Vorschläge des Bürgerrats Der Weg zu einer gerechteren Bildung
Der bundesweite Bürgerrat Bildung und Lernen hat eine Reihe von Empfehlungen vorgestellt, wie mehr Chancengleichheit im Bildungssystem zu erreichen ist. Die zentrale Formel des Gremiums lautet: früher, besser und länger gemeinsam lernen.
Leistung in der Schule allein reicht nicht. Wer in Deutschland schließlich mit welchem Schul- oder Berufsabschluss wo arbeitet, hängt noch immer ganz wesentlich vom Bildungsgrad und Kontostand der Eltern ab.
Das Problem ist seit Jahren bekannt, dennoch drehen sich auch die Empfehlungen des Bürgerrates Bildung und Lernen wieder um die Grundlagen von Chancengleichheit, erzählt Dieter Schulz, der sich im Rat engagiert.
"Wir müssten garantieren, dass jeder so, wie er meint und wie er geneigt ist, eine Chance hat, seine Erstausbildung durchzustehen", sagt Schulz. "Unabhängig von Eltern, auch vom sozialen Umfeld, wie ich gefördert werde - das muss unbedingt gewährleistet sein. Und da haben wir sehr, sehr große Hürden identifiziert."
Zwei verpflichtende Kita-Jahre?
Die Schaffung von Chancengleichheit sollte früh starten, so der Rat, mit einer Kita-Offensive: Mehr Angebote, mehr Mittel, mehr Personal - so könnten Sprachdefizite früh angegangen werden. Ob dazu auch zwei verpflichtende Kita-Jahre vor der Einschulung gehören sollen, ist eine Frage, über die auch im Rat keine Einigkeit herrschte, so Bürgerrats-Mitglied Caroline Kowol.
Das Thema Kita-Pflicht werde kontrovers diskutiert, so Kowol. Dabei gehe es um die Schaffung von Zeiträumen, "in denen die Kinder auch solche Bildungsgrundsätze mitbekommen können."
Ideal einer heterogenen Lerngemeinschaft
Mehr Ganztagsschulangebote, eine Trennung der Schulformen erst nach der Mittelstufe - viele Ideen des Bürgerrates zielen darauf ab, so früh, so viel und so lange wie möglich eine heterogene Lerngemeinschaft zu erhalten, damit sich Stärkere und Schwächere gegenseitig ausgleichen oder unterstützen können. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz und Berliner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch ist da zwiegespalten.
Ich glaube, dass die Gemeinschaftsschule ein guter Ansatzpunkt ist, aber sie ist nicht das Allheilmittel. Sie hat ganz viele gute Aspekte, aber auch andere Schulen müssen inklusiv arbeiten können. Und dafür werbe ich immer. Wir haben Gemeinschaftsschulen, die gibt es übrigens mit unterschiedlichsten Begrifflichkeiten in nahezu allen Bundesländern inzwischen. Aber wir haben auch Studien, die sagen, es gibt nicht überall diese Effekte, die wir uns erhoffen.
Im Bürgerrat sitzen Eltern und Schüler, Polizisten oder Berater für Biodiversität: Fast 300 zufällig ausgewählte Menschen aus der Mitte der Gesellschaft haben die Vorschläge zur Verbesserung der Chancengleichheit im Bildungssystem erarbeitet. Die bunte Mischung ganz unterschiedlicher Perspektiven ist das, was die Bürgerräte erfolgreich machen soll. Ihre Empfehlungen liegen nun vor, ihre Arbeit allerdings geht weiter.