Parteitag in Riesa Chrupalla und Weidel führen die AfD
Tino Chrupalla bleibt Parteichef der AfD. Beim Bundesparteitag in Riesa bekam er gut 53 Prozent der abgegebenen Stimmen. Zweite Vorsitzende wird Alice Weidel - sie erhielt gut 67 Prozent der Stimmen.
Tino Chrupalla ist auf dem AfD-Bundesparteitag im sächsischen Riesa als Parteichef wiedergewählt worden. Der 47-Jährige setzte sich bei der Wahl mit 53,45 Prozent gegen den einzigen Gegenkandidaten, den Bundestagsabgeordneten Norbert Kleinwächter, durch. 10,2 Prozent der Delegierten stimmten bei der Wahl für "keinen von beiden".
Zweite Vorsitzende wird Alice Weidel. Die Delegierten wählten sie im Anschluss mit gut 63 Prozent. Rund 20 Prozent erhielt der Kandidat Nicolaus Fest. Zuvor hatten sich die Delegierten dafür entschieden, für weitere zwei Jahre eine Doppelspitze beizubehalten. Allerdings hatten sie die Satzung der AfD so geändert, dass künftig theoretisch auch eine Einzelspitze möglich ist. Der Thüringer Landesschef und Partei-Rechtsaußen Björn Höcke hatte sich dafür stark gemacht.
Drei Stellvertreter gewählt
Als Stellvertreter der beiden Parteivorsitzenden wurden der bisherige Parteivize Stephan Brandner mit 72,4 Prozent, der Bundestagsabgeordnete Peter Boehringer (55,4 Prozent) und seine Fraktionskollegin Mariana Harder-Kühnel (74,6 Prozent) in den engeren Führungszirkel der AfD gewählt.
Boehringer und Brandner warben mit Blick auf den parteiinternen Streit der Vergangenheit in ihren Bewerbungsreden für einen "homogenen Bundesvorstand". Harder-Kühnel wetterte gegen "Deutschlandhasser". Sie forderte eine Parteiführung, die geschlossen "wie eine Mannschaft" zusammenarbeite.
Chrupalla und Kleinwächter fordern beide "mehr Disziplin"
In seiner Bewerbungsrede hatte Chrupalla seine innerparteilichen Gegner ins Visier genommen und schwere Vorwürfe gegen sie gerichtet. "Ich bin der Bundessprecher der Basis, und wenn ich angegriffen werde, dann nur deshalb, weil die Basis zum Schweigen gebracht werden soll", sagte er. "Das werde ich nicht zulassen." Er beklagte "hinterhältige" Angriffe gegen ihn selber und "Flügelkämpfe" im bisherigen Bundesvorstand. In der AfD müsse künftig mehr Disziplin herrschen.
Kleinwächter hatte in seiner Bewerbungsrede für eine Trennung von Partei- und Fraktionsvorsitz geworben: Dies würde es den Amtsinhabern ermöglichen, sich "mit voller Kraft" ihren jeweiligen Aufgaben zu widmen. Kleinwächter beklagte, dass die AfD ein Bild der Zerstrittenheit abgebe. "Wir brauchen Professionalisierung, wir brauchen Einigkeit, wir brauchen Disziplin", sagte der brandenburgische Bundestagsabgeordnete.
Weidel forderte mehr Geschlossenheit und sagte: "Hören wir doch auf mit den haltlosen Anwürfen in der Öffentlichkeit." Die AfD sei kein Auslaufmodell. "Die AfD ist die Partei der Zukunft."
Chrupalla hatte die Partei nach dem Weggang von Ex-Co-Chef Jörg Meuthen zuletzt alleine geführt. Meuthen hatte der AfD einen zunehmend radikalen Kurs bescheinigt. Der Verfassungsschutz stufte die Partei zudem als rechtsextremistischen Verdachtsfall ein.
Parteiinterne Kritiker, die sich selbst dem gemäßigten Lager zurechnen, hatten nach den jüngsten Stimmenverlusten bei mehreren Landtagswahlen den Parteichef offen angegriffen und ihm unter anderem vorgeworfen, im Westen nicht punkten zu können. Man müsse "weg von der Wutbürgerpartei". Sie kritisierten Chrupallas Kurs auch als zu russlandfreundlich und brachten Parteiaustritte damit in Verbindung.