Weidel zu Intensivpatienten Falsche Quelle, falsche Behauptung
AfD-Fraktionschefin Weidel hat indirekt behauptet, die meisten Covid-Patienten auf Intensivstationen seien geimpft. Das gehe aus Zahlen des Statistischen Bundesamts hervor. Nichts davon stimmt.
Konfrontatives Interview am Rande der Kanzlerwahl am Mittwoch in Berlin: Die meisten Patienten auf den Intensivstationen der deutschen Kliniken seien Ungeimpfte. Das sagte Moderator Erhard Scherfer im Gespräch mit AfD-Fraktionschefin Alice Weidel im Fernsehsender Phoenix.
Das stimme nicht, entgegnete Weidel, die Zahlen seien falsch. Scherfer widersprach, die Aussage sei sehr wohl korrekt. Woher sie denn ihre Zahlen habe, wollte der Moderator wissen. Weidel verwies auf "destatis" - also das Statistische Bundesamt.
Bundesamt dementiert
Doch das Bundesamt verfügt über gar keine entsprechenden Daten. "Bei uns gibt es keine Daten zum Impfstatus von Intensivpatientinnen und -patienten", heißt es auf dem Twitter-Profil von destatis.
Tatsächlich finden sich aktuelle Daten zu der Zahl der Covid-Intensivpatienten im Intensivregister. Laut Tagesbericht vom 8. Dezember sind derzeit mehr als 4800 Covid-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung, davon werden 2716 invasiv beatmet.
Das RKI bietet zudem diverse Statistiken an, die zeigen, dass das Risiko für Ungeimpfte deutlich höher ist, schwer an Covid-19 zu erkranken. Dies belegen beispielsweise Daten über vollständig geimpfte und ungeimpfte hospitalisierte COVID-19-Fälle, die auf 100.000 Geimpfte/Ungeimpfte bezogen werden.
Altersgruppe | Impfstatus | Wert |
---|---|---|
12-17 | Geimpft | 0,6 |
Ungeimpft | 2,6 | |
18-59 | Geimpft | 1,4 |
Ungeimpft | 8,9 | |
60+ | Geimpft | 6,9 |
Ungeimpft | 37,6 |
Diese Daten zeigen also bereits, dass Geimpfte viel seltener von schweren Verläufen bedroht sind. Und obwohl ein Großteil der Erwachsenen in Deutschland geimpft ist, liegen mehr Ungeimpfte auf den Intensivstationen.
Das RKI berichtet darüber in seinen Wochenberichten. Den jüngsten Angaben vom 2. Dezember zufolge lag der Anteil der Impfdurchbrüche bei symptomatischen Covid-19-Patienten auf Intensivstationen in der Altersklasse der 18- bis 59-Jährigen bei 15,7 Prozent. Bei den Über-60-Jährigen sind 44,5 Prozent der Intensivpatienten vollständig geimpft. Allerdings liegt die Impfquote hier bei über 86 Prozent - das heißt, die lediglich 14 Prozent der Ungeimpften stellen mehr als die Hälfte der Intensivpatienten in dieser Altersgruppe. Zudem nimmt der Impfschutz bei Älteren schneller ab, weshalb die Booster-Impfungen besonders wichtig sind.
Weder führt das Statistische Bundesamt also aktuelle Daten über den Impfstatus von Intensivpatienten, noch ist die Mehrzahl dieser Erkrankten vorliegenden Daten zufolge geimpft.
Dazu kommt, dass absolute Zahlen das erhöhte Risiko für Ungeimpfte nicht exakt darstellen. Setzt man die Zahlen in Relation auf jeweils 100.000 Personen, wird deutlich, dass Ungeimpfte deutlich öfter schwer erkranken.