Nach der NRW-Wahl Das neue Selbstbewusstsein der CDU
Der Sieg in NRW hilft auch CDU-Parteichef Merz. Im Gegenzug bekommt er einen weiteren starken Ministerpräsidenten, der ihm in Zukunft noch gefährlich werden könnte.
Im Adenauer-Haus müssen sie das Feiern erst wieder lernen. Es bleibt ruhig auch an diesem Wahlabend. Ein Doppelerfolg für die CDU - nach Schleswig-Holstein nun auch Nordrhein-Westfalen. Es ist Balsam auch für die Bundes-CDU. Ein Sieg in Düsseldorf war allerdings auch die Erwartungshaltung. Hendrik Wüst hat sie erfüllt und damit auch ein bisschen für Friedrich Merz mitgewonnen.
Merz ist in der Heimat geblieben, im Hochsauerland. Das hat er erstmal zum Prinzip erklärt. Er ist nicht im Adenauer-Haus, nicht bei den Niederlagen und auch nicht bei den Erfolgen. Demut und Bescheidenheit tut der CDU nach Jahren der Personalquerelen gut. Sie wissen, Vertrauen ist schnell verspielt, aber nur mühsam zurückzugewinnen.
In Niedersachsen dürfte es schwerer werden
Es liegt noch Arbeit vor der Union, die "kleine Bundestagswahl" ist eben nicht die große. Schon in Niedersachsen dürfte die Welt wieder anders aussehen. 2023 wird in Bremen, Bayern und Hessen gewählt. Und im Bundestagswahljahr heißen die Stolpersteine Sachsen, Thüringen und Hamburg. Die SPD-Hochburg könnte wiederum dem Kanzler helfen.
Die CDU hat heute und schon letzte Woche zumindest bewiesen, dass sie wieder Wahlen gewinnen kann. Jetzt wird vieles davon abhängen, wie sie sich inhaltlich aufstellt. Ende Mai soll der Programmprozess ganz offiziell beginnen. Mit den Wahlerfolgen von Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen kommen auch zwei Ministerpräsidenten, für die Schwarz-Grün genauso geht wie Schwarz-Gelb. Sie werden auch künftig klar und deutlich ihre Positionen einfordern.
Schwarz-Grün - bei einigen in der CDU beliebt
Ganz nebenbei steht da eine Generation bereit, die jederzeit auch in Berlin regieren könnte. Ein Luxusproblem, das vor allem der Bundesvorsitzende gut im Auge behalten dürfte. Spätestens im Herbst beim Programmparteitag in Hannover dürften sich die Landesverbände aus dem Norden und dem Westen auch inhaltlich klar positionieren. Karin Prien, stellvertretende Bundesvorsitzende, hat vergangene Woche schon mal laut Hurra gerufen, auf die Frage, ob jetzt die Frauenquote kommt. Der CDU-Chef sagt nicht Nein dazu, hofft aber immer noch auf eine andere Lösung. Die hatte er intern angekündigt, aber noch nicht verkündet. Es gibt in einigen Landesverbänden noch Gesprächsbedarf.
Auf die Frage, ob jetzt Schwarz-Grün komme, macht Prien heute ebenfalls keinen Hehl, zumindest sei das für sie ein breites und verlässliches Bündnis, das man jetzt schmieden könne. Und fast klingt es so, als sei das auch das Zukunftsmodell für andere Wahlen.
Mit Merz kann man Wahlen gewinnen
Das dürfte wohl nicht allen in der Partei schmecken. Der Wirtschaftsflügel will bei der Neuaufstellung der CDU auch ein Wörtchen mitreden und liebäugelt nach wie vor mit den Liberalen. Sie sehen hier nach wie vor die größten Schnittmengen. Zumindest hat manch einer diesen Wunsch für Schleswig-Holstein noch nicht ganz aufgegeben.
Und der Chef? Er muss den Laden zusammenhalten. Dafür hat er in den vergangenen Tagen zwei Erfolge verbuchen können. Die Botschaft lautet: Mit Merz kann man Wahlen gewinnen. Dafür bekommt er jetzt zwei Ministerpräsidenten, die ihn zum Erfolg tragen und wenn es sein muss auch mal selbstbewusst treiben werden.