Angriff auf Patrouille in Afghanistan Vier deutsche Soldaten getötet
In Afghanistan sind vier deutsche Soldaten getötet und fünf verletzt worden. Nach Angaben des Einsatzführungskommandos in Potsdam sind die Soldaten nahe der Stadt Baghlan während einer Patrouille unter Beschuss der Taliban geraten. Verteidigungsminister zu Guttenberg flog umgehend zurück nach Afghanistan.
In Nordafghanistan sind bei einem Raketenangriff erneut deutsche Soldaten getötet worden. Wie das Verteidigungsministerium in Berlin mitteilte, wurden deutsche ISAF-Kräfte im Rahmen einer laufenden Operation im Raum Baghlan etwa 100 Kilometer südlich von Kundus beschossen. Dabei wurden vier deutsche Soldaten getötet und fünf schwer verletzt, wie das Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Potsdam erklärte.
Raketenbeschuss auf Patrouillenfahrzeug
Die deutsche Patrouille war in der südlichen Nachbarprovinz von Kundus nahe der Stadt Baghlan gegen 14.30 Uhr Ortszeit in einen Hinterhalt geraten. Dabei wurde ein gepanzertes Fahrzeug des Typs "Eagle IV" vermutlich durch eine Rakete getroffen.
Deutsche offenbar weiter in umkämpfter Region
In der Provinz Baghlan entwickelten sich nach Angaben der afghanischen Behörden heftige Gefechte, die nach Angaben des Einsatzführungskommandos in Potsdam erst gegen 21.00 Uhr Ortszeit beendet wurden. Schon in den vergangenen Monaten hatte sich die Provinz zu einer Hochburg der Taliban entwickelt.
Afghanische, deutsche und andere internationale Truppen lieferten sich während des tödlichen Zwischenfalls nach Auskunft des örtlichen Polizeisprechers Habib Rahman Kämpfe mit rund 400 Taliban. Dabei seien auch schwere Waffen im Einsatz gewesen. Rahman sagte, drei afghanische Polizisten seien ums Leben gekommen. Nach Auskunft des Einsatzführungskommandos blieben die Einheiten nach Beendigung der Gefechte in dem Gebiet.
Merkel bekundet Angehörigen ihr Beileid
Bundeskanzlerin Angela Merkel reagierte während ihres Aufenthalts in den USA auf den Vorfall. Den Angehörigen der getöteten und verletzten Soldaten sprach sie ihr Beileid aus: "Ich habe heute von dem Tod von vier Soldaten und mehreren Verwundeten erfahren. Die Soldaten sind in einem schwierigen Einsatz gefallen", sagte Merkel in San Francisco. Vor Studenten der Universität Stanford bekannte sie sich ausdrücklich zu dem Einsatz, äußerte aber auch Verständnis für Zweifel. "Ich weiß, dass viele Menschen Zweifel haben, ob der Einsatz richtig ist. Doch ich will auch sagen, dass ich ganz bewusst hinter diesem Einsatz stehe, damit das Land stabilisiert wird und selbst für seine Verantwortung sorgen kann", sagte sie.
Guttenberg kehrt nach Afghanistan zurück
Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, der in den vergangenen Tagen die deutschen Truppen in Afghanistan besucht hatte, sagte in Termes in Usbekistan: "Ich habe tieftraurig die Nachricht zu geben, dass nach derzeitigem Sachstand in Baghlan in Afghanistan drei oder vier Soldaten ihr Leben gelassen haben und fünf bis sechs Soldaten verwundet wurden."
Guttenberg kündigte an, gemeinsam mit Generalinspekteur Volker Wieker sofort nach Afghanistan zurückzukehren, "um bei unseren Soldaten zu sein". Nach Angaben des Einsatzführungskommandos will der Minister zum deutschen Standort in Masar-i-Scharif fliegen. Dort sollen auch die Toten und Verletzten hingebracht werden.
Steinmeier: Anschlag war "feige und hinterhältig"
Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Frank-Walter Steinmeier verurteilte den Anschlag als "feige und hinterhältig". Er sei "tief erschüttert", sagte Steinmeier: "Unsere Gedanken sind bei den Verletzten und den Angehörigen und Freunden der getöteten Soldaten. Ihnen gehört unser ganzes Mitgefühl."
Grüne fordern Aufklärung
Die Grünen-Fraktionschefs Renate Künast und Jürgen Trittin forderten von der Bundesregierung, rasch alle Informationen offenzulegen, "wie es zu dieser neuerlichen Tragödie innerhalb kürzester Zeit kommen konnte".
Linkspartei: Raus aus Afghanistan
Die Linkspartei bekräftigte nach dem erneuten Zwischenfall ihre Forderung nach einem sofortigen Abzug aus Afghanistan: "Im Interesse der Afghanen und der Deutschen sage ich: Raus mit der Bundeswehr aus Afghanistan, und zwar so schnell wie möglich", sagte Fraktionschef Gregor Gysi dem "Tagesspiegel".
Zweiter tödlicher Angriff innerhalb eines Monats
Erst vor zwei Wochen waren am Karfreitag nahe Kundus drei deutsche Soldaten bei Gefechten mit radikalislamischen Taliban getötet und acht Soldaten verletzt worden. Mit den heute Getöteten erhöhte sich die Zahl der im Einsatz in Afghanistan getöteten Bundeswehr-Angehörigen auf 43.