Affenpocken 21 Tage Isolation für Infizierte empfohlen
Einige Bundesländer haben bereits Affenpocken-Fälle gemeldet. Um das Virus einzudämmen, sollen Infizierte für 21 Tage in Isolation, empfiehlt das RKI. Um eine neue Pandemie handele es sich nicht, betonte Gesundheitsminister Lauterbach.
Nach dem Auftreten der ersten Fälle von Affenpocken in Deutschland dringt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach darauf, die Ausbreitung schnell einzudämmen. Durch gute Kontaktnachverfolgung und Vorsicht könne man das Virus in den Griff bekommen, sagte der SPD-Politiker. "Wir haben gute Chancen diesen Erreger zu stoppen, nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa."
Für Infizierte soll generell eine Isolation von mindestens 21 Tagen empfohlen werden. Die Empfehlung sei zusammen mit dem Robert Koch-Institut (RKI) entwickelt worden. Auch Kontaktpersonen von Infizierten sollen 21 Tage in Quarantäne. An der Pressekonferenz am Rande des Deutschen Ärztetages nahmen auch RKI-Präsident Lothar Wieler und Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, teil.
Lauterbach: "40.000 Dosen bestellt"
Lauterbach teilte zudem mit, dass bereits "bis zu 40.000 Dosen" Pockenimpfstoff bestellt worden seien. Das Vakzin namens Imvanex sei in den Vereinigten Staaten gegen Affenpocken zugelassen, sagte er. Es gehe darum, vorbereitet zu sein auf eventuell nötige Impfungen von Kontaktpersonen von Infizierten. Der Impfstoff könne genutzt werden, um eine Ansteckung zu verhindern - aber auch, um bei bereits Angesteckten den Ausbruch der Erkrankung zu verhindern oder zumindest zu verzögern.
"Ich rechne damit, dass wir also hier eine Reserve in Kürze geliefert bekommen", sagte der Minister. Seit 2013 ist Imvanex in der EU gegen die Pocken zugelassen. Eine Zulassung zur Vorbeugung von Affenpocken hat das Mittel in der EU nicht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wies kürzlich darauf hin, dass dieser Impfstoff nicht flächendeckend verfügbar sei.
WHO: 250 Fälle oder Verdachtsfälle weltweit
Mehrere Bundesländer haben bereits Nachweise von Infektionen gemeldet, darunter Sachsen-Anhalt, Berlin und Bayern. Proben zahlreicher weiterer Menschen werden analysiert, zudem suchen Behörden nach Kontaktpersonen nachweislich Infizierter.
Weltweit wurden nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als 250 bestätigte Fälle oder Verdachtsfälle aus 16 Ländern gemeldet. Diese Zahl betreffe jedoch nur Länder, in denen die Viruskrankheit zuvor nicht regelmäßig gehäuft aufgetreten sei - anders als in einigen afrikanischen Ländern. So habe es im Kongo seit Jahresbeginn bereits 1200 Verdachtsfälle gegeben.
"Keine neue Pandemie", aber "sehr ernst zu nehmen"
Lauterbach betonte, was man aktuell mit den Affenpocken erlebe, sei "nicht der Beginn einer neuen Pandemie". Es handele sich um einen bekannten Erreger, und man wisse, wie man ihn bekämpfen könne.
Lauterbach sagte allerdings auch, dass die Entwicklung sehr ernst zu nehmen sei. Es sei noch nicht bekannt, warum Ausbrüche international diesmal anders verliefen als in der Vergangenheit. Möglich sei, dass der Erreger oder die Anfälligkeit von Menschen sich verändert habe. Wenn Ausbrüche früh eingedämmt würden, könne man erreichen, dass sich der Erreger nicht bei Menschen einniste.
Weitere Fälle werden erwartet
Das Robert Koch-Institut (RKI) geht von einer Zunahme von Affenpocken-Erkrankungen in Deutschland aus. Es sei klar, dass weitere Fälle hierzulande zu erwarten seien, sagte RKI-Präsident Wieler. "Unser Ziel ist es deshalb, den Ausbruch einzudämmen." Dies könne über erfolgreiche Kontaktnachverfolgung, Vermeiden von engen Kontakten zu Infizierten und Hygienemaßnahmen gelingen. Risikogruppen müssten achtsam sein.
Laut Wieler sind Stand Dienstagvormittag in Deutschland fünf Fälle an das RKI übermittelt worden. Dabei handele es sich ausschließlich um Männer.
Länder-Gesundheitsminister: Alle Vorkehrungen treffen
Die Gesundheitsminister der Länder wollen gemeinsam mit dem Bund und den Gesundheitsämtern eine weitere Ausbreitung der Affenpocken verhindern. "Wir werden gemeinsam alle Vorkehrungen treffen, um eine weitere Zunahme der Infektionen abzuwenden und den Ausbruch einzudämmen", erklärte die Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Petra Grimm-Benne. "Dazu gehören auch die aktuellen Empfehlungen des Robert Koch-Institutes (RKI) zu Isolation und Quarantäne. Diese sind maßgebend für die Entscheidungen der Gesundheitsämter und sichern ein bundesweit einheitliches Vorgehen."
Grimm-Benne, die Gesundheitsministerin von Sachsen-Anhalt ist, sagte weiter: "Die aktuelle Situation ist keinesfalls mit der Corona-Lage vergleichbar. Aber wir haben aus der Corona-Pandemie beispielsweise mit Blick auf Strukturen und Impfstoff-Versorgung gelernt. Daher nehmen wir die aktuelle Situation trotz derzeit weniger Fälle in Deutschland ernst und müssen rechtzeitig reagieren."
Enger Kontakt, nicht über Luft
Die weltweit erfassten Infektionen betreffen derzeit in erster Linie Männer, die Sex mit anderen Männern hatten: Eine Übertragung ist generell bei engem Kontakt und über kontaminierte Materialien möglich. Die Weitergabe über die Luft spielt - anders als etwa bei Corona - hingegen kaum eine Rolle.
Symptome der Krankheit sind Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen und Hautausschlag. Affenpocken können aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen, in Einzelfällen sind tödliche Erkrankungen möglich. Folgen einer überstandenen Infektion können Narbenbildung und selten auch Erblindung sein.
Die meisten Menschen erholten sich aber in der Regel innerhalb weniger Wochen, sagte Wieler. Beim Auftreten von zum Beispiel ungewöhnlichem Ausschlag und Verdacht auf Affenpocken solle man unmittelbar zum Arzt gehen. Die Inkubationszeit kann bis zu drei Wochen betragen.