Trump zu Corona-Maßnahmen Sommer, Sonne - und Spritzen?
US-Präsident Trump spekuliert erneut über mögliche Maßnahmen gegen das Coronavirus und bringt dabei sogar das Spritzen von Desinfektionsmittel ins Spiel. Experten warnen: Das kann tödlich sein.
Es waren erstaunliche Vorschläge, die US-Präsident Donald Trump am Donnerstag in einer Pressekonferenz machte, die er zusammen mit einem Beamten des Heimatschutzministeriums, William Bryan gab:
Angenommen, wir setzten den Körper einem ultravioletten oder einfach sehr starken Licht aus - und ich glaube, Sie sagten, dass das noch nicht probiert wurde, aber ich glaube, sie sagten, dass sie das testen werden. Und dann sagte ich: Angenommen, man bringt das Licht in den Körper, was man machen kann, entweder durch die Haut oder auf einem anderen Weg - und ich glaube, sie sagten, dass sie das auch testen werden.
Dann sehe ich noch die Desinfektionsmittel, die das Virus in einer Minute ausknocken. Und es gibt einen Weg, mit dem wir so etwas in der Art machen können - durch eine Injektion nach innen oder fast durch so etwas wie eine Säuberung. Es gelange so in die Lunge und zieht da eine enorme Nummer durch. Dafür braucht man Ärzte, aber es klingt interessant für mich.
Lichtdesinfektion prinzipiell möglich...
Prinzipiell hat Trump mit mehreren seiner Aussagen zumindest teilweise recht: Mit starken Lichtquellen können Oberflächen desinfiziert werden. Auch kann man beobachten, dass sich bestimmte Viren bei starker Sonneneinstrahlung und höherer Luftfeuchtigkeit weniger ausbreiten.
Beim Sars-CoV-2-Virus wurde dies bisher jedoch nicht bestätigt. Laut dem Heimatschutzbeamten Bryan gibt es lediglich "entstehende Ergebnisse" eines Forschungslabors in Maryland, laut denen Sonnenlicht das Virus auf Oberflächen und in der Luft abtöten könne.
... aber nicht ohne Risiko
Die äußere Desinfektion des Körpers durch starke künstliche Lichtquellen ist ebenfalls potenziell gefährlich: "Wir desinfizieren unseren Körper oberflächlich normalerweise mit hautverträglichen Produkten. Eine UV-Behandlung könnte zu Hautschäden und so zu einer Erhöhung des Hautkrebsrisikos führen - je nachdem, in welcher Intensität und Wellenlänge sie angewendet werden muss, um Corona zu zerstören", erklärt die Chemikerin und Virologin Helga Rübsamen-Schaeff gegenüber tagesschau.de. "In jedem Fall würde ich für die äußerliches Desinfektion die existierenden Desinfektionsmittel, die ja auch auf Verträglichkeit geprüft sind, vorziehen - und die ohnehin empfohlenen Hygienemaßnahmen wie das Händewaschen."
Augenärzte warnen zudem vor Schäden an Horn- und Bindehaut.
Licht von Innen? Unsinn!
Eine Lichtdesinfektion im Körperinneren hält Rübsamen-Schaeff für ebenso unmöglich wie sinnlos und gefährlich: "Selbst wenn man mit einer ganz dünnen UV-Lampe stellenweise in die Blutgefäße oder auch in die Atemwege gehen könnte, was abenteuerlich genug wäre, würde man andere Stellen des Körpers nicht erreichen, und das UV-Licht würde vom Blut und dem umgebenden Gewebe schnell absorbiert", sagt die Professorin für Biochemie und Virologie.
"Das Virus sitzt in den Zellen und wird von dort freigesetzt", sagt Rübsamen-Schaeff weiter. "Selbst wenn man ein freies Virus durch direkte Bestrahlung zerstören könnte, kann ich mir nicht vorstellen, wie man das Virus in den Zellen durch eine Bestrahlung der Zellen von außen zerstören kann, ohne die Zelle auch zu zerstören, das heißt ohne massive toxische Effekte."
Hochgefährliche Injektionen
Entsetzen bei Experten löste Trumps Vorschlag aus, man solle ausprobieren, Menschen gegen das Coronavirus Desinfektionsmittel zu injizieren. Diese Mittel sind explizit und ausschließlich für die äußere Anwendung vorgesehen. Dabei sind Sicherheitsvorschriften streng einzuhalten - aus gutem Grund: Viele Präparate enthalten gesundheitsschädliche, ätzende, hochgiftige oder krebserregende Substanzen wie Chloramine, Formaldehyd oder Phenole.
"Klassische Desinfektionsmittel sind sehr aggressiv und schädigen die Körperzellen. Sie zum Beispiel zu trinken oder zu injizieren, ist absolut gefährlich", warnt Rübsamen-Schaeff.
Schon vorher gab es von anderer Seite die Empfehlung, das Bleichmittel Chlordioxid gegen das Coronavirus zu trinken. Auch hier warnen Experten vor gesundheitsschädlichen Wirkungen.
Weiterer gefährliche Trump-Rat
Es ist nicht das erste Mal, dass Trump in der Corona-Krise gefährliche Ratschläge gibt: So empfahl er in einem Tweet persönlich, Chloroquin und Azithromycin als Therapie gegen Covid-19 einzusetzen.
Chloroquin ist ein verschreibungspflichtiges Arzneimittel mit starken Nebenwirkungen. Nach Trumps Vorschlag kam es zu mehreren Vergiftungen, weil Menschen den Wirkstoff des Präparats eigenmächtig einnahmen.