag so viele Nahrungsmittel verspeisen wie 35.000 Menschen. Betroffen ist zum einen die unmittelbare Ernte, aber auch Viehfutter wird von den Insekten vernichtet.

Wüsten-Heuschrecken überleben auf einer Fläche von ungefähr 16 Millionen Quadratkilometern in Wüstengebieten von etwa 30 Ländern zwischen Westafrika und Indien.

Wie groß ist die Bedrohung?

Die FAO spricht von der schlimmsten Heuschreckenplage in Kenia seit 70 Jahren, in Uganda und Somalia soll es die schlimmste seit 25 Jahren sein.

Die UN-Welternährungsorganisation geht davon aus, dass weltweit mehr als 25 Millionen Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche gefährdet sind. Damit wäre die Lebensmittelversorgung von 20 Millionen Menschen bedroht. Viele von ihnen leben ohnehin in ländlichen Gebieten mit schlechter Gesundheitsversorgung und wenig Mitteln, die Heuschrecken zu bekämpfen.

Welche Regionen sind aktuell gefährdet?

In den vergangenen Tagen haben erst Pakistan, dann Somalia den Notstand ausgerufen. Die FAO unterteilt insgesamt drei Gebiete, die aktuell besonders unter der Plage leiden.

Am stärksten ist derzeit das Gebiet am Horn von Afrika betroffen. Vor allem in Äthiopien und Somalia gilt nach Einschätzung der Experten eine besondere Bedrohung für die Nahrungsmittelsicherheit. Die Heuschrecken haben sich von dort aus weiter nach Kenia ausgebreitet. Im Februar findet die Brutzeit statt. Infolgedessen könnte sich die Heuschrecken-Population im März und April vervielfachen, befürchtet Martin Bröckelmann-Simon von der Hilfsorganisation Miserior.

Ein zweites Ausbreitungsgebiet befindet sich auf beiden Seiten des Roten Meeres. Hier sind die Grenzen zwischen Sudan und Ägypten und Sudan und Eritrea und an der Küste des Jemen. Von dort haben sich die Heuschrecken weiter auch ins zentrale Hochland ausgebreitet und in die angrenzenden Regionen im Südwesten Saudi Arabiens. Wenigstens ein Schwarm ist zur südlichen Küste Eritreas gelangt, mehrere weitere, breiteten sich bis zur Ostküste des Oman aus und dann weiter den Süden Jemens.

Ausbreitungsgebiet drei liegt sich im südwestlichen Asien. An der Südküste des Iran haben schwere Regenfälle beste Brutbedingungen für gleich zwei Generationen von Heuschreckenschwärmen geliefert. Außerdem ist das Grenzgebiet zwischen Indien und Pakistan stark betroffen.

Haben Heuschrecken Nutzen?

Heuschrecken haben den Ruf der Nahrungsvernichter, werden aber in Teilen Afrikas, Asiens und Südamerikas auch als Nahrungsmittel gegessen. Sie sind eiweißreich, werden gebraten oder gegrillt. Im Judentum gelten sie (mit Einschränkungen je nach Glaubensrichtung) als koscher. Im Jemen und anderen arabischen Ländern werden sie als Vorspeise serviert, im Kambodscha mit Erdnüssen gefüllt und im Wok gebraten.

Geröstete Heuschrecken werden auf einem Markt in Mexiko verkauft.

In einigen Ländern gelten die Heuschrecken durchaus aufgrund ihres Eiweißgehaltes als nahrhaftes Lebensmittel.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 04. Februar 2020 um 14:00 Uhr.