Vorwurf der Manipulation Viel heiße Luft um die Wetterkarte
Manipuliert die tagesschau aus ideologischen Gründen die Wetterkarte? Diesen Vorwurf erheben AfD-Verbände im Netz. Tatsächlich werden Karten miteinander verglichen, die unterschiedliche Dinge zeigen.
Von Patrick Gensing, ARD-faktenfinder
Der tagesschau wird vorgeworfen, ihre Wetterkarten zu manipulieren. Dazu erreichten die Redaktion verschiedene Zuschriften, die sich auf Facebook-Postings von AfD-Verbänden beziehen. Darin wurden zwei Karten untereinander gestellt, eine aus dem Jahr 2009, eine aus dem Jahr 2019. Dazu schreibt beispielsweise die "AfD Landau":
Noch offensichtlicher wie es die öffentlich-rechtlichen Sender zur Zeit tun, kann man wohl nicht ins Horn der Grünen blasen! Die "neue" #Wetterkarte der #Tagesschau soll wohl dem Zuschauer "signalisieren", er würde am Folgetag verbrennen
Nutzer werfen der tagesschau in diesem Kontext vor, eine "von Ideologie besetzte Wetterkarte" zu zeigen, mit der die Auswirkungen des Klimawandels gezielt übertrieben würden. "Plötzlich" würden Temperaturen "dramatisiert", die vor zehn Jahren noch "ganz normal" dargestellt worden seien.
Bildungsminister teilt Grafik
Auf Twitter teilte unter anderem der Bildungsminister von Sachsen-Anhalt, Marco Tullner (CDU), die Grafik und kommentierte: "Warum wurden eigentlich die Wetterkarten von grün auf glutrot, bei selben Temperaturen, umgestellt? Das geistert ja gerade durch das Netz." Die FDP Magdeburg schrieb darunter vom "optischen Framing".
Unterschied zwischen Temperatur- und Wetterkarte
Was die AfD-Verbände und verschiedene Nutzer allerdings nicht beachtet haben: Es werden Karten miteinander verglichen, die unterschiedliche Dinge zeigen. Bei der oberen Karte in der Grafik handelt es sich um eine Temperaturvorhersage. Durch die Einfärbung kann man auch dort, wo keine Zahl steht, erahnen, wie hoch die Temperaturen etwa werden. Die Skala kann dabei von Dunkelrot für heiße Temperaturen bis kaltem Blau reichen.
Allerdings hat nicht jede Temperatur eine eigene Farbe: Prinzipiell teilen sich mehrere Temperaturen eine Farbe. Außerdem wird der Farbbereich entsprechend der Jahreszeiten gewechselt. Eine Farbskala, die im Sommer und im Winter im Einsatz wäre - also von minus 20 bis plus 40 Grad - hätte keine klar erkennbaren Farbunterschiede mehr. Deshalb verwendet die Wetterredaktion des Hessischen Rundfunks vier unterschiedliche Farbskalen, die immer einen Teil abdecken: Fünf Grad sind so im Sommer blau und im Winter gelb oder orange.
Wetterkarte ohne Einfärbung - und das schon 2009
Bei der unteren Karte in der auf Facebook verbreiteten Grafik handelt es sich dagegen um die Aussichten für die kommenden drei Tage, bei der nicht nur die Temperaturen, sondern auch Angaben über Bewölkung, Niederschlag oder Sonnenschein angezeigt werden. Diese Informationen werden mit einer neutralen Karte hinterlegt. Das war übrigens auch bereits 2009 so.
Auch der AfD-Bundestagsabgeordnete Jan Nolte hatte die Grafik auf Facebook verbreitet. Mittlerweile wurde diese aber gelöscht. Nolte räumte ein, die Grafik zeige "zwei verschiedene Grafiken, die sich nicht miteinander vergleichen lassen". Sein Pressereferent habe diese bei Facebook hochgeladen.
Und nun die Wetteraussichten - also die Temperaturen sowie die Vorhersage für die kommenden Tage: