Pinterest gehört zu einer der wichtigsten Plattform weltweit.
Hintergrund

Pinterest Schlechte Karten für Impfgegner

Stand: 07.03.2019 11:34 Uhr

Wie alle großen Social-Media-Plattformen hat auch Pinterest mit irreführenden Inhalten zu kämpfen. Daher blockieren die Betreiber Suchergebnisse zu Krebsheilmitteln oder Impfungen - aber nicht überall.

Von Von Karolin Schwarz für den ARD-faktenfinder

In der Regel geht es auf Pinterest nicht allzu heiß her. Auf der Plattform teilen monatlich 250 Millionen Nutzer vor allem Bilder und Links zu Lifestyle-Themen, wie Sport, Mode und Hobbys in eigenen Sammlungen, sogenannten Boards. Trotzdem hat auch Pinterest mit Falschmeldungen zu kämpfen.

Einem Teil davon wirkt man seit einiger Zeit rigoros entgegen: Irreführende und falsche Inhalte zu Gesundheitsthemen sollen keinen Platz haben, wie zuerst das "Wall Street Journal" berichtete.

Suchen Nutzer auf Pinterest beispielsweise nach Krebsheilmitteln, Impfungen oder Essstörungen, werden keine Suchergebnisse angezeigt. Stattdessen verweist Pinterest in diesen Fällen auf die eigenen Richtlinien, oder, bei lebensgefährlichen Themen wie Bulimie und Suizid, auf Hilfsangebote.

Auch Bilder sowie Links zu Websites, die zuvor wegen enthaltener Falschmeldungen aufgefallen sind, können von Nutzern nicht hochgeladen oder gespeichert werden. Zur Identifizierung von zuvor gesperrten Bildern nutzt Pinterest Hashes, individuelle Kennungen, über die die Bilder und Videos identifiziert werden können. Andere Plattformen nutzen die Technik, um terroristische oder kinderpornographische Inhalte zu identifizieren und zu sperren.

Studie ausschlaggebend

Pinterest stand 2016 in der Kritik, weil eine Studie der Virginia Commonwealth University ergab, dass 75 Prozent der Suchergebnisse zum Thema Impfungen negativ waren. Von den 800 überprüften Links und Bilder enthielten drei Viertel Botschaften, die beispielsweise die Sicherheit von Impfungen in Frage stellten oder gar Behauptungen, dass Impfungen entwickelt wurden, um Menschen zu töten. In der Folge passte Pinterest die Nutzerrichtlinien an:

Die Fehlinformationsrichtlinie von Pinterest untersagt beispielsweise das Bewerben ungeeigneter Heilmittel und -verfahren gegen unheilbare oder chronische Krankheiten sowie impfkritische Empfehlungen. Aus diesem Grund darfst du dir keine Inhalte merken, die Ratschläge enthalten, die unmittelbare und schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit unserer Nutzer oder die Sicherheit der Allgemeinheit haben könnten.

Die Suchergebnisse werden nicht in allen Sprachen auf die gleiche Weise eingeschränkt. Sucht man nach dem deutschen "Impfungen", werden diverse Suchergebnisse angezeigt, die zum Teil auch von Impfgegnern stammen. Die englische Entsprechung "vaccines" ergibt keine Suchergebnisse. Sucht man dagegen nach "autism vaccines", also nach einer Verbindung zwischen Impfungen und Autismus, tauchen wiederum Suchergebnisse von Impfgegnern auf.

Unter anderem eine dänische Langzeitstudie stellte, wie andere Studien zuvor, keinen Zusammenhang zwischen dem Impfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln und Autismuserkrankungen fest.

Screenshot: Werbung für Krebsheilmittel

Die Suche nach den Begriffen "Krebs Heilmittel" ergibt Treffer.

Auf Anfrage des ARD-faktenfinder erklärt eine Sprecherin von Pinterest, man habe die englischsprachigen Suchergebnisse im Zusammenhang mit Impfungen und Krebsbehandlungen weltweit blockiert. Auch Suchbegriffe in anderen Sprachen würden kontinuierlich überprüft und gegebenenfalls blockiert. Die Reaktionen auf diese Strategie seien bislang vor allem positiv gewesen.

Übergangslösung

Gegenüber dem "Guardian" berichtete Ifeoma Ozoma, die bei Pinterest für soziale und politische Themen zuständig ist: "Wir tun unser Bestes, um schlechte Inhalte zu entfernen, aber wir wissen, dass es schlechte Inhalte gibt, um die wir uns noch nicht gekümmert haben." Eine andere Sprecherin sagte der "New York Times", dass die Einschränkung der Suchfunktion eine Übergangslösung sei, bis man eine langfristige Strategie gefunden habe.

Laut Ozoma stammen viele irreführende und falsche Inhalte auf Pinterest von Facebook und YouTube. Beide Plattformen initiierten eigene Lösungsansätze gegen virulente Gesundheits-Falschmeldungen. Facebook arbeitet hingegen mit Faktencheck-Partnern zusammen, um Falschmeldungen aller Art zu kennzeichnen.

YouTube entfernt Werbung

YouTube teilte seinerseits jüngst mit, Werbung aus Impfgegner-Videos zu entfernen, über die die Kanalbetreiber Geld verdienen. Zuvor war durch einen Bericht von Buzzfeed bekannt geworden, dass in Anti-Impf-Videos auch Werbung von Gesundheitsfirmen eingeblendet wurde.

Susanne Glasmacher, Robert Koch-Institut, über Ausbreitung von Masernerkrankungen

tagesschau24

In Deutschland war die Zahl der gemeldeten Masernfälle nach Angaben des Robert-Koch-Instituts zuletzt rückläufig. Die angestrebte Impfquote von 95 Prozent nach der zweiten Impfung wurde allerdings nicht erreicht.