Nach Brief an Thüringer Wähler Gedenkstättenleiter nach AfD-Kritik bedroht
In Thüringen hat der Leiter der NS-Gedenkstätten, Wagner, Morddrohungen erhalten. Hintergrund dürfte ein Brief sein, in dem er der AfD vor der anstehenden Landtagswahl eine Verharmlosung der Nazi-Verbrechen vorgeworfen hatte.
Der Stiftungsdirektor der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora hat nach einem Brief an die Thüringer Wählerinnen und Wähler Drohungen erhalten. Sein Bild sei in der Gedenkstätte Mittelbau-Dora auf eine Todesmarschstele geklebt worden, schrieb Jens-Christian Wagner auf X. Die Stele erinnert an die Opfer der Todesmärsche aus den Lagern des KZ-Komplexes Mittelbau-Dora.
Außerdem habe er eine E-Mail erhalten, in der eine Frau aus Weimar geschrieben habe, dass er ebenso wie der verstorbene SPD-Landtagsabgeordnete Thomas Hartung noch eine Strafe für sein Handeln erhalten werde.
Brief an Thüringer über 65 Jahren
Die Drohungen gehen vermutlich auf einen Brief zurück, den Wagner an die Wählerinnen und Wähler in Thüringen gerichtet hat. Darin äußerte er seine Sorge vor der Landtagswahl am 1. September.
Mit der AfD trete eine Partei an, die das Leiden der Opfer des Nationalsozialismus auch in den thüringischen Konzentrationslagern Buchenwald und Mittelbau-Dora aus der Erinnerung tilgen wolle, schrieb Wagner. Der Brief wurde in einer Auflage von 300.000 Stück an Thüringer über 65 Jahren versandt.
Wegen Wagners Konterfei auf der Todesmarschstele, das aus einem der Briefe ausgeschnitten worden sei, wurde laut einem Sprecher der Gedenkstätte Strafanzeige gestellt.
CDU-Spitzenkandidat verurteilt Drohungen
Die Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt nannte diese Bedrohungen inakzeptabel. Teile der Gesellschaft hätten den Anstand verloren, schrieb die Grünen-Politikerin auf X. "Sie wollen einschüchtern und Verteidiger der Demokratie und der Erinnerungskultur mundtot machen."
Der CDU-Spitzenkandidat für die Thüringer Landtagswahl, Mario Voigt, nannte es unerträglich, dass Wagner für seine Arbeit derart angefeindet und bedroht werde. Das Gedenken an den mörderischen NS-Staat müsse gerade in einer Zeit, in der wieder Antisemitismus und Menschenhass um sich greife, mehr denn je wachgehalten werden, schrieb Voigt auf X.