Ein Mensch richtet den Wasserstrahl eines Schlauches auf ein brennendes Haus.
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Waldbrände in Kalifornien Falsche Behauptungen und Verschwörungsmythen

Stand: 15.01.2025 14:56 Uhr

In Kalifornien ist die Feuerwehr immer noch wegen der Brände im Einsatz. Begleitet wird die Katastrophe von Falschinformationen und kruden Schuldzuweisungen. Auch Trump und Musk mischen mit.

Von Carla Reveland und Pascal Siggelkow, ARD-faktenfinder

Auch knapp eine Woche nach Ausbruch der verheerendsten Waldbrände der kalifornischen Geschichte ist die Gefahr noch nicht gebannt. Mindestens 24 Menschen kamen bei den Bränden um, die bisher eine Fläche größer als San Francisco verbrannt haben.

Wie schon nach dem Hurrikan "Helene" werden in den sozialen Netzwerken zahlreiche falsche Bilder und Videos geteilt, Falschinformationen verbreitet und Verschwörungserzählungen gestreut.

Trump beschuldigt Kaliforniens Gouverneur

Ganz vorne mit dabei ist der frühere und wieder gewählte US-Präsident Donald Trump, der die Brände nutzt, um gegen den demokratischen Gouverneur des US-Bundesstaates Kalifornien zu schießen. So behauptete Trump, dass der Gouverneur Gavin Newsom sich geweigert habe, eine Erklärung zur Wiederherstellung der Wasserversorgung zu unterzeichnen. Diese Erklärung hätte es laut Trump ermöglicht, täglich Millionen Gallonen Wasser in die betroffenen Gebiete zu leiten.

Newsom widersprach Trump daraufhin, ein solches Dokument habe es nie gegeben und sei reine Fiktion. In US-Medien wird vermutet, dass sich Trump auf einen Plan aus dem Jahr 2020 bezieht, der vorsah, Wasser aus Nordkalifornien in weiter südlich gelegene landwirtschaftliche Gebiete umzuleiten. Newsom lehnte diesen Plan damals ab und begründete das mit gefährdeten und vom Aussterben bedrohten Fischarten. Berichten zufolge blockierte letzten Endes der kalifornische Generalstaatsanwalt die Maßnahme zur Umleitung von Wasser, da sie gefährdeten Arten schaden könnte und wissenschaftlich nicht gerechtfertigt sei.

Der US-Faktencheckseite Snopes zufolge ist die von Trump initiierte Debatte über Wasserbewirtschaftungsprogramme mit Blick auf die aktuellen Waldbrände ohnehin obsolet. So lagen die meisten Stauseen in Kalifornien im Januar 2025 den offiziellen Angaben zufolge auf oder über dem historischen Durchschnittsniveau.

Die von den Feuerwehrleuten im Gebiet von Pacific Palisades gemeldete Wasserknappheit ist einem Sprecher der Feuerwehr zufolge auf die hohe Nachfrage zurückzuführen. Die Wassertanks in höheren Lagen könnten nur begrenzt nachgefüllt werden, was zu einer verlangsamten Wiederauffüllungsrate durch die extreme Nachfrage geführt habe. Die kommunalen Wasserversorgungssysteme seien nicht für sich schnell ausbreitende Waldbrände ausgelegt.

Falschbehauptung von Trump über Hilfsfonds

Trump behauptete zudem, dass keine Löschflugzeuge eingesetzt würden. Dabei wurden nach Angaben der Stadtverwaltung von Los Angeles lediglich in der Nacht zum 7. Januar keine Flugzeuge eingesetzt, weil es zu starke Winde gegeben habe. Am nächsten Tag seien sie aber bereits wieder im Einsatz gewesen.

Außerdem postete Trump, dass der derzeitige US-Präsident Joe Biden "kein Geld" in dem Katastrophenhilfsfonds der US-Katastrophenschutzbehörde FEMA gelassen habe, um Bundeshilfe zu leisten. Nach Angaben der FEMA ist das jedoch falsch. So gab die Katastrophenschutzbehörde an, dass ihr Katastrophenhilfsfonds über 27 Milliarden US-Dollar verfügt und damit genug, um auch bei den Bränden in Kalifornien kurzfristige Hilfe zu leisten.

Gegenüber dem Nachrichtensender CNN hieß es vonseiten der FEMA, dass diese Summe sich für das ganze Jahr 2025 als unzureichend erweisen könnte, um den Bedarf zu decken, der durch alle möglichen Katastrophen entstehen könnte. Erst im Dezember bewilligte der US-Kongress 29 Milliarden US-Dollar an neuen Mitteln für den Katastrophenhilfefonds - Biden hatte noch mehr gefordert.

"Dank der kürzlichen Verabschiedung eines zusätzlichen Katastrophenfonds durch den Kongress verfügt die FEMA über die nötigen Mittel und Ressourcen, um auf die Bedürfnisse Kaliforniens zu reagieren", so die FEMA.

Virales Video zeigt keine Plünderung

Im Zusammenhang mit Berichten über Plünderungen werden zum Teil Bilder und Videos mit einem falschen Kontext verbreitet. So wird ein Video mit der Behauptung verbreitet, dass es zeige, wie afroamerikanische Menschen während der Waldbrände unter anderem Taschen mit Wertgegenständen und einen Fernseher plündern, oft mit rassistischen Kommentaren versehen. Doch das ist falsch.

In Wahrheit zeigt das Video Familienmitglieder und Freunde, die einer Anwohnerin dabei helfen, ihre Habseligkeiten vor dem Feuer zu retten. Das bestätigen die Aufnahmen einer Live-Sendung des Senders KTLA, in dem über dieselben Menschen berichtet wird, wie sie helfen.

Transfeindliche Aussagen

Rechte Medien und Akteure suggerieren, die Feuerwehr in Kalifornien hätte die Brände nicht unter Kontrolle, da eine Feuerwehreinheit beispielsweise von einer Trans Person geführt werde. So heißt es etwa in einem über zehn Millionen mal gesehenen Post auf X, die Feuerwehrchefin von Los Angeles rühme sich damit, die erste "weibliche und LGBTQ-Feuerwehrchefin" zu sein. Die Förderung einer "DEI-Kultur" sei ihre Priorität. Ergänzt mit dem Satz: "Fühlen Sie sich dadurch sicherer?"

DEI steht für Diversity, Equity and Inclusion, also Vielfalt, Chancengerechtigkeit und Inklusion. Mit "DEI-Kultur" sind Maßnahmen gemeint, die das Ziel haben, Menschen aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Sexualität oder Hautfarbe nicht zu diskriminieren. Auch Elon Musk verbreitete Falschaussagen dazu.

Er teilte den Screenshot eines vier Jahre alten "Aktionsplans zur Gleichstellung" der Feuerwehr von Los Angeles und schrieb dazu: "Sie haben DEI über die Rettung von Leben und Häusern gestellt" und "DEI means people DIE", also DEI führe dazu, dass Menschen sterben. Dafür gibt es keinerlei Hinweise oder Beweise. Bereits zu den Hurrikans "Milton" und "Helene" im Jahr 2024 wurden ähnliche Narrative geteilt, welche den Einsatz und die Legitimität der Ersthelfer in Frage stellen.

Unterschiedliche verschwörungsideologische Erklärungsmuster

Auch kursieren verschiedene Verschwörungsnarrative dazu, dass die Brände absichtlich gelegt oder außer Kontrolle geraten wären. So behauptete der bekannte Verschwörungsideologe Alex Jones auf X, die Waldbrände seien "Teil einer größeren Verschwörung der Globalisten", um einen Wirtschaftskrieg zu führen, die USA zu "deindustrialisieren" und einen "totalen Zusammenbruch" auszulösen. In einem inzwischen gelöschten Tweet antwortete Elon Musk mit den Worten: "Stimmt".

Andere verschwörungsideologische Akteure sprechen davon, dass Energiewaffen eingesetzt worden wären, welche die Brände entfacht hätten. Oder "Cloud Seeding" eingesetzt worden wäre, um die Wetterverhältnisse künstlich zu beeinflussen, so dass die Waldbrände verstärkt werden würden. Für all diese Theorien gibt es keinerlei Anhaltspunkte.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 15. Januar 2025 um 15:00 Uhr.