Auto in Menschenmenge gelenkt Hintergründe des Vorfalls weiter unklar
Die Polizei ermittelt weiter zu den Hintergründen des Mannes, der in Berlin in eine Menschenmenge gerast ist. Die Hinweise, dass der Fahrer mit Absicht handelte, verdichten sich. Bei dem Vorfall starb eine Lehrerin.
Nachdem ein Autofahrer in Berlin in eine Menschengruppe gerast ist, sind die Hintergründe weiterhin unklar. Laut der Berliner Innensenatorin Iris Spranger wurden in dem Auto Plakate mit Äußerungen "über die Türkei" entdeckt. Die Nachrichtenagentur dpa und die "Bild" hatten zuvor von einem Bekennerschreiben berichtet.
Spranger dementierte dies allerdings. "Ein richtiges Bekennerschreiben gibt es nicht", sagte sie. Zu weiteren Einzelheiten machte die Innensenatorin keine Angaben. Am Abend sprach Spranger auf Twitter von einer "Amoktat eines psychisch beeinträchtigten Menschen."
Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey warnte vor Spekulationen. Die Berliner Polizei werde "seriös ermitteln" und alle Erkenntnisse umgehend veröffentlichen. Es sei noch nicht genau bekannt, welche Motivation hinter dem Vorfall stehe, betonte sie.
Im ZDF präzisierte sie: Es seien auf der Rückbank des Wagens lediglich zwei Plakate gefunden worden. Es sei noch nicht geklärt, ob diese im Zusammenhang mit dem Vorfall stünden, wem sie gehörten und ob dahinter eine politische Aussage stehe. "Wir haben in den ersten Vernehmungen da auch noch keine klaren Aussagen bekommen." Die Polizei ermittelt nach Giffeys Worten in alle Richtungen. Mit Unterstützung eines Spezialeinsatzkommandos wurde die Wohnung des Fahrers im Stadtteil Charlottenburg durchsucht.
Der Mann ist laut Polizei ein 29 Jahre alter in Berlin lebender Deutsch-Armenier. Er soll bereits polizeibekannt sein, allerdings nicht in Zusammenhang mit Extremismus. Er wurde festgenommen. Zuvor hatte er auf der Einkaufsmeile nahe der Berliner Gedächtniskirche einen Renault-Kleinwagen in eine Menschengruppe gelenkt. Das Auto gehörte nach dpa-Informationen seiner älteren Schwester.
Lehrerin aus Hessen getötet
Bei dem Vorfall starb eine Lehrerin aus Hessen, die mit einer Schulklasse zu Besuch in der Hauptstadt war. Zudem wurden 14 Menschen verletzt. Bei den Verletzten handele es sich ausschließlich um Menschen aus der Schülergruppe, mit der die Lehrerin in Berlin unterwegs war, so die Polizei. Fünf oder sechs Menschen davon seien lebensbedrohlich verletzt worden, drei weitere schwer verletzt. Wegen der dynamischen Lage schwankten die Angaben noch, hieß es.
Der Unfallort befindet sich unweit der Gedächtniskirche am Breitscheidplatz in Berlin-Charlottenburg. Dort war im Dezember 2016 ein islamistischer Attentäter in einen Weihnachtsmarkt gefahren. Dabei und an den Spätfolgen starben insgesamt 13 Menschen, mehr als 70 wurden verletzt.
Gedenkandacht am Abend
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier reagierte "mit großer Bestürzung" auf die Ereignisse. "Meine Gedanken sind bei den schwer und sehr schwer Verletzten, bei dem Todesopfer. Und sie sind bei denen, die Schreckliches erleben mussten", erklärte er.
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz zeigte sich tief betroffen. "Die Reise einer hessischen Schulklasse nach Berlin endet im Alptraum. Wir denken an die Angehörigen der Toten und an die Verletzten, darunter viele Kinder. Ihnen allen wünsche ich eine schnelle Genesung", schrieb er auf Twitter. Giffey sagte den Betroffenen Unterstützung zu. "Wir werden alles dafür tun, den Betroffenen zu helfen."